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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Dreyzehende
man leichtlich/ ohne Verzettelung der Brosamen mit der Hand brechen
mocht. 2. Organice praeparatorie, damit es zur vorhabenden Außthei-
lung geschickt sey. Jst M. L. heutiges Tages indifferens, weder gebot-
ten/ noch verbotten/ wie es dann auch in der ersten Kirch frey geweßt.
Etliche orientales schnitten das Brod sacra lancea, logkhe, in welcher
Freyheit wir auch stehen/ und lassen uns davon nicht abtreiben/ nach der
Vermahnung Pauli Galat. 5, 1. So bestehet nun in der Freyheit/
damit uns Christus befreyet hat/ und lasset euch nicht wieder-
um in das knechtische Joch fangen.
Ob wir gleich darüber als
hartnäckige Zänck er nnd Friedenstöhrer vom Gegentheil außgeruffen
werden. Wann sie/ die Zwinglianer/ es frey liessen/ oder nur so fern noth-
wendig hielten/ daß man auch ausser dem actu sacramentali die massam
zertheilen/ und hernach brechen und außtheilen möcht/ wolten wir bald
eines seyn; aber sie greiffen uns unsere Freyheit an/ sie haltens für so
nöthig/ als essential, ohn welche das Sacrament gestümmelt ist.
Fractio panis est de essentia & forma coenae Dominicae, Polan. l. 6. c. 56.
Das Brod-brechen gehöret zum Wesen und Form des heiligen
Abendmahls.
Fractio panis non est indifferens, sed necessaria cere-
monia, & proinde intermitti nunquam debet. Alting. in Syllab. con-
trovers.
Die Brechung des Brods ist kein frey Mittelding/
sondern eine nothwendige Ceremoni/ und daher kan sie niema-
len unterlassen werden.
Aber es seind wol Mucken-Säuger und
Cameel-Verschlucker/ die ihnen in geringen Sachen ein Gewissen ma-
chen/ unterdessen die grösten und wichtigsten Stuck nicht achten. Wir
weichen ihnen hierinnen keinen Fingers breit/ auch nicht ein Augenblick/
und sagen/ es seye ein indifferens, der Noth-Zwang könne mit keinem be-
ständigen Grund der Warheit erhärtet werden.

Nun es wil doch gleichwol dieser Geist nicht bloß stehen/ er hat seine
rationes, darauff er fußet/ wir wollen sie auff die Waag legen. Die 1.
ist Mandatum Christi, was Christus im H. Abendmahl gethan/ das
seind wir zu thun auch verpflichtet. Christi actio nostra institutio. Nun
hat Er das Brod gebrochen/ E. 2. Auctoritas Ecclesiae und Ansehen
der Apostolischen Kirchen/ welche diesen Brauch des Brod-brechens also
fest und genau gehalten/ daß auch das gantze Geheimnuß des H. Abend-
mahls davon den Nahmen bekommen/ Act. 2, 42. c. 20, 7. 3. Repraesen-
tatio passionis,
da gleichsam als in einem Spiegel/ sichtbarn Gemäld
und Bibel das Leiden Christi für Augen gestellet wird: und dann 4. die
Remotio der Meynungen de Tranffubstantiatione & Consubstantia-

tione,

Die Dreyzehende
man leichtlich/ ohne Verzettelung der Broſamen mit der Hand brechen
mocht. 2. Organicè præparatoriè, damit es zur vorhabenden Außthei-
lung geſchickt ſey. Jſt M. L. heutiges Tages indifferens, weder gebot-
ten/ noch verbotten/ wie es dann auch in der erſten Kirch frey geweßt.
Etliche orientales ſchnitten das Brod ſacrâ lanceâ, λόγχῃ, in welcher
Freyheit wir auch ſtehen/ und laſſen uns davon nicht abtreiben/ nach der
Vermahnung Pauli Galat. 5, 1. So beſtehet nun in der Freyheit/
damit uns Chriſtus befreyet hat/ und laſſet euch nicht wieder-
um in das knechtiſche Joch fangen.
Ob wir gleich daruͤber als
hartnaͤckige Zaͤnck er nnd Friedenſtoͤhrer vom Gegentheil außgeruffen
werden. Wann ſie/ die Zwinglianer/ es frey lieſſen/ oder nur ſo fern noth-
wendig hielten/ daß man auch auſſer dem actu ſacramentali die maſſam
zertheilen/ und hernach brechen und außtheilen moͤcht/ wolten wir bald
eines ſeyn; aber ſie greiffen uns unſere Freyheit an/ ſie haltens fuͤr ſo
noͤthig/ als eſſential, ohn welche das Sacrament geſtuͤmmelt iſt.
Fractio panis eſt de eſſentia & forma cœnæ Dominicæ, Polan. l. 6. c. 56.
Das Brod-brechen gehoͤret zum Weſen und Form des heiligen
Abendmahls.
Fractio panis non eſt indifferens, ſed neceſſaria cere-
monia, & proinde intermitti nunquam debet. Alting. in Syllab. con-
troverſ.
Die Brechung des Brods iſt kein frey Mittelding/
ſondern eine nothwendige Ceremoni/ und daher kan ſie niema-
len unterlaſſen werden.
Aber es ſeind wol Mucken-Saͤuger und
Cameel-Verſchlucker/ die ihnen in geringen Sachen ein Gewiſſen ma-
chen/ unterdeſſen die groͤſten und wichtigſten Stuck nicht achten. Wir
weichen ihnen hierinnen keinen Fingers breit/ auch nicht ein Augenblick/
und ſagen/ es ſeye ein indifferens, der Noth-Zwang koͤnne mit keinem be-
ſtaͤndigen Grund der Warheit erhaͤrtet werden.

