Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
spricht/ nur kriech zum Creutz herzu/ im Gesetz ist weder Rast
noch Ruh/ mit allen seinen Wercken.

II. Instrumentum Reformationis, Eins von den Liedern/ da-
durch das Werck der Reformation gewaltig promovirt/ und dem Rö-
mischen Thier viel tausend Seelen auß dem Rachen gerissen worden/ als
welchem nicht so bald der Flug benommen/ und die Flügel beschrotten
werden können/ als andern Büchern Lutheri. Es ist in frommen
Hertzen/ sonderlich bey den Handwercks-Gesellen und andern Reißigen
in ihren Sinnen und Gedancken blieben/ von Mund zu Mund gebracht/
und gelernet worden/ und viel geist-hungerige Seelen erquickt/ wie Ge-
gentheil selbst darüber geklagt/ sonderlich Adam Contzen. l. 1. politic.
c.
18. Darum auch dieses Lied

III. Spina in oculis, ein Dorn in den Augen der Warheits-
Feinden zu allen und jeden Zeiten gewesen/ sie haben dasselbe cavillirt/
außhollhippt/ ja gantz verkehrt/ dann dieweil es so tieff in das Hertz einge-
wurtzelt/ daß mans auch unsern Apostatis und Abtrünnigen nicht hat
können abgewöhnen/ so haben sie dasselbe geändert/ und also melodisirt
und stylisirt/ daß man fast die Wolffs-Stimm von der Hirten-Stimm
nicht wol unterscheiden können. Wie sonderlich hieran ein Meisterstück
erwiesen D. David Gregorius Cornerus Prior auff Göttwig/ in seinem
grossen Catholischen Gesang-Buch/ welches Anno 1631. leyder zu Nürn-
berg gedruckt worden/ der fängt an mit diesen Worten: Das Heyl kommt
uns gewißlich her/ auß Gnad und lauter Güte/ und bald darauff: Hier-
auß soll nun ein frommer Christ mit Fleiß und Treuen mercken/ daß zu
dem Heyl von nöthen ist der Glaub sampt guten Wercken.

IV. Ein schönes Weyd-Lied von der guldenen Au/ wie sie Luthe-
rus glossirt ad Ose.
2. Das Thal Achor/ war ein fettes Schaaf-Lager
geweßt. Esa. LXV, 10. davon der Geist GOttes propheceyet: Es werde
die Christliche Kirch im Thal Achor in der Schaaf-Weyd singen/ wie
zur Zeit ihrer Jugend/ da sie auß Egyptenland gezogen/ gleichwie sie ein
Triumph-Lied gesungen/ da sie auß Egypten mit truckenem Fuß gezo-
gen/ angestimmt. Exod. 15. Also wann sie auß dem geistlichen Egypten
und Babylon in dem letsten Welt-Abend werde liberiret werden/ so wer-
de sie auch singen Evangelium Triumphale, jubiliren/ jauchtzen und sa-
gen: Es ist das Heyl uns kommen her. &c. Jst eben das Evangelium
von der guldenen Au/ davon auch David gesungen Ps. 23. und demnach
das erste beneficium pastorale, die süsse Wunderthat der hoch-tröstlichen

Hirten-
Neunter Theil. P

Predigt.
ſpricht/ nur kriech zum Creutz herzu/ im Geſetz iſt weder Raſt
noch Ruh/ mit allen ſeinen Wercken.

