Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dreyzehende
ein Geben zum Creutz/ wie solt dann eben St. Paulus mit
dem Leib-Brechen auff das Brod-Brechen gesehen haben?

Ita rursus ille pag. 86. Wie dann auch endlich die vierte: Massen die
Unwarheit zu entdecken keiner neuen Lugen vonnöthen.

IV. Distributio. Er gabs. Ob Er den Jüngern in die Hand
oder in den Mund gegeben/ davon berichten die H. Evangelisten nichts/
das Geben in die Hand kan auß dem Wort lam[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]anein nicht erwiesen wer-
den/ wie erhellet auß Joh. 19, 30. Jst abermal ein adiaphorum und
Mittelding. Jn der ersten Kirchen gab man es/ wie Baron. ad ann. 57.
bezeuget/ den Männern in die Hand/ den Weibern in linteo. Daher
Ambrosius zu Theodosio gesagt: Istasne adhuc stillantes injustae caedis
cruore manus extendes, & corpus sanctissimum prehendes?
Wiltu
deine von unschuldig-vergossenem Blut noch trieffende Hän-
de außstrecken/ und damit den allerheiligsten Leib fassen und
berühren?
Jst aber hernach auß Christlicher Freyheit/ wie die Immer-
sio in Baptismo,
die Eintauchung in der Tauff/ geändert worden. Ob
es der Herr ferner allen gereicht/ oder einer dem andern/ wie zu Zürch
geschicht/ als Lavaterus schreibet:

Posthac (ita enim ille in Libro de Ritibus Ecclesiae Tigurinae c. 13. inter caetera
scribit) per totam Ecclesiam ministri azy mum panem (Eucharisticum) in pa-
tinis circum ferunt, & accipit quisque sua manu particulam de exhibito pa-
ne, & postea reliquam partem dat proxime assidenti. Denique sequuntur
alii ministri cum poculis & cantharis, ac praebet alius alii poculum Domini-
cum atque sic omnes de uno pane participant.

Lassen wir auch im Mittel. Wir empfangens alle mit dem Mund vom
Kirchen-Diener/ als einem Außtheiler der Geheimnussen Christi/ welcher
auch (sonderlich im Nothfall) sich selbs wol communiciren mag. Ver-
werffen im gegentheil die Päbstische Meß/ da der Priester allein genießt
in commodum aliorum, andern zu gutem/ und sprechen/ es lauffe wider
die Einsatzung Christi/ nach welcher die Consecration ohne distribution
und Außtheilung nicht seyn soll/ lassens auch nicht gelten/ daß einer für
den andern communiciren könne/ so wenig/ als einer für den andern kan
getaufft werden. Weil aber dieses Monstrum der Meß/ cor & palla-
dium Papatus,
wollen wir dasselbe etwas weitläuffiger/ nach allen Um-
ständen/ erklären und vortragen. So erzeigen sich nun darinnen aller-
hand actus & scenae, abentheurliche Ceremonien/ Allfäntzereyen und
Gauckeleyen/ murmeln/ Creutz machen/ schreyen und dergleichen/ die alle
zu erzehlen unnöthig. Wir wollen nur die fürnehmsten berühren. 1. Chri-

stus

Die Dreyzehende
ein Geben zum Creutz/ wie ſolt dann eben St. Paulus mit
dem Leib-Brechen auff das Brod-Brechen geſehen haben?

Ita rurſus ille pag. 86. Wie dann auch endlich die vierte: Maſſen die
Unwarheit zu entdecken keiner neuen Lugen vonnoͤthen.

IV. Diſtributio. Er gabs. Ob Er den Juͤngern in die Hand
oder in den Mund gegeben/ davon berichten die H. Evangeliſten nichts/
das Geben in die Hand kan auß dem Wort λαμ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]άνειν nicht erwieſen wer-
den/ wie erhellet auß Joh. 19, 30. Jſt abermal ein adiaphorum und
Mittelding. Jn der erſten Kirchen gab man es/ wie Baron. ad ann. 57.
bezeuget/ den Maͤnnern in die Hand/ den Weibern in linteo. Daher
Ambroſius zu Theodoſio geſagt: Iſtaſne adhuc ſtillantes injuſtæ cædis
cruore manus extendes, & corpus ſanctiſſimum prehendes?
Wiltu
deine von unſchuldig-vergoſſenem Blut noch trieffende Haͤn-
de außſtrecken/ und damit den allerheiligſten Leib faſſen und
beruͤhren?
Jſt aber hernach auß Chriſtlicher Freyheit/ wie die Immer-
ſio in Baptiſmo,
die Eintauchung in der Tauff/ geaͤndert worden. Ob
es der Herr ferner allen gereicht/ oder einer dem andern/ wie zu Zuͤrch
geſchicht/ als Lavaterus ſchreibet:

Poſthac (ita enim ille in Libro de Ritibus Eccleſiæ Tigurinæ c. 13. inter cætera
ſcribit) per totam Eccleſiam miniſtri azy mum panem (Euchariſticum) in pa-
tinis circum ferunt, & accipit quiſque ſuâ manu particulam de exhibito pa-
ne, & poſteà reliquam partem dat proximè aſſidenti. Denique ſequuntur
alii miniſtri cum poculis & cantharis, ac præbet alius alii poculum Domini-
cum atque ſic omnes de uno pane participant.