Nun es wil doch gleichwol dieſer Geiſt nicht bloß ſtehen/ er hat ſeine
rationes, darauff er fußet/ wir wollen ſie auff die Waag legen. Die 1.
iſt Mandatum Chriſti, was Chriſtus im H. Abendmahl gethan/ das
ſeind wir zu thun auch verpflichtet. Chriſti actio noſtra inſtitutio. Nun
hat Er das Brod gebrochen/ E. 2. Auctoritas Eccleſiæ und Anſehen
der Apoſtoliſchen Kirchen/ welche dieſen Brauch des Brod-brechens alſo
feſt und genau gehalten/ daß auch das gantze Geheimnuß des H. Abend-
mahls davon den Nahmen bekommen/ Act. 2, 42. c. 20, 7. 3. Repræſen-
tatio paſſionis,
da gleichſam als in einem Spiegel/ ſichtbarn Gemaͤld
und Bibel das Leiden Chriſti fuͤr Augen geſtellet wird: und dann 4. die
Remotio der Meynungen de Tranffubſtantiatione & Conſubſtantia-

tione,
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[306/0326] Die Dreyzehende man leichtlich/ ohne Verzettelung der Broſamen mit der Hand brechen mocht. 2. Organicè præparatoriè, damit es zur vorhabenden Außthei- lung geſchickt ſey. Jſt M. L. heutiges Tages indifferens, weder gebot- ten/ noch verbotten/ wie es dann auch in der erſten Kirch frey geweßt. Etliche orientales ſchnitten das Brod ſacrâ lanceâ, λόγχῃ, in welcher Freyheit wir auch ſtehen/ und laſſen uns davon nicht abtreiben/ nach der Vermahnung Pauli Galat. 5, 1. So beſtehet nun in der Freyheit/ damit uns Chriſtus befreyet hat/ und laſſet euch nicht wieder- um in das knechtiſche Joch fangen. Ob wir gleich daruͤber als hartnaͤckige Zaͤnck er nnd Friedenſtoͤhrer vom Gegentheil außgeruffen werden. Wann ſie/ die Zwinglianer/ es frey lieſſen/ oder nur ſo fern noth- wendig hielten/ daß man auch auſſer dem actu ſacramentali die maſſam zertheilen/ und hernach brechen und außtheilen moͤcht/ wolten wir bald eines ſeyn; aber ſie greiffen uns unſere Freyheit an/ ſie haltens fuͤr ſo noͤthig/ als eſſential, ohn welche das Sacrament geſtuͤmmelt iſt. Fractio panis eſt de eſſentia & forma cœnæ Dominicæ, Polan. l. 6. c. 56. Das Brod-brechen gehoͤret zum Weſen und Form des heiligen Abendmahls. Fractio panis non eſt indifferens, ſed neceſſaria cere- monia, & proinde intermitti nunquam debet. Alting. in Syllab. con- troverſ. Die Brechung des Brods iſt kein frey Mittelding/ ſondern eine nothwendige Ceremoni/ und daher kan ſie niema- len unterlaſſen werden. Aber es ſeind wol Mucken-Saͤuger und Cameel-Verſchlucker/ die ihnen in geringen Sachen ein Gewiſſen ma- chen/ unterdeſſen die groͤſten und wichtigſten Stuck nicht achten. Wir weichen ihnen hierinnen keinen Fingers breit/ auch nicht ein Augenblick/ und ſagen/ es ſeye ein indifferens, der Noth-Zwang koͤnne mit keinem be- ſtaͤndigen Grund der Warheit erhaͤrtet werden. Nun es wil doch gleichwol dieſer Geiſt nicht bloß ſtehen/ er hat ſeine rationes, darauff er fußet/ wir wollen ſie auff die Waag legen. Die 1. iſt Mandatum Chriſti, was Chriſtus im H. Abendmahl gethan/ das ſeind wir zu thun auch verpflichtet. Chriſti actio noſtra inſtitutio. Nun hat Er das Brod gebrochen/ E. 2. Auctoritas Eccleſiæ und Anſehen der Apoſtoliſchen Kirchen/ welche dieſen Brauch des Brod-brechens alſo feſt und genau gehalten/ daß auch das gantze Geheimnuß des H. Abend- mahls davon den Nahmen bekommen/ Act. 2, 42. c. 20, 7. 3. Repræſen- tatio paſſionis, da gleichſam als in einem Spiegel/ ſichtbarn Gemaͤld und Bibel das Leiden Chriſti fuͤr Augen geſtellet wird: und dann 4. die Remotio der Meynungen de Tranffubſtantiatione & Conſubſtantia- tione,

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/326>, abgerufen am 15.06.2024.