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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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wir zu den wahrhaft christlichen und in solchen Ue-
bungen gebührend eifrigen Vätern rechnen dürfen,
nicht grad so groß; aber das unterliegt keinem Zwei-
fel, daß grad unter denen, welche zu dieser Zahl ge-
hören, die echten, wahren Männer zu finden seien.
Wer würde wohl jenen Führern des Centrums im
Abgeordnetenhause zu Berlin die echte, volle Man-
neswürde streitig zu machen sich erkühnen; schauet
ja die ganze katholische Welt auf sie als auf eine
Zierde ihrer Männerwelt; selbst die Gegner können
ihnen die Anerkennung nicht versagen. Nun wohl,
von ihnen ist es bekannt, daß sie wie überhaupt treue
und eifrige Glieder der h. Kirche, insbesondere in
allen jenen hh. Uebungen eifrig sind.*) - Oder
wäre es für den Mann nach der Art seiner Lebens-
stellung nicht möglich, sich durch den gebührenden
Eifer in den religiösen Uebungen als einen wahrhaft
christlichen Vater zu erweisen? Wer das behaupten
wollte, würde ohne Weiteres widerlegt durch den Um-
stand, daß es ja in allen Klassen und Ständen
wirklich Väter gab und giebt, welche es also hal-
ten. Wodurch könnte es auch geschehen, daß das
einem Vater unmöglich wäre? Das hieße ja grad
so viel, als es sei ihm unmöglich, ein wahrhaft
christliches Leben zu führen. Beides ist ganz dasselbe.
Ein wenig beschwerlich - wir geben es zu - kann
das Eine oder Andere hier und dort dem Vater wer-
den, und eine gewisse Anstrengung, Mühewaltung

*) Einer aus ihnen ging nach dem Tode seiner ihm
so hochtheuern Frau und, so lange ihre Leiche nicht zu
Grabe bestattet war, jeden Morgen zur h. Communion,
um dort sich Trost und Kraft zu schöpfen in seinem großen
Leide.

wir zu den wahrhaft christlichen und in solchen Ue-
bungen gebührend eifrigen Vätern rechnen dürfen,
nicht grad so groß; aber das unterliegt keinem Zwei-
fel, daß grad unter denen, welche zu dieser Zahl ge-
hören, die echten, wahren Männer zu finden seien.
Wer würde wohl jenen Führern des Centrums im
Abgeordnetenhause zu Berlin die echte, volle Man-
neswürde streitig zu machen sich erkühnen; schauet
ja die ganze katholische Welt auf sie als auf eine
Zierde ihrer Männerwelt; selbst die Gegner können
ihnen die Anerkennung nicht versagen. Nun wohl,
von ihnen ist es bekannt, daß sie wie überhaupt treue
und eifrige Glieder der h. Kirche, insbesondere in
allen jenen hh. Uebungen eifrig sind.*) – Oder
wäre es für den Mann nach der Art seiner Lebens-
stellung nicht möglich, sich durch den gebührenden
Eifer in den religiösen Uebungen als einen wahrhaft
christlichen Vater zu erweisen? Wer das behaupten
wollte, würde ohne Weiteres widerlegt durch den Um-
stand, daß es ja in allen Klassen und Ständen
wirklich Väter gab und giebt, welche es also hal-
ten. Wodurch könnte es auch geschehen, daß das
einem Vater unmöglich wäre? Das hieße ja grad
so viel, als es sei ihm unmöglich, ein wahrhaft
christliches Leben zu führen. Beides ist ganz dasselbe.
Ein wenig beschwerlich – wir geben es zu – kann
das Eine oder Andere hier und dort dem Vater wer-
den, und eine gewisse Anstrengung, Mühewaltung

*) Einer aus ihnen ging nach dem Tode seiner ihm
so hochtheuern Frau und, so lange ihre Leiche nicht zu
Grabe bestattet war, jeden Morgen zur h. Communion,
um dort sich Trost und Kraft zu schöpfen in seinem großen
Leide.
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[55/0058] wir zu den wahrhaft christlichen und in solchen Ue- bungen gebührend eifrigen Vätern rechnen dürfen, nicht grad so groß; aber das unterliegt keinem Zwei- fel, daß grad unter denen, welche zu dieser Zahl ge- hören, die echten, wahren Männer zu finden seien. Wer würde wohl jenen Führern des Centrums im Abgeordnetenhause zu Berlin die echte, volle Man- neswürde streitig zu machen sich erkühnen; schauet ja die ganze katholische Welt auf sie als auf eine Zierde ihrer Männerwelt; selbst die Gegner können ihnen die Anerkennung nicht versagen. Nun wohl, von ihnen ist es bekannt, daß sie wie überhaupt treue und eifrige Glieder der h. Kirche, insbesondere in allen jenen hh. Uebungen eifrig sind. *) – Oder wäre es für den Mann nach der Art seiner Lebens- stellung nicht möglich, sich durch den gebührenden Eifer in den religiösen Uebungen als einen wahrhaft christlichen Vater zu erweisen? Wer das behaupten wollte, würde ohne Weiteres widerlegt durch den Um- stand, daß es ja in allen Klassen und Ständen wirklich Väter gab und giebt, welche es also hal- ten. Wodurch könnte es auch geschehen, daß das einem Vater unmöglich wäre? Das hieße ja grad so viel, als es sei ihm unmöglich, ein wahrhaft christliches Leben zu führen. Beides ist ganz dasselbe. Ein wenig beschwerlich – wir geben es zu – kann das Eine oder Andere hier und dort dem Vater wer- den, und eine gewisse Anstrengung, Mühewaltung *) Einer aus ihnen ging nach dem Tode seiner ihm so hochtheuern Frau und, so lange ihre Leiche nicht zu Grabe bestattet war, jeden Morgen zur h. Communion, um dort sich Trost und Kraft zu schöpfen in seinem großen Leide.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/58>, abgerufen am 26.04.2024.