Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Fahrwasser, das heißt, die schifbare Straße
nach seiner Heimath; hingegen war die eigent-
liche Fahrt nach dem festen Lande ihm völlig un-
bekant. Robinson konte sie noch viel weniger
kennen, weil er auf diesem Meere noch niemahls
geschift hatte. Nun war also guter Rath wie-
der theuer.

Endlich siegte Robinsons Begierde, wieder zu
gesitteten Menschen zu kommen über alle Schwie-
rigkeiten und über alle Einwürfe seines Gefährten.
Es ward beschlossen, daß sie gleich am morgenden
Tage alle Anstalten zu ihrer Abreise machen und
dan mit dem ersten, dem besten günstigen Winde,
in Gottes Namen nach der Gegend abfahren wol-
ten, in welcher, nach Freitags Vermuthung,
die nächste Küste des festen Landes lag.

Und hiermit genug für heute: denn es ist
Zeit, daß wir selbst auch Anstalt zu unserer vor-
habenden Nachtwache machen. --

Man versammelte sich hierauf in einer Wach-
stube, alwo die Mutter schon allerlei häusliche
Arbeiten in Bereitschaft hielt, womit die Wa-
chenden sich die Nacht hindurch die Zeit vertrei-

ben
K 3

Fahrwaſſer, das heißt, die ſchifbare Straße
nach ſeiner Heimath; hingegen war die eigent-
liche Fahrt nach dem feſten Lande ihm voͤllig un-
bekant. Robinſon konte ſie noch viel weniger
kennen, weil er auf dieſem Meere noch niemahls
geſchift hatte. Nun war alſo guter Rath wie-
der theuer.

Endlich ſiegte Robinſons Begierde, wieder zu
geſitteten Menſchen zu kommen uͤber alle Schwie-
rigkeiten und uͤber alle Einwuͤrfe ſeines Gefaͤhrten.
Es ward beſchloſſen, daß ſie gleich am morgenden
Tage alle Anſtalten zu ihrer Abreiſe machen und
dan mit dem erſten, dem beſten guͤnſtigen Winde,
in Gottes Namen nach der Gegend abfahren wol-
ten, in welcher, nach Freitags Vermuthung,
die naͤchſte Kuͤſte des feſten Landes lag.

Und hiermit genug fuͤr heute: denn es iſt
Zeit, daß wir ſelbſt auch Anſtalt zu unſerer vor-
habenden Nachtwache machen. —

Man verſammelte ſich hierauf in einer Wach-
ſtube, alwo die Mutter ſchon allerlei haͤusliche
Arbeiten in Bereitſchaft hielt, womit die Wa-
chenden ſich die Nacht hindurch die Zeit vertrei-

ben
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0155" n="149"/><hi rendition="#fr">Fahrwa&#x017F;&#x017F;er,</hi> das heißt, die &#x017F;chifbare Straße<lb/>
nach &#x017F;einer Heimath; hingegen war die eigent-<lb/>
liche Fahrt nach dem fe&#x017F;ten Lande ihm vo&#x0364;llig un-<lb/>
bekant. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> konte &#x017F;ie noch viel weniger<lb/>
kennen, weil er auf die&#x017F;em Meere noch niemahls<lb/>
ge&#x017F;chift hatte. Nun war al&#x017F;o guter Rath wie-<lb/>
der theuer.</p><lb/>
          <p>Endlich &#x017F;iegte <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;ons</hi> Begierde, wieder zu<lb/>
ge&#x017F;itteten Men&#x017F;chen zu kommen u&#x0364;ber alle Schwie-<lb/>
rigkeiten und u&#x0364;ber alle Einwu&#x0364;rfe &#x017F;eines Gefa&#x0364;hrten.<lb/>
Es ward be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie gleich am morgenden<lb/>
Tage alle An&#x017F;talten zu ihrer Abrei&#x017F;e machen und<lb/>
dan mit dem er&#x017F;ten, dem be&#x017F;ten gu&#x0364;n&#x017F;tigen Winde,<lb/>
in Gottes Namen nach der Gegend abfahren wol-<lb/>
ten, in welcher, nach <hi rendition="#fr">Freitags</hi> Vermuthung,<lb/>
die na&#x0364;ch&#x017F;te Ku&#x0364;&#x017F;te des fe&#x017F;ten Landes lag.</p><lb/>
          <p>Und hiermit genug fu&#x0364;r heute: denn es i&#x017F;t<lb/>
Zeit, daß wir &#x017F;elb&#x017F;t auch An&#x017F;talt zu un&#x017F;erer vor-<lb/>
habenden Nachtwache machen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Man ver&#x017F;ammelte &#x017F;ich hierauf in einer Wach-<lb/>
&#x017F;tube, alwo die Mutter &#x017F;chon allerlei ha&#x0364;usliche<lb/>
Arbeiten in Bereit&#x017F;chaft hielt, womit die Wa-<lb/>
chenden &#x017F;ich die Nacht hindurch die Zeit vertrei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0155] Fahrwaſſer, das heißt, die ſchifbare Straße nach ſeiner Heimath; hingegen war die eigent- liche Fahrt nach dem feſten Lande ihm voͤllig un- bekant. Robinſon konte ſie noch viel weniger kennen, weil er auf dieſem Meere noch niemahls geſchift hatte. Nun war alſo guter Rath wie- der theuer. Endlich ſiegte Robinſons Begierde, wieder zu geſitteten Menſchen zu kommen uͤber alle Schwie- rigkeiten und uͤber alle Einwuͤrfe ſeines Gefaͤhrten. Es ward beſchloſſen, daß ſie gleich am morgenden Tage alle Anſtalten zu ihrer Abreiſe machen und dan mit dem erſten, dem beſten guͤnſtigen Winde, in Gottes Namen nach der Gegend abfahren wol- ten, in welcher, nach Freitags Vermuthung, die naͤchſte Kuͤſte des feſten Landes lag. Und hiermit genug fuͤr heute: denn es iſt Zeit, daß wir ſelbſt auch Anſtalt zu unſerer vor- habenden Nachtwache machen. — Man verſammelte ſich hierauf in einer Wach- ſtube, alwo die Mutter ſchon allerlei haͤusliche Arbeiten in Bereitſchaft hielt, womit die Wa- chenden ſich die Nacht hindurch die Zeit vertrei- ben K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/155
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/155>, abgerufen am 30.04.2024.