II. Inſtrumentum Reformationis, Eins von den Liedern/ da-
durch das Werck der Reformation gewaltig promovirt/ und dem Roͤ-
miſchen Thier viel tauſend Seelen auß dem Rachen geriſſen worden/ als
welchem nicht ſo bald der Flug benommen/ und die Fluͤgel beſchrotten
werden koͤnnen/ als andern Buͤchern Lutheri. Es iſt in frommen
Hertzen/ ſonderlich bey den Handwercks-Geſellen und andern Reißigen
in ihren Sinnen und Gedancken blieben/ von Mund zu Mund gebracht/
und gelernet worden/ und viel geiſt-hungerige Seelen erquickt/ wie Ge-
gentheil ſelbſt daruͤber geklagt/ ſonderlich Adam Contzen. l. 1. politic.
c.
18. Darum auch dieſes Lied

III. Spina in oculis, ein Dorn in den Augen der Warheits-
Feinden zu allen und jeden Zeiten geweſen/ ſie haben daſſelbe cavillirt/
außhollhippt/ ja gantz verkehrt/ dann dieweil es ſo tieff in das Hertz einge-
wurtzelt/ daß mans auch unſern Apoſtatis und Abtruͤnnigen nicht hat
koͤnnen abgewoͤhnen/ ſo haben ſie daſſelbe geaͤndert/ und alſo melodiſirt
und ſtyliſirt/ daß man faſt die Wolffs-Stimm von der Hirten-Stimm
nicht wol unterſcheiden koͤnnen. Wie ſonderlich hieran ein Meiſterſtuͤck
erwieſen D. David Gregorius Cornerus Prior auff Goͤttwig/ in ſeinem
groſſen Catholiſchen Geſang-Buch/ welches Anno 1631. leyder zu Nuͤrn-
berg gedruckt worden/ der faͤngt an mit dieſen Worten: Das Heyl kom̃t
uns gewißlich her/ auß Gnad und lauter Guͤte/ und bald darauff: Hier-
auß ſoll nun ein frommer Chriſt mit Fleiß und Treuen mercken/ daß zu
dem Heyl von noͤthen iſt der Glaub ſampt guten Wercken.

IV. Ein ſchoͤnes Weyd-Lied von der guldenen Au/ wie ſie Luthe-
rus gloſſirt ad Oſe.
2. Das Thal Achor/ war ein fettes Schaaf-Lager
geweßt. Eſa. LXV, 10. davon der Geiſt GOttes propheceyet: Es werde
die Chriſtliche Kirch im Thal Achor in der Schaaf-Weyd ſingen/ wie
zur Zeit ihrer Jugend/ da ſie auß Egyptenland gezogen/ gleichwie ſie ein
Triumph-Lied geſungen/ da ſie auß Egypten mit truckenem Fuß gezo-
gen/ angeſtimmt. Exod. 15. Alſo wann ſie auß dem geiſtlichen Egypten
und Babylon in dem letſten Welt-Abend werde liberiret werden/ ſo wer-
de ſie auch ſingen Evangelium Triumphale, jubiliren/ jauchtzen und ſa-
gen: Es iſt das Heyl uns kommen her. &c. Jſt eben das Evangelium
von der guldenen Au/ davon auch David geſungen Pſ. 23. und demnach
das erſte beneficium paſtorale, die ſuͤſſe Wunderthat der hoch-troͤſtlichen

