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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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beredete sich darauf mit Freitag, daß einer von
ihnen nach Hause laufen solte, um auf einen
ganzen Tag Speise, nebst allen vorräthigen
Strikken und was sie von Handwerkszeuge hat-
ten, herzuholen; und weil Freitag am hurtig-
sten auf den Füßen war: so wurde dieser hinge-
sandt und Robinson blieb zurük, um unterdeß
Bäume zu dem Flößholze zu fällen.

Es wurde beinahe Abend ehe Freitag zurük
kam. Robinson hatte unterdeß seine herzliche
Freude an dem Pudel, der ihm, als ein euro-
päischer Landsman überaus lieb und werth war.
Auch der Pudel schien sich über ihn zu freuen und
machte ihm ungeheissen allerlei Künste vor, die
er gelernt hatte. Robinson gab ihm bei Frei-
tags
Zurükkunft von dem herbei gebrachten Es-
sen die erste Porzion, ohngeachtet er selbst den
ganzen Tag über nichts genossen hatte.

Da es zum Glük eine mondhelle Nacht war;
so arbeiteten beide unaufhörlich fort bis nach
Mitternacht. Dan stelte sich aber auch das Be-
dürfniß des Schlafes so dringend ein, daß sie
ihm ohnmöglich länger widerstehen konten.

Ni-

beredete ſich darauf mit Freitag, daß einer von
ihnen nach Hauſe laufen ſolte, um auf einen
ganzen Tag Speiſe, nebſt allen vorraͤthigen
Strikken und was ſie von Handwerkszeuge hat-
ten, herzuholen; und weil Freitag am hurtig-
ſten auf den Fuͤßen war: ſo wurde dieſer hinge-
ſandt und Robinſon blieb zuruͤk, um unterdeß
Baͤume zu dem Floͤßholze zu faͤllen.

Es wurde beinahe Abend ehe Freitag zuruͤk
kam. Robinſon hatte unterdeß ſeine herzliche
Freude an dem Pudel, der ihm, als ein euro-
paͤiſcher Landsman uͤberaus lieb und werth war.
Auch der Pudel ſchien ſich uͤber ihn zu freuen und
machte ihm ungeheiſſen allerlei Kuͤnſte vor, die
er gelernt hatte. Robinſon gab ihm bei Frei-
tags
Zuruͤkkunft von dem herbei gebrachten Eſ-
ſen die erſte Porzion, ohngeachtet er ſelbſt den
ganzen Tag uͤber nichts genoſſen hatte.

Da es zum Gluͤk eine mondhelle Nacht war;
ſo arbeiteten beide unaufhoͤrlich fort bis nach
Mitternacht. Dan ſtelte ſich aber auch das Be-
duͤrfniß des Schlafes ſo dringend ein, daß ſie
ihm ohnmoͤglich laͤnger widerſtehen konten.

Ni-
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[203/0209] beredete ſich darauf mit Freitag, daß einer von ihnen nach Hauſe laufen ſolte, um auf einen ganzen Tag Speiſe, nebſt allen vorraͤthigen Strikken und was ſie von Handwerkszeuge hat- ten, herzuholen; und weil Freitag am hurtig- ſten auf den Fuͤßen war: ſo wurde dieſer hinge- ſandt und Robinſon blieb zuruͤk, um unterdeß Baͤume zu dem Floͤßholze zu faͤllen. Es wurde beinahe Abend ehe Freitag zuruͤk kam. Robinſon hatte unterdeß ſeine herzliche Freude an dem Pudel, der ihm, als ein euro- paͤiſcher Landsman uͤberaus lieb und werth war. Auch der Pudel ſchien ſich uͤber ihn zu freuen und machte ihm ungeheiſſen allerlei Kuͤnſte vor, die er gelernt hatte. Robinſon gab ihm bei Frei- tags Zuruͤkkunft von dem herbei gebrachten Eſ- ſen die erſte Porzion, ohngeachtet er ſelbſt den ganzen Tag uͤber nichts genoſſen hatte. Da es zum Gluͤk eine mondhelle Nacht war; ſo arbeiteten beide unaufhoͤrlich fort bis nach Mitternacht. Dan ſtelte ſich aber auch das Be- duͤrfniß des Schlafes ſo dringend ein, daß ſie ihm ohnmoͤglich laͤnger widerſtehen konten. Ni-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/209>, abgerufen am 27.04.2024.