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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien/ das II. Buch.

Erlaubet mir/ daß ich dessen in dieser Historien
ein muster weise/ dann weil diese Historien bald je-
dermau bekand ist/ so kan sie desto mehr bekräff[t]igen
was ich euch allhie wil beschreiben.

Es ist noch nicht gar lang/ daß einer genande
Le Bref, ein alter durchtriebenr schalck in Rechts-
sachen vnnd dessen Nam vnter den Advocaten so
wol/ als bey den Medicis vnd Apoteckern Rhebar-
bara/ bekandt ist/ gen Paris kame wegen einer
Rechtfertigung/ welche er in dem Ampt Amiens
verlohren hatte; Appellirte von dem an solchem ort
außgesprochnen Vrtheil vnnd verhoffete er würde
zu Paris besser Recht finden/ wiewol seine Sache
mistfaul ware/ vnd im grund vnd boden nit doch-
te: Er begabe sich aber allda in eine gedingte Kam-
mer vnd verköstigte sich selber/ damit er ja desto we-
niger verzehrete: Er traffe aber zu allem Vnglück
eine solche Wirtin an/ welche über das geld/ das sie
von jm wegen Kammer vnd Bett habe/ allzeit den
Maulesel ohne Nägel vnnd Hammer beschluge/
wie Frantzosen in jhrem gemeinen Sprichwort re-
den/ das ist/ welche allezeit/ wann sie zu Marck
gieng vnnd etwas für le Bref solte einkauffen et-
was von seinem Gelt abzwackete/ in jhren Scekel
stiesse vnnd überredete dann jhn/ dieses oder jenes
hette mehr/ oder so vnnd so viel gekostet: Dann sie
bildete jhr ein/ weil sie mit einem Picarden (von
welchen man in gemein sagt/ daß sie albere vnnd
gar schlechte Leut sein) zuthun hette/ so wolte sie
jhn gar leichtlich überreden/ das Wasser lieffe den
Berg hinauff/ blasen seyen Leuchten/ Citronen

seyn
H ij
Diebshiſtorien/ das II. Buch.

Erlaubet mir/ daß ich deſſen in dieſer Hiſtorien
ein muſter weiſe/ dann weil dieſe Hiſtorien bald je-
dermau bekand iſt/ ſo kan ſie deſto mehr bekraͤff[t]igen
was ich euch allhie wil beſchreiben.

Es iſt noch nicht gar lang/ daß einer genande
Le Bref, ein alter durchtriebenr ſchalck in Rechts-
ſachen vnnd deſſen Nam vnter den Advocaten ſo
wol/ als bey den Medicis vnd Apoteckern Rhebar-
bara/ bekandt iſt/ gen Paris kame wegen einer
Rechtfertigung/ welche er in dem Ampt Amiens
verlohren hatte; Appellirte von dem an ſolchem ort
außgeſprochnen Vrtheil vnnd verhoffete er wuͤrde
zu Paris beſſer Recht finden/ wiewol ſeine Sache
miſtfaul ware/ vnd im grund vnd boden nit doch-
te: Er begabe ſich aber allda in eine gedingte Kam-
mer vnd verkoͤſtigte ſich ſelber/ damit er ja deſto we-
niger verzehrete: Er traffe aber zu allem Vngluͤck
eine ſolche Wirtin an/ welche uͤber das geld/ das ſie
von jm wegen Kammer vnd Bett habe/ allzeit den
Mauleſel ohne Naͤgel vnnd Hammer beſchluge/
wie Frantzoſen in jhrem gemeinen Sprichwort re-
den/ das iſt/ welche allezeit/ wann ſie zu Marck
gieng vnnd etwas fuͤr le Bref ſolte einkauffen et-
was von ſeinem Gelt abzwackete/ in jhren Scekel
ſtieſſe vnnd uͤberꝛedete dann jhn/ dieſes oder jenes
hette mehr/ oder ſo vnnd ſo viel gekoſtet: Dann ſie
bildete jhr ein/ weil ſie mit einem Picarden (von
welchen man in gemein ſagt/ daß ſie albere vnnd
gar ſchlechte Leut ſein) zuthun hette/ ſo wolte ſie
jhn gar leichtlich uͤberꝛeden/ das Waſſer lieffe den
Berg hinauff/ blaſen ſeyen Leuchten/ Citronen

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[115/0125] Diebshiſtorien/ das II. Buch. Erlaubet mir/ daß ich deſſen in dieſer Hiſtorien ein muſter weiſe/ dann weil dieſe Hiſtorien bald je- dermau bekand iſt/ ſo kan ſie deſto mehr bekraͤfftigen was ich euch allhie wil beſchreiben. Es iſt noch nicht gar lang/ daß einer genande Le Bref, ein alter durchtriebenr ſchalck in Rechts- ſachen vnnd deſſen Nam vnter den Advocaten ſo wol/ als bey den Medicis vnd Apoteckern Rhebar- bara/ bekandt iſt/ gen Paris kame wegen einer Rechtfertigung/ welche er in dem Ampt Amiens verlohren hatte; Appellirte von dem an ſolchem ort außgeſprochnen Vrtheil vnnd verhoffete er wuͤrde zu Paris beſſer Recht finden/ wiewol ſeine Sache miſtfaul ware/ vnd im grund vnd boden nit doch- te: Er begabe ſich aber allda in eine gedingte Kam- mer vnd verkoͤſtigte ſich ſelber/ damit er ja deſto we- niger verzehrete: Er traffe aber zu allem Vngluͤck eine ſolche Wirtin an/ welche uͤber das geld/ das ſie von jm wegen Kammer vnd Bett habe/ allzeit den Mauleſel ohne Naͤgel vnnd Hammer beſchluge/ wie Frantzoſen in jhrem gemeinen Sprichwort re- den/ das iſt/ welche allezeit/ wann ſie zu Marck gieng vnnd etwas fuͤr le Bref ſolte einkauffen et- was von ſeinem Gelt abzwackete/ in jhren Scekel ſtieſſe vnnd uͤberꝛedete dann jhn/ dieſes oder jenes hette mehr/ oder ſo vnnd ſo viel gekoſtet: Dann ſie bildete jhr ein/ weil ſie mit einem Picarden (von welchen man in gemein ſagt/ daß ſie albere vnnd gar ſchlechte Leut ſein) zuthun hette/ ſo wolte ſie jhn gar leichtlich uͤberꝛeden/ das Waſſer lieffe den Berg hinauff/ blaſen ſeyen Leuchten/ Citronen ſeyn H ij

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/125>, abgerufen am 29.04.2024.