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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Die Erben.
lassen, die Verheissungen ihrer Propheten zu erfüllen, und nach
bestem Wissen und Gewissen "die fremden Völker zu fressen";
sagten sie doch schon zu Lebzeiten des Moses von sich selbst, sie
seien "als wie die Heuschrecken"; man muss aber das Judentum von
den Juden trennen und zugeben, dass das Judentum, als Idee, zu den
konservativsten Gedanken der Welt gehört. Der Begriff der physischen
Rasseneinheit und -reinheit, welcher den Kern des Judentums aus-
macht, bedeutet die Anerkennung einer grundlegenden physiologischen
Thatsache des Lebens; wo immer wir auch Leben beobachten, vom
Schimmelpilz bis zum edlen Rosse, bemerken wir die Bedeutung der
"Rasse": das Judentum heiligte dieses Naturgesetz. Darum drang es
auch in jenem kritischen Augenblick der Weltgeschichte, wo eine
reiche Erbschaft ohne würdige Erben dastand, siegreich durch. Es
beförderte nicht die allgemeine Auflösung, im Gegenteil, es gebot
ihr Einhalt. Das jüdische Dogma war wie eine scharfe Säure, die
man in eine in Zersetzung geratene Flüssigkeit giesst, um sie zu
klären und vor dem weiteren Verfaulen zu bewahren. Mag auch
diese Säure nicht Jedem munden, sie hat in der Geschichte der
Kulturepoche, zu der wir gehören, eine so entscheidende Rolle ge-
spielt, dass wir dem Spender Dankbarkeit schulden und anstatt un-
willig zu sein, besser thun werden, uns Klarheit zu verschaffen über die
Bedeutung dieses Eintrittes der Juden in die abendländische
Geschichte
-- für unsere ganze noch im Werden begriffene Kultur
jedenfalls ein Ereignis von unmessbarer Tragweite.

Ein Wort noch zur Erläuterung. Ich rede von Juden, nicht
von Semiten im Allgemeinen; nicht weil ich die Rolle der Letzteren
in der Weltgeschichte verkenne, sondern weil meine Aufgabe zeitlich
und räumlich beschränkt ist. Zwar hatten schon seit vielen Jahr-
hunderten andere Zweige der semitischen Rasse mächtige Reiche an
den Süd- und Ostküsten des Mittelländischen Meeres und Handels-
niederlassungen bis an die Küsten des Atlantischen Ozeans gegründet;
zweifelsohne hatten sie auch manche Anregungen vermittelt und
manche Kenntnisse und Fertigkeiten verbreitet; zu einer näheren
geistigen Berührung zwischen ihnen und den übrigen Einwohnern
des zukünftigen Europa war es jedoch nirgends gekommen. Das
geschah erst durch die Juden; nicht aber durch die Millionen von
Juden, die in der Diaspora lebten, sondern erst durch die christliche
Idee. Erst als die Juden Christum an das Kreuz schlugen, brachen
sie, unwissend, den Bann, der sie bisher in ignorantem Hochmut

Die Erben.
lassen, die Verheissungen ihrer Propheten zu erfüllen, und nach
bestem Wissen und Gewissen »die fremden Völker zu fressen«;
sagten sie doch schon zu Lebzeiten des Moses von sich selbst, sie
seien »als wie die Heuschrecken«; man muss aber das Judentum von
den Juden trennen und zugeben, dass das Judentum, als Idee, zu den
konservativsten Gedanken der Welt gehört. Der Begriff der physischen
Rasseneinheit und -reinheit, welcher den Kern des Judentums aus-
macht, bedeutet die Anerkennung einer grundlegenden physiologischen
Thatsache des Lebens; wo immer wir auch Leben beobachten, vom
Schimmelpilz bis zum edlen Rosse, bemerken wir die Bedeutung der
»Rasse«: das Judentum heiligte dieses Naturgesetz. Darum drang es
auch in jenem kritischen Augenblick der Weltgeschichte, wo eine
reiche Erbschaft ohne würdige Erben dastand, siegreich durch. Es
beförderte nicht die allgemeine Auflösung, im Gegenteil, es gebot
ihr Einhalt. Das jüdische Dogma war wie eine scharfe Säure, die
man in eine in Zersetzung geratene Flüssigkeit giesst, um sie zu
klären und vor dem weiteren Verfaulen zu bewahren. Mag auch
diese Säure nicht Jedem munden, sie hat in der Geschichte der
Kulturepoche, zu der wir gehören, eine so entscheidende Rolle ge-
spielt, dass wir dem Spender Dankbarkeit schulden und anstatt un-
willig zu sein, besser thun werden, uns Klarheit zu verschaffen über die
Bedeutung dieses Eintrittes der Juden in die abendländische
Geschichte
— für unsere ganze noch im Werden begriffene Kultur
jedenfalls ein Ereignis von unmessbarer Tragweite.

