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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vorrede.
ret/ solches auch predigen und auffzeichnen lassen. Hierauff
stellet er uns vor die Eigenschafft desselbigen/ in dem er
zu verstehen gibt/ daß das Göttliche Wort sey durchleutert:
welche Art zu reden genommen ist von denen Schmeltzern/
die Gold und Silber im Ofen prüfen/ saubern/ und reini-
gen. Also saget der König und Prophet David Ps. 12. v. 7.
Die Rede des HErrn ist lauter/ wie durchleutert Sil-
ber im erdenen Tiegel bewäret siebenmal.
Welche Wort
der fromme und gelehrte Theologus, Herr Johannes Matthesius
seliger/ weiland Pfarrer im Jochimsthal in der sechsten Pre-
digt seiner Sareptae, oder Berg-Postill fol. 59. b. & fol. 60. a.
"folgender masse auslegt: Hie höret ihr Bergleute (sagt er da-
"selbst) dz der H. Geist im Evangelio auff Bergleufftige Wei-
"se redet/ und vergleichet die reine Lehre einem reinen/ oder ge-
fewerten Silber/ das auff sieben Testen oder Tiegeln abgan-
"gen/ und auff das Höchste gebrant ist/ und seine 16. Loth bey
"einem Heller oder Grän helt. Denn das wisset ihr/ lieben
"Freunde/ ob wol mancherley Schmeltzen ist/ und ein iedes
Silber/ Ertz/ und Land hat seine Weise/ wie man es pur lau-
"ter/ oder fein machen sol/ so hat es doch mit etlichen unsern
"Ertzen die Gestalt/ daß sie vorhin ehe sie geschmeltzet/ et-
liche mahl durchs Fewer gehen müssen/ wo die Gänge fest
"und knaurig seyn/ daß kein Stahl darauff hafften will/ muß
"man setzen/ und ein Fewer fürs Orth machen/ wie Hannibal
"das Gebirge in Hispanien mit Fewer und Essig hube. Bis-
weilen so die Ertz wilde/ speisig/ oder heiß greng seyn/ muß
"man sie zuvor rösten/ und die Vnart ihnen aus- oder ab- oder
"zu Tod brennen/ nach mals setzt man sie durch den Ofen/ und
geweltiget sie mit dem Geplese/ und bringet sie ins Bley/
"welches im Treibeherd sampt der Wildigkeit/ und Vnrei-

nig-

Vorrede.
ret/ ſolches auch predigen und auffzeichnen laſſen. Hierauff
ſtellet er uns vor die Eigenſchafft deſſelbigen/ in dem er
zu verſtehen gibt/ daß das Goͤttliche Wort ſey durchleutert:
welche Art zu reden genommen iſt von denen Schmeltzern/
die Gold und Silber im Ofen pruͤfen/ ſaubern/ und reini-
gen. Alſo ſaget der Koͤnig und Prophet David Pſ. 12. v. 7.
Die Rede des HErrn iſt lauter/ wie durchleutert Sil-
ber im erdenen Tiegel bewaͤret ſiebenmal.
Welche Wort
der fromme und gelehrte Theologus, Herr Johannes Mattheſius
ſeliger/ weiland Pfarrer im Jochimsthal in der ſechſten Pre-
digt ſeiner Sareptæ, oder Berg-Poſtill fol. 59. b. & fol. 60. a.
”folgender maſſè auslegt: Hie hoͤret ihr Bergleute (ſagt er da-
”ſelbſt) dz der H. Geiſt im Evangelio auff Bergleufftige Wei-
”ſe redet/ und vergleichet die reine Lehre einem reinen/ oder ge-
fewerten Silber/ das auff ſieben Teſten oder Tiegeln abgan-
”gen/ und auff das Hoͤchſte gebrant iſt/ und ſeine 16. Loth bey
”einem Heller oder Graͤn helt. Denn das wiſſet ihr/ lieben
”Freunde/ ob wol mancherley Schmeltzen iſt/ und ein iedes
Silber/ Ertz/ und Land hat ſeine Weiſe/ wie man es pur lau-
”ter/ oder fein machen ſol/ ſo hat es doch mit etlichen unſern
”Ertzen die Geſtalt/ daß ſie vorhin ehe ſie geſchmeltzet/ et-
liche mahl durchs Fewer gehen muͤſſen/ wo die Gaͤnge feſt
”und knaurig ſeyn/ daß kein Stahl darauff hafften will/ muß
”man ſetzen/ und ein Fewer fuͤrs Orth machen/ wie Hannibal
”das Gebirge in Hiſpanien mit Fewer und Eſſig hube. Bis-
weilen ſo die Ertz wilde/ ſpeiſig/ oder heiß greng ſeyn/ muß
”man ſie zuvor roͤſten/ und die Vnart ihnen aus- oder ab- oder
”zu Tod brennen/ nach mals ſetzt man ſie durch den Ofen/ und
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”welches im Treibeherd ſampt der Wildigkeit/ und Vnrei-

nig-
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[0008] Vorrede. ret/ ſolches auch predigen und auffzeichnen laſſen. Hierauff ſtellet er uns vor die Eigenſchafft deſſelbigen/ in dem er zu verſtehen gibt/ daß das Goͤttliche Wort ſey durchleutert: welche Art zu reden genommen iſt von denen Schmeltzern/ die Gold und Silber im Ofen pruͤfen/ ſaubern/ und reini- gen. Alſo ſaget der Koͤnig und Prophet David Pſ. 12. v. 7. Die Rede des HErrn iſt lauter/ wie durchleutert Sil- ber im erdenen Tiegel bewaͤret ſiebenmal. Welche Wort der fromme und gelehrte Theologus, Herr Johannes Mattheſius ſeliger/ weiland Pfarrer im Jochimsthal in der ſechſten Pre- digt ſeiner Sareptæ, oder Berg-Poſtill fol. 59. b. & fol. 60. a. ”folgender maſſè auslegt: Hie hoͤret ihr Bergleute (ſagt er da- ”ſelbſt) dz der H. Geiſt im Evangelio auff Bergleufftige Wei- ”ſe redet/ und vergleichet die reine Lehre einem reinen/ oder ge- fewerten Silber/ das auff ſieben Teſten oder Tiegeln abgan- ”gen/ und auff das Hoͤchſte gebrant iſt/ und ſeine 16. Loth bey ”einem Heller oder Graͤn helt. Denn das wiſſet ihr/ lieben ”Freunde/ ob wol mancherley Schmeltzen iſt/ und ein iedes Silber/ Ertz/ und Land hat ſeine Weiſe/ wie man es pur lau- ”ter/ oder fein machen ſol/ ſo hat es doch mit etlichen unſern ”Ertzen die Geſtalt/ daß ſie vorhin ehe ſie geſchmeltzet/ et- liche mahl durchs Fewer gehen muͤſſen/ wo die Gaͤnge feſt ”und knaurig ſeyn/ daß kein Stahl darauff hafften will/ muß ”man ſetzen/ und ein Fewer fuͤrs Orth machen/ wie Hannibal ”das Gebirge in Hiſpanien mit Fewer und Eſſig hube. Bis- weilen ſo die Ertz wilde/ ſpeiſig/ oder heiß greng ſeyn/ muß ”man ſie zuvor roͤſten/ und die Vnart ihnen aus- oder ab- oder ”zu Tod brennen/ nach mals ſetzt man ſie durch den Ofen/ und geweltiget ſie mit dem Gepleſe/ und bringet ſie ins Bley/ ”welches im Treibeherd ſampt der Wildigkeit/ und Vnrei- nig-

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/8>, abgerufen am 29.04.2024.