Hirten-
Neunter Theil. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0133" n="113"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;pricht/ nur kriech zum Creutz herzu/ im Ge&#x017F;etz i&#x017F;t weder Ra&#x017F;t<lb/>
noch Ruh/ mit allen &#x017F;einen Wercken.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">II. In&#x017F;trumentum Reformationis,</hi> Eins von den Liedern/ da-<lb/>
durch das Werck der <hi rendition="#aq">Reformation</hi> gewaltig <hi rendition="#aq">promov</hi>irt/ und dem Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Thier viel tau&#x017F;end Seelen auß dem Rachen geri&#x017F;&#x017F;en worden/ als<lb/>
welchem nicht &#x017F;o bald der Flug benommen/ und die Flu&#x0364;gel be&#x017F;chrotten<lb/>
werden ko&#x0364;nnen/ als andern Bu&#x0364;chern <hi rendition="#aq">Lutheri.</hi> Es i&#x017F;t in frommen<lb/>
Hertzen/ &#x017F;onderlich bey den Handwercks-Ge&#x017F;ellen und andern Reißigen<lb/>
in ihren Sinnen und Gedancken blieben/ von Mund zu Mund gebracht/<lb/>
und gelernet worden/ und viel gei&#x017F;t-hungerige Seelen erquickt/ wie Ge-<lb/>
gentheil &#x017F;elb&#x017F;t daru&#x0364;ber geklagt/ &#x017F;onderlich <hi rendition="#aq">Adam Contzen. l. 1. politic.<lb/>
c.</hi> 18. Darum auch die&#x017F;es Lied</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">III. Spina in oculis,</hi> ein Dorn in den Augen der Warheits-<lb/>
Feinden zu allen und jeden Zeiten gewe&#x017F;en/ &#x017F;ie haben da&#x017F;&#x017F;elbe <hi rendition="#aq">cavill</hi>irt/<lb/>
außhollhippt/ ja gantz verkehrt/ dann dieweil es &#x017F;o tieff in das Hertz einge-<lb/>
wurtzelt/ daß mans auch un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Apo&#x017F;tatis</hi> und Abtru&#x0364;nnigen nicht hat<lb/>
ko&#x0364;nnen abgewo&#x0364;hnen/ &#x017F;o haben &#x017F;ie da&#x017F;&#x017F;elbe gea&#x0364;ndert/ und al&#x017F;o <hi rendition="#aq">melodi&#x017F;i</hi>rt<lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;tyli&#x017F;i</hi>rt/ daß man fa&#x017F;t die Wolffs-Stimm von der Hirten-Stimm<lb/>
nicht wol unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen. Wie &#x017F;onderlich hieran ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
erwie&#x017F;en <hi rendition="#aq">D. David Gregorius Cornerus Prior</hi> auff Go&#x0364;ttwig/ in &#x017F;einem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Catholi&#x017F;chen Ge&#x017F;ang-Buch/ welches Anno 1631. leyder zu Nu&#x0364;rn-<lb/>
berg gedruckt worden/ der fa&#x0364;ngt an mit die&#x017F;en Worten: Das Heyl kom&#x0303;t<lb/>
uns gewißlich her/ auß Gnad und lauter Gu&#x0364;te/ und bald darauff: Hier-<lb/>
auß &#x017F;oll nun ein frommer Chri&#x017F;t mit Fleiß und Treuen mercken/ daß zu<lb/>
dem Heyl von no&#x0364;then i&#x017F;t der Glaub &#x017F;ampt guten Wercken.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ein &#x017F;cho&#x0364;nes Weyd-Lied von der guldenen Au/ wie &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Luthe-<lb/>
rus glo&#x017F;&#x017F;irt ad O&#x017F;e.</hi> 2. Das Thal Achor/ war ein fettes Schaaf-Lager<lb/>
geweßt. <hi rendition="#aq">E&#x017F;a. LXV, 10.</hi> davon der Gei&#x017F;t GOttes propheceyet: Es werde<lb/>
die Chri&#x017F;tliche Kirch im Thal Achor in der Schaaf-Weyd &#x017F;ingen/ wie<lb/>
zur Zeit ihrer Jugend/ da &#x017F;ie auß Egyptenland gezogen/ gleichwie &#x017F;ie ein<lb/>
Triumph-Lied ge&#x017F;ungen/ da &#x017F;ie auß Egypten mit truckenem Fuß gezo-<lb/>
