Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

sie ihm in die Hand, um selbst damit zu schies-
sen. Aber Freitag, der noch viel zu furchtsam
dazu war, bat ihn, es lieber selbst zu thun.
Robinson machte darauf ein Ziel auf hundert
Schritte, ließ Freitag neben sich stehen und
feuerte die Flinte ab.

Es fehlte nicht viel, so wäre Freitag aber-
mahls zu Boden gestürzt: so übernatürlich schien
ihm dasjenige zu sein, was er sahe und hörte.
Das Ziel war von vielen Schrootkörnern getrof-
fen, welche noch ziemlich tief ins Holz hinein-
gedrungen waren. Robinson machte seinen
Freitag aufmerksam darauf, und ließ ihn selbst
den Schluß machen, wie sicher sie nun in Zu-
kunft vor allen feindlichen Anfällen der Wilden
wären, nachdem sie diesen künstlichen Bliz und
Donner in ihre Gewalt bekommen hätten. Frei-
tag
gewan hierdurch und durch Alles, was er
auf dem Schiffe gesehen hatte, eine so tiefe
Ehrfurcht gegen die Europäer und gegen seinen
Herrn insbesondere, daß es ihm viele Tage hin-
durch unmöglich war, sich wieder auf den ver-

trau-

ſie ihm in die Hand, um ſelbſt damit zu ſchieſ-
ſen. Aber Freitag, der noch viel zu furchtſam
dazu war, bat ihn, es lieber ſelbſt zu thun.
Robinſon machte darauf ein Ziel auf hundert
Schritte, ließ Freitag neben ſich ſtehen und
feuerte die Flinte ab.

Es fehlte nicht viel, ſo waͤre Freitag aber-
mahls zu Boden geſtuͤrzt: ſo uͤbernatuͤrlich ſchien
ihm dasjenige zu ſein, was er ſahe und hoͤrte.
Das Ziel war von vielen Schrootkoͤrnern getrof-
fen, welche noch ziemlich tief ins Holz hinein-
gedrungen waren. Robinſon machte ſeinen
Freitag aufmerkſam darauf, und ließ ihn ſelbſt
den Schluß machen, wie ſicher ſie nun in Zu-
kunft vor allen feindlichen Anfaͤllen der Wilden
waͤren, nachdem ſie dieſen kuͤnſtlichen Bliz und
Donner in ihre Gewalt bekommen haͤtten. Frei-
tag
gewan hierdurch und durch Alles, was er
auf dem Schiffe geſehen hatte, eine ſo tiefe
Ehrfurcht gegen die Europaͤer und gegen ſeinen
Herrn insbeſondere, daß es ihm viele Tage hin-
durch unmoͤglich war, ſich wieder auf den ver-

trau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0228" n="222"/>
&#x017F;ie ihm in die Hand, um &#x017F;elb&#x017F;t damit zu &#x017F;chie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Aber <hi rendition="#fr">Freitag,</hi> der noch viel zu furcht&#x017F;am<lb/>
dazu war, bat ihn, es lieber &#x017F;elb&#x017F;t zu thun.<lb/><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> machte darauf ein Ziel auf hundert<lb/>
Schritte, ließ <hi rendition="#fr">Freitag</hi> neben &#x017F;ich &#x017F;tehen und<lb/>
feuerte die Flinte ab.</p><lb/>
          <p>Es fehlte nicht viel, &#x017F;o wa&#x0364;re <hi rendition="#fr">Freitag</hi> aber-<lb/>
mahls zu Boden ge&#x017F;tu&#x0364;rzt: &#x017F;o u&#x0364;bernatu&#x0364;rlich &#x017F;chien<lb/>
ihm dasjenige zu &#x017F;ein, was er &#x017F;ahe und ho&#x0364;rte.<lb/>
Das Ziel war von vielen Schrootko&#x0364;rnern getrof-<lb/>
fen, welche noch ziemlich tief ins Holz hinein-<lb/>
gedrungen waren. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> machte &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#fr">Freitag</hi> aufmerk&#x017F;am darauf, und ließ ihn &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
den Schluß machen, wie &#x017F;icher &#x017F;ie nun in Zu-<lb/>
kunft vor allen feindlichen Anfa&#x0364;llen der Wilden<lb/>
wa&#x0364;ren, nachdem &#x017F;ie die&#x017F;en ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Bliz und<lb/>
Donner in ihre Gewalt bekommen ha&#x0364;tten. <hi rendition="#fr">Frei-<lb/>
tag</hi> gewan hierdurch und durch Alles, was er<lb/>
auf dem Schiffe ge&#x017F;ehen hatte, eine &#x017F;o tiefe<lb/>
Ehrfurcht gegen die Europa&#x0364;er und gegen &#x017F;einen<lb/>
Herrn insbe&#x017F;ondere, daß es ihm viele Tage hin-<lb/>
durch unmo&#x0364;glich war, &#x017F;ich wieder auf den ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">trau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0228] ſie ihm in die Hand, um ſelbſt damit zu ſchieſ- ſen. Aber Freitag, der noch viel zu furchtſam dazu war, bat ihn, es lieber ſelbſt zu thun. Robinſon machte darauf ein Ziel auf hundert Schritte, ließ Freitag neben ſich ſtehen und feuerte die Flinte ab. Es fehlte nicht viel, ſo waͤre Freitag aber- mahls zu Boden geſtuͤrzt: ſo uͤbernatuͤrlich ſchien ihm dasjenige zu ſein, was er ſahe und hoͤrte. Das Ziel war von vielen Schrootkoͤrnern getrof- fen, welche noch ziemlich tief ins Holz hinein- gedrungen waren. Robinſon machte ſeinen Freitag aufmerkſam darauf, und ließ ihn ſelbſt den Schluß machen, wie ſicher ſie nun in Zu- kunft vor allen feindlichen Anfaͤllen der Wilden waͤren, nachdem ſie dieſen kuͤnſtlichen Bliz und Donner in ihre Gewalt bekommen haͤtten. Frei- tag gewan hierdurch und durch Alles, was er auf dem Schiffe geſehen hatte, eine ſo tiefe Ehrfurcht gegen die Europaͤer und gegen ſeinen Herrn insbeſondere, daß es ihm viele Tage hin- durch unmoͤglich war, ſich wieder auf den ver- trau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/228
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/228>, abgerufen am 07.05.2024.