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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
hette das Beinhauß oder Schinkaut zu Montfau-
con
mit seinen Beinen nicht dörffen füllen: Dann
wie daß ein außbündiger stattlicher Streich ist; al-
lein hatte er jn nit besser/ als an dem Spanier/ wie
wir hören werden/ anlegen vnd beweisen können.

Es wahr/ ein vornehmer Spanier/ welchen ich
für dieses mal will nennen Don Richardo damit
ich ja niemandts erergere: Dann eben diser Boß/
den jhr jetzunder anhören werdet/ ist geschehen/ vnd
sehr gelobet worden/ von einem vnder den grösten
Fürsten/ die jemals in Franckreich die Kron auff
jhrem Haupt tragen werden

Wie nun dieser Don Richardo, entweder deß-
wegen das er gar Melancolisch vnd mit schwartzer
feuchtigkeit in seinem Leiben ware beladen/ oder die-
weil er von Jugendt darzu gewehnet ware worden/
oder dieweil er sonsten eine jnnerliche schwachheit
an seinem Leib hatte/ allzeit pflegete/ Esels milch
zu trincken: Also/ nach dem er gehn Paris kame/
kunde er nirgendts kein Eseleine nach seinem Kopff
vnd Sinn/ antreffen/ sonderlich aber zu Paris/ da
es doch bald eben so viel Esell/ als im Arcadien vnd
Spanin gibet.

Man muste alle Dörffer vmb Paris vmbher
durchlauffen/ damit man die aller reineste vnnd
beste Milch/ so zu finden ware/ für jhn bekommen
möchte: Dann wer diesem Spanier die Eselmilch
hette abgesprochen/ der hette jhm zugleich sein Le-
ben genommen: Dann von seiner Kindheit an/
ware er gewohnet Eselsmilch zu trincken: Ja da
er an seiner Mutter oder Wärterin Brust noch

hie

Beutelſchneider/ oder
hette das Beinhauß oder Schinkaut zu Montfau-
con
mit ſeinen Beinen nicht doͤrffen fuͤllen: Dann
wie daß ein außbuͤndiger ſtattlicher Streich iſt; al-
lein hatte er jn nit beſſer/ als an dem Spanier/ wie
wir hoͤren werden/ anlegen vnd beweiſen koͤnnen.

Es wahr/ ein vornehmer Spanier/ welchen ich
fuͤr dieſes mal will nennen Don Richardo damit
ich ja niemandts erergere: Dann eben diſer Boß/
den jhr jetzunder anhoͤren werdet/ iſt geſchehen/ vnd
ſehr gelobet worden/ von einem vnder den groͤſten
Fuͤrſten/ die jemals in Franckreich die Kron auff
jhrem Haupt tragen werden

Wie nun dieſer Don Richardo, entweder deß-
wegen das er gar Melancoliſch vnd mit ſchwartzer
feuchtigkeit in ſeinem Leiben ware beladen/ oder die-
weil er von Jugendt darzu gewehnet ware worden/
oder dieweil er ſonſten eine jnnerliche ſchwachheit
an ſeinem Leib hatte/ allzeit pflegete/ Eſels milch
zu trincken: Alſo/ nach dem er gehn Paris kame/
kunde er nirgendts kein Eſeleine nach ſeinem Kopff
vnd Sinn/ antreffen/ ſonderlich aber zu Paris/ da
es doch bald eben ſo viel Eſell/ als im Arcadien vnd
Spanin gibet.

Man muſte alle Doͤrffer vmb Paris vmbher
durchlauffen/ damit man die aller reineſte vnnd
beſte Milch/ ſo zu finden ware/ fuͤr jhn bekommen
moͤchte: Dann wer dieſem Spanier die Eſelmilch
hette abgeſprochen/ der hette jhm zugleich ſein Le-
ben genommen: Dann von ſeiner Kindheit an/
ware er gewohnet Eſelsmilch zu trincken: Ja da
er an ſeiner Mutter oder Waͤrterin Bruſt noch

hie
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[280/0290] Beutelſchneider/ oder hette das Beinhauß oder Schinkaut zu Montfau- con mit ſeinen Beinen nicht doͤrffen fuͤllen: Dann wie daß ein außbuͤndiger ſtattlicher Streich iſt; al- lein hatte er jn nit beſſer/ als an dem Spanier/ wie wir hoͤren werden/ anlegen vnd beweiſen koͤnnen. Es wahr/ ein vornehmer Spanier/ welchen ich fuͤr dieſes mal will nennen Don Richardo damit ich ja niemandts erergere: Dann eben diſer Boß/ den jhr jetzunder anhoͤren werdet/ iſt geſchehen/ vnd ſehr gelobet worden/ von einem vnder den groͤſten Fuͤrſten/ die jemals in Franckreich die Kron auff jhrem Haupt tragen werden Wie nun dieſer Don Richardo, entweder deß- wegen das er gar Melancoliſch vnd mit ſchwartzer feuchtigkeit in ſeinem Leiben ware beladen/ oder die- weil er von Jugendt darzu gewehnet ware worden/ oder dieweil er ſonſten eine jnnerliche ſchwachheit an ſeinem Leib hatte/ allzeit pflegete/ Eſels milch zu trincken: Alſo/ nach dem er gehn Paris kame/ kunde er nirgendts kein Eſeleine nach ſeinem Kopff vnd Sinn/ antreffen/ ſonderlich aber zu Paris/ da es doch bald eben ſo viel Eſell/ als im Arcadien vnd Spanin gibet. Man muſte alle Doͤrffer vmb Paris vmbher durchlauffen/ damit man die aller reineſte vnnd beſte Milch/ ſo zu finden ware/ fuͤr jhn bekommen moͤchte: Dann wer dieſem Spanier die Eſelmilch hette abgeſprochen/ der hette jhm zugleich ſein Le- ben genommen: Dann von ſeiner Kindheit an/ ware er gewohnet Eſelsmilch zu trincken: Ja da er an ſeiner Mutter oder Waͤrterin Bruſt noch hie

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/290>, abgerufen am 14.05.2024.