Ein Wort noch zur Erläuterung. Ich rede von Juden, nicht
von Semiten im Allgemeinen; nicht weil ich die Rolle der Letzteren
in der Weltgeschichte verkenne, sondern weil meine Aufgabe zeitlich
und räumlich beschränkt ist. Zwar hatten schon seit vielen Jahr-
hunderten andere Zweige der semitischen Rasse mächtige Reiche an
den Süd- und Ostküsten des Mittelländischen Meeres und Handels-
niederlassungen bis an die Küsten des Atlantischen Ozeans gegründet;
zweifelsohne hatten sie auch manche Anregungen vermittelt und
manche Kenntnisse und Fertigkeiten verbreitet; zu einer näheren
geistigen Berührung zwischen ihnen und den übrigen Einwohnern
des zukünftigen Europa war es jedoch nirgends gekommen. Das
geschah erst durch die Juden; nicht aber durch die Millionen von
Juden, die in der Diaspora lebten, sondern erst durch die christliche
Idee. Erst als die Juden Christum an das Kreuz schlugen, brachen
sie, unwissend, den Bann, der sie bisher in ignorantem Hochmut

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[258/0281] Die Erben. lassen, die Verheissungen ihrer Propheten zu erfüllen, und nach bestem Wissen und Gewissen »die fremden Völker zu fressen«; sagten sie doch schon zu Lebzeiten des Moses von sich selbst, sie seien »als wie die Heuschrecken«; man muss aber das Judentum von den Juden trennen und zugeben, dass das Judentum, als Idee, zu den konservativsten Gedanken der Welt gehört. Der Begriff der physischen Rasseneinheit und -reinheit, welcher den Kern des Judentums aus- macht, bedeutet die Anerkennung einer grundlegenden physiologischen Thatsache des Lebens; wo immer wir auch Leben beobachten, vom Schimmelpilz bis zum edlen Rosse, bemerken wir die Bedeutung der »Rasse«: das Judentum heiligte dieses Naturgesetz. Darum drang es auch in jenem kritischen Augenblick der Weltgeschichte, wo eine reiche Erbschaft ohne würdige Erben dastand, siegreich durch. Es beförderte nicht die allgemeine Auflösung, im Gegenteil, es gebot ihr Einhalt. Das jüdische Dogma war wie eine scharfe Säure, die man in eine in Zersetzung geratene Flüssigkeit giesst, um sie zu klären und vor dem weiteren Verfaulen zu bewahren. Mag auch diese Säure nicht Jedem munden, sie hat in der Geschichte der Kulturepoche, zu der wir gehören, eine so entscheidende Rolle ge- spielt, dass wir dem Spender Dankbarkeit schulden und anstatt un- willig zu sein, besser thun werden, uns Klarheit zu verschaffen über die Bedeutung dieses Eintrittes der Juden in die abendländische Geschichte — für unsere ganze noch im Werden begriffene Kultur jedenfalls ein Ereignis von unmessbarer Tragweite. Ein Wort noch zur Erläuterung. Ich rede von Juden, nicht von Semiten im Allgemeinen; nicht weil ich die Rolle der Letzteren in der Weltgeschichte verkenne, sondern weil meine Aufgabe zeitlich und räumlich beschränkt ist. Zwar hatten schon seit vielen Jahr- hunderten andere Zweige der semitischen Rasse mächtige Reiche an den Süd- und Ostküsten des Mittelländischen Meeres und Handels- niederlassungen bis an die Küsten des Atlantischen Ozeans gegründet; zweifelsohne hatten sie auch manche Anregungen vermittelt und manche Kenntnisse und Fertigkeiten verbreitet; zu einer näheren geistigen Berührung zwischen ihnen und den übrigen Einwohnern des zukünftigen Europa war es jedoch nirgends gekommen. Das geschah erst durch die Juden; nicht aber durch die Millionen von Juden, die in der Diaspora lebten, sondern erst durch die christliche Idee. Erst als die Juden Christum an das Kreuz schlugen, brachen sie, unwissend, den Bann, der sie bisher in ignorantem Hochmut

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/281>, abgerufen am 12.05.2024.