gen/ ange&#x017F;timmt. <hi rendition="#aq">Exod.</hi> 15. Al&#x017F;o wann &#x017F;ie auß dem gei&#x017F;tlichen Egypten<lb/>
und Babylon in dem let&#x017F;ten Welt-Abend werde <hi rendition="#aq">liberi</hi>ret werden/ &#x017F;o wer-<lb/>
de &#x017F;ie auch &#x017F;ingen <hi rendition="#aq">Evangelium Triumphale,</hi> jubiliren/ jauchtzen und &#x017F;a-<lb/>
gen: Es i&#x017F;t das Heyl uns kommen her. &amp;c. J&#x017F;t eben das Evangelium<lb/>
von der guldenen Au/ davon auch David ge&#x017F;ungen <hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 23. und demnach<lb/>
das er&#x017F;te <hi rendition="#aq">beneficium pa&#x017F;torale,</hi> die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wunderthat der hoch-tro&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Neunter Theil.</hi> P</fw><fw place="bottom" type="catch">Hirten-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0133] Predigt. ſpricht/ nur kriech zum Creutz herzu/ im Geſetz iſt weder Raſt noch Ruh/ mit allen ſeinen Wercken. II. Inſtrumentum Reformationis, Eins von den Liedern/ da- durch das Werck der Reformation gewaltig promovirt/ und dem Roͤ- miſchen Thier viel tauſend Seelen auß dem Rachen geriſſen worden/ als welchem nicht ſo bald der Flug benommen/ und die Fluͤgel beſchrotten werden koͤnnen/ als andern Buͤchern Lutheri. Es iſt in frommen Hertzen/ ſonderlich bey den Handwercks-Geſellen und andern Reißigen in ihren Sinnen und Gedancken blieben/ von Mund zu Mund gebracht/ und gelernet worden/ und viel geiſt-hungerige Seelen erquickt/ wie Ge- gentheil ſelbſt daruͤber geklagt/ ſonderlich Adam Contzen. l. 1. politic. c. 18. Darum auch dieſes Lied III. Spina in oculis, ein Dorn in den Augen der Warheits- Feinden zu allen und jeden Zeiten geweſen/ ſie haben daſſelbe cavillirt/ außhollhippt/ ja gantz verkehrt/ dann dieweil es ſo tieff in das Hertz einge- wurtzelt/ daß mans auch unſern Apoſtatis und Abtruͤnnigen nicht hat koͤnnen abgewoͤhnen/ ſo haben ſie daſſelbe geaͤndert/ und alſo melodiſirt und ſtyliſirt/ daß man faſt die Wolffs-Stimm von der Hirten-Stimm nicht wol unterſcheiden koͤnnen. Wie ſonderlich hieran ein Meiſterſtuͤck erwieſen D. David Gregorius Cornerus Prior auff Goͤttwig/ in ſeinem groſſen Catholiſchen Geſang-Buch/ welches Anno 1631. leyder zu Nuͤrn- berg gedruckt worden/ der faͤngt an mit dieſen Worten: Das Heyl kom̃t uns gewißlich her/ auß Gnad und lauter Guͤte/ und bald darauff: Hier- auß ſoll nun ein frommer Chriſt mit Fleiß und Treuen mercken/ daß zu dem Heyl von noͤthen iſt der Glaub ſampt guten Wercken. IV. Ein ſchoͤnes Weyd-Lied von der guldenen Au/ wie ſie Luthe- rus gloſſirt ad Oſe. 2. Das Thal Achor/ war ein fettes Schaaf-Lager geweßt. Eſa. LXV, 10. davon der Geiſt GOttes propheceyet: Es werde die Chriſtliche Kirch im Thal Achor in der Schaaf-Weyd ſingen/ wie zur Zeit ihrer Jugend/ da ſie auß Egyptenland gezogen/ gleichwie ſie ein Triumph-Lied geſungen/ da ſie auß Egypten mit truckenem Fuß gezo- gen/ angeſtimmt. Exod. 15. Alſo wann ſie auß dem geiſtlichen Egypten und Babylon in dem letſten Welt-Abend werde liberiret werden/ ſo wer- de ſie auch ſingen Evangelium Triumphale, jubiliren/ jauchtzen und ſa- gen: Es iſt das Heyl uns kommen her. &c. Jſt eben das Evangelium von der guldenen Au/ davon auch David geſungen Pſ. 23. und demnach das erſte beneficium paſtorale, die ſuͤſſe Wunderthat der hoch-troͤſtlichen Hirten- Neunter Theil. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/133
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/133>, abgerufen am 03.05.2024.