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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Nordamerika, in Brasilien, in Ostindien, in der Türkei,
nicht blos in Europa, bestehen canonisch eingeführte
Filialen.

Zuerst kam die Kunde der gemeinsam betenden Mütter
von Lille nach Paris. Was daher einige Frauen in Lille
gethan und so viel Trost und Kraft daraus geschöpft hat-
ten, daß sie ihre andächtige Vereinigung fortsetzten: das
geschah jetzt im größeren Maßstab, unter zahlreicher Be-
theiligung in Paris. Da sich nun mehr und mehr Mütter
dem ersten Kern anschlossen: so gab sich bald das Bedürf-
niß kund, einerseits die Vereinigung dauernd zusammen-
zuhalten - durch gewisse Statuten; und andrerseits sie
so fruchtbringend und anregend wie möglich zu machen
- durch Vorträge über die Pflichten, die Würde, die
Stellung, die Lebensaufgabe der Mutter.

Nach und nach meldeten sich noch viele auswärtige Mit-
glieder zum Anschluß, daß man sehr bald in anderen
Städten Filialen gründete und so lebhaft war die Bethei-
ligung, daß schon im Jahr 1856 der Verein in Paris zur
Erzbruderschaft erhoben und mit zwölf vollkommenen Ab-
lässen im Jahr durch päpstliches Breve begnadigt wurde.
Von der Erzbruderschaft gingen nun nach und nach in
alle Weltgegenden die Affiliationsurkunden aus, welche die
canonische Einführung eines Zweigvereins begründen und
bezeugen.

Zehn Jahre später wurde der erste Verein in Deutsch-
land zu Mainz gegründet. Seitdem hat nun der Verein
einen recht erfreulichen und trostreichen Fortschritt ge-
wonnen, denn es beginnt die Theilnahme für die Christ-
lichen Mütter, die Frage nach ihnen, an verschiedenen Orten
zu erwachen und die Gründungen mehren sich.

Nun ja! es ist ein Verein mehr zwischen zahllosen
Vereinen! - dies erwidert man vielleicht. Freilich wäre
er der Zahl nach zu entbehren, das räume ich gern ein;
aber nicht dem Wesen, nicht dem Ziel nach. Denn wir
dürfen uns nicht darüber täuschen: die Familie ist mit
Zerfall bedroht. Glaubensfeindschaft herrscht bereits -
oder soll in nächster Zukunft herrschen - in der Volks-
schule, in den Werkstätten, in den höheren Bildungsanstalten,
in der Tagespresse u. s. w. Ist der Glaube aus den

Nordamerika, in Brasilien, in Ostindien, in der Türkei,
nicht blos in Europa, bestehen canonisch eingeführte
Filialen.

Zuerst kam die Kunde der gemeinsam betenden Mütter
von Lille nach Paris. Was daher einige Frauen in Lille
gethan und so viel Trost und Kraft daraus geschöpft hat-
ten, daß sie ihre andächtige Vereinigung fortsetzten: das
geschah jetzt im größeren Maßstab, unter zahlreicher Be-
theiligung in Paris. Da sich nun mehr und mehr Mütter
dem ersten Kern anschlossen: so gab sich bald das Bedürf-
niß kund, einerseits die Vereinigung dauernd zusammen-
zuhalten – durch gewisse Statuten; und andrerseits sie
so fruchtbringend und anregend wie möglich zu machen
– durch Vorträge über die Pflichten, die Würde, die
Stellung, die Lebensaufgabe der Mutter.

Nach und nach meldeten sich noch viele auswärtige Mit-
glieder zum Anschluß, daß man sehr bald in anderen
Städten Filialen gründete und so lebhaft war die Bethei-
ligung, daß schon im Jahr 1856 der Verein in Paris zur
Erzbruderschaft erhoben und mit zwölf vollkommenen Ab-
lässen im Jahr durch päpstliches Breve begnadigt wurde.
Von der Erzbruderschaft gingen nun nach und nach in
alle Weltgegenden die Affiliationsurkunden aus, welche die
canonische Einführung eines Zweigvereins begründen und
bezeugen.

Zehn Jahre später wurde der erste Verein in Deutsch-
land zu Mainz gegründet. Seitdem hat nun der Verein
einen recht erfreulichen und trostreichen Fortschritt ge-
wonnen, denn es beginnt die Theilnahme für die Christ-
lichen Mütter, die Frage nach ihnen, an verschiedenen Orten
zu erwachen und die Gründungen mehren sich.

Nun ja! es ist ein Verein mehr zwischen zahllosen
Vereinen! – dies erwidert man vielleicht. Freilich wäre
er der Zahl nach zu entbehren, das räume ich gern ein;
aber nicht dem Wesen, nicht dem Ziel nach. Denn wir
dürfen uns nicht darüber täuschen: die Familie ist mit
Zerfall bedroht. Glaubensfeindschaft herrscht bereits -
oder soll in nächster Zukunft herrschen – in der Volks-
schule, in den Werkstätten, in den höheren Bildungsanstalten,
in der Tagespresse u. s. w. Ist der Glaube aus den

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[134/0345] Nordamerika, in Brasilien, in Ostindien, in der Türkei, nicht blos in Europa, bestehen canonisch eingeführte Filialen. Zuerst kam die Kunde der gemeinsam betenden Mütter von Lille nach Paris. Was daher einige Frauen in Lille gethan und so viel Trost und Kraft daraus geschöpft hat- ten, daß sie ihre andächtige Vereinigung fortsetzten: das geschah jetzt im größeren Maßstab, unter zahlreicher Be- theiligung in Paris. Da sich nun mehr und mehr Mütter dem ersten Kern anschlossen: so gab sich bald das Bedürf- niß kund, einerseits die Vereinigung dauernd zusammen- zuhalten – durch gewisse Statuten; und andrerseits sie so fruchtbringend und anregend wie möglich zu machen – durch Vorträge über die Pflichten, die Würde, die Stellung, die Lebensaufgabe der Mutter. Nach und nach meldeten sich noch viele auswärtige Mit- glieder zum Anschluß, daß man sehr bald in anderen Städten Filialen gründete und so lebhaft war die Bethei- ligung, daß schon im Jahr 1856 der Verein in Paris zur Erzbruderschaft erhoben und mit zwölf vollkommenen Ab- lässen im Jahr durch päpstliches Breve begnadigt wurde. Von der Erzbruderschaft gingen nun nach und nach in alle Weltgegenden die Affiliationsurkunden aus, welche die canonische Einführung eines Zweigvereins begründen und bezeugen. Zehn Jahre später wurde der erste Verein in Deutsch- land zu Mainz gegründet. Seitdem hat nun der Verein einen recht erfreulichen und trostreichen Fortschritt ge- wonnen, denn es beginnt die Theilnahme für die Christ- lichen Mütter, die Frage nach ihnen, an verschiedenen Orten zu erwachen und die Gründungen mehren sich. Nun ja! es ist ein Verein mehr zwischen zahllosen Vereinen! – dies erwidert man vielleicht. Freilich wäre er der Zahl nach zu entbehren, das räume ich gern ein; aber nicht dem Wesen, nicht dem Ziel nach. Denn wir dürfen uns nicht darüber täuschen: die Familie ist mit Zerfall bedroht. Glaubensfeindschaft herrscht bereits - oder soll in nächster Zukunft herrschen – in der Volks- schule, in den Werkstätten, in den höheren Bildungsanstalten, in der Tagespresse u. s. w. Ist der Glaube aus den

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Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/345>, abgerufen am 28.04.2024.