Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. werde darnach mit dieser meiner Haut umbgeben werden/ und werde in meinem Fleisch Gott sehen/ denselben werde ich mir sehen/ und meine Augen werden Jhn schawen/ und kein frembder. Joh. 19/25.26.27. Wer ist aber Saulus gewesen/ möcht alhier ein Andächtiges Hertz nicht unbil- lich dencken/ oder sagen? Jst Er denn etwa bißher ein so grosser Heiliger/ und umb die Kirche Gottes wolverdienter Mann gewesen/ daß Jhm Gott der HErr so grosse und vielfältige Gnade und Barmhertzigkeit erwiesen hat? Nein/ keines weges/ sondern Saulus ist vor seiner Bekeh- rung ein grosser Sünder/ und recht elender Mensch gewe- sen. Denn Er ja in unserm Text selbst gestehet und bekent/ daß Er ein Lästerer/ ein Verfolger/ und ein Schmeher des HErrn Christi gewesen/ wiewol Ers unwissend/ und im Unglauben gethan habe. Da hören wir das Saulus vor seiner Bekehrung nicht unter die Gottselige/ fromme/ und heiligen gezehlet werden könne; viel weniger Engel- rein; sondern ein Lästerer gewesen sey/ welch er den ewigen Sohn Gottes/ seines und unser aller Heyland/ mit seinen Munde gelästert und geschendet; auch bey dem Lästern es nicht habe bleiben lassen: sondern über diß den Unschuldi- gen HErrn Jesum in seinen Gliedmassen grawsam ver- folget habe. Wie wir denn wissen/ daß/ als der heilige Mann Gottes Stephanus/ gantz unverdienter Weise/ gesteinigt worden/ Er nicht allein wolgefallen an seinem Tode gehat: Apostelg. 8/ 1. sondern auch wider die andern Jünger des HErrn mit dräwen und morden geschnaubet habe/ und zum Hohenpriester gegangen sey/ und Jhn umb Brieffe gebeten habe/ gen Damascon an die Schule/ auff daß / so Er etliche Jünger dieses Weges fünde/ Er sie ge- bunden gen Jerusalem führen möchte. Cap. 9. v. 1. 2. Dan- nenhero C ij
Chriſtliche Leich-Predigt. werde darnach mit dieſer meiner Haut umbgeben werden/ und werde in meinem Fleiſch Gott ſehen/ denſelben werde ich mir ſehen/ und meine Augen werden Jhn ſchawen/ und kein frembder. Joh. 19/25.26.27. Wer iſt aber Saulus geweſen/ moͤcht alhier ein Andaͤchtiges Hertz nicht unbil- lich dencken/ oder ſagen? Jſt Er denn etwa bißher ein ſo groſſer Heiliger/ und umb die Kirche Gottes wolverdienter Mann geweſen/ daß Jhm Gott der HErr ſo groſſe und vielfaͤltige Gnade und Barmhertzigkeit erwieſen hat? Nein/ keines weges/ ſondern Saulus iſt vor ſeiner Bekeh- rung ein groſſer Suͤnder/ und recht elender Menſch gewe- ſen. Denn Er ja in unſerm Text ſelbſt geſtehet und bekent/ daß Er ein Laͤſterer/ ein Verfolger/ und ein Schmeher des HErrn Chriſti geweſen/ wiewol Ers unwiſſend/ und im Unglauben gethan habe. Da hoͤren wir das Saulus vor ſeiner Bekehrung nicht unter die Gottſelige/ fromme/ und heiligen gezehlet werden koͤnne; viel weniger Engel- rein; ſondern ein Laͤſterer geweſen ſey/ welch er den ewigen Sohn Gottes/ ſeines und unſer aller Heyland/ mit ſeinen Munde gelaͤſtert und geſchendet; auch bey dem Laͤſtern es nicht habe bleiben laſſen: ſondern uͤber diß den Unſchuldi- gen HErrn Jeſum in ſeinen Gliedmaſſen grawſam ver- folget habe. Wie wir denn wiſſen/ daß/ als der heilige Mann Gottes Stephanus/ gantz unverdienter Weiſe/ geſteinigt worden/ Er nicht allein wolgefallen an ſeinem Tode gehat: Apoſtelg. 8/ 1. ſondern auch wider die andern Juͤnger des HErrn mit draͤwen und morden geſchnaubet habe/ und zum Hohenprieſter gegangen ſey/ und Jhn umb Brieffe gebeten habe/ gen Damaſcon an die Schule/ auff daß / ſo Er etliche Juͤnger dieſes Weges fuͤnde/ Er ſie ge- bunden gen Jeruſalem fuͤhren moͤchte. Cap. 9. v. 1. 2. Dan- nenhero C ij
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Chriſtliche Leich-Predigt.
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werde darnach mit dieſer meiner Haut umbgeben werden/
und werde in meinem Fleiſch Gott ſehen/ denſelben werde
ich mir ſehen/ und meine Augen werden Jhn ſchawen/ und
kein frembder. Joh. 19/25.26.27. Wer iſt aber Saulus
geweſen/ moͤcht alhier ein Andaͤchtiges Hertz nicht unbil-
lich dencken/ oder ſagen? Jſt Er denn etwa bißher ein ſo
groſſer Heiliger/ und umb die Kirche Gottes wolverdienter
Mann geweſen/ daß Jhm Gott der HErr ſo groſſe und
vielfaͤltige Gnade und Barmhertzigkeit erwieſen hat?
Nein/ keines weges/ ſondern Saulus iſt vor ſeiner Bekeh-
rung ein groſſer Suͤnder/ und recht elender Menſch gewe-
ſen. Denn Er ja in unſerm Text ſelbſt geſtehet und bekent/
daß Er ein Laͤſterer/ ein Verfolger/ und ein Schmeher des
HErrn Chriſti geweſen/ wiewol Ers unwiſſend/ und im
Unglauben gethan habe. Da hoͤren wir das Saulus vor
ſeiner Bekehrung nicht unter die Gottſelige/ fromme/ und
heiligen gezehlet werden koͤnne; viel weniger Engel-
rein; ſondern ein Laͤſterer geweſen ſey/ welch er den ewigen
Sohn Gottes/ ſeines und unſer aller Heyland/ mit ſeinen
Munde gelaͤſtert und geſchendet; auch bey dem Laͤſtern es
nicht habe bleiben laſſen: ſondern uͤber diß den Unſchuldi-
gen HErrn Jeſum in ſeinen Gliedmaſſen grawſam ver-
folget habe. Wie wir denn wiſſen/ daß/ als der heilige
Mann Gottes Stephanus/ gantz unverdienter Weiſe/
geſteinigt worden/ Er nicht allein wolgefallen an ſeinem
Tode gehat: Apoſtelg. 8/ 1. ſondern auch wider die andern
Juͤnger des HErrn mit draͤwen und morden geſchnaubet
habe/ und zum Hohenprieſter gegangen ſey/ und Jhn umb
Brieffe gebeten habe/ gen Damaſcon an die Schule/ auff
daß / ſo Er etliche Juͤnger dieſes Weges fuͤnde/ Er ſie ge-
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Zitationshilfe: | Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/21>, abgerufen am 27.07.2024. |