Laſſen wir auch im Mittel. Wir empfangens alle mit dem Mund vom
Kirchen-Diener/ als einem Außtheiler der Geheimnuſſen Chriſti/ welcher
auch (ſonderlich im Nothfall) ſich ſelbs wol communiciren mag. Ver-
werffen im gegentheil die Paͤbſtiſche Meß/ da der Prieſter allein genießt
in commodum aliorum, andern zu gutem/ und ſprechen/ es lauffe wider
die Einſatzung Chriſti/ nach welcher die Conſecration ohne diſtribution
und Außtheilung nicht ſeyn ſoll/ laſſens auch nicht gelten/ daß einer fuͤr
den andern communiciren koͤnne/ ſo wenig/ als einer fuͤr den andern kan
getaufft werden. Weil aber dieſes Monſtrum der Meß/ cor & palla-
dium Papatus,
wollen wir daſſelbe etwas weitlaͤuffiger/ nach allen Um-
ſtaͤnden/ erklaͤren und vortragen. So erzeigen ſich nun darinnen aller-
hand actus & ſcenæ, abentheurliche Ceremonien/ Allfaͤntzereyen und
Gauckeleyen/ murmeln/ Creutz machen/ ſchreyen und dergleichen/ die alle
zu erzehlen unnoͤthig. Wir wollen nur die fuͤrnehmſten beruͤhren. 1. Chri-

ſtus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0330" n="310"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Dreyzehende</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ein Geben zum Creutz/ wie &#x017F;olt dann eben St. Paulus mit<lb/>
dem Leib-Brechen auff das Brod-Brechen ge&#x017F;ehen haben?</hi><lb/><hi rendition="#aq">Ita rur&#x017F;us ille pag.</hi> 86. Wie dann auch endlich die vierte: Ma&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Unwarheit zu entdecken keiner neuen Lugen vonno&#x0364;then.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">IV. Di&#x017F;tributio.</hi><hi rendition="#fr">Er gabs.</hi> Ob Er den Ju&#x0364;ngern in die Hand<lb/>
oder in den Mund gegeben/ davon berichten die H. Evangeli&#x017F;ten nichts/<lb/>
das Geben in die Hand kan auß dem Wort &#x03BB;&#x03B1;&#x03BC;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03AC;&#x03BD;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD; nicht erwie&#x017F;en wer-<lb/>
den/ wie erhellet auß <hi rendition="#aq">Joh.</hi> 19, 30. J&#x017F;t abermal ein <hi rendition="#aq">adiaphorum</hi> und<lb/>
Mittelding. Jn der er&#x017F;ten Kirchen gab man es/ wie <hi rendition="#aq">Baron. ad ann.</hi> 57.<lb/>
bezeuget/ den Ma&#x0364;nnern in die Hand/ den Weibern <hi rendition="#aq">in linteo.</hi> Daher<lb/><hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ius</hi> zu <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;io</hi> ge&#x017F;agt: <hi rendition="#aq">I&#x017F;ta&#x017F;ne adhuc &#x017F;tillantes inju&#x017F;tæ cædis<lb/>
cruore manus extendes, &amp; corpus &#x017F;ancti&#x017F;&#x017F;imum prehendes?</hi> <hi rendition="#fr">Wiltu<lb/>
deine von un&#x017F;chuldig-vergo&#x017F;&#x017F;enem Blut noch trieffende Ha&#x0364;n-<lb/>
de auß&#x017F;trecken/ und damit den allerheilig&#x017F;ten Leib fa&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
beru&#x0364;hren?</hi> J&#x017F;t aber hernach auß Chri&#x017F;tlicher Freyheit/ wie die <hi rendition="#aq">Immer-<lb/>
&#x017F;io in Bapti&#x017F;mo,</hi> die Eintauchung in der Tauff/ gea&#x0364;ndert worden. Ob<lb/>
es der <hi rendition="#k">Herr</hi> ferner allen gereicht/ oder einer dem andern/ wie zu Zu&#x0364;rch<lb/>
ge&#x017F;chicht/ als <hi rendition="#aq">Lavaterus</hi> &#x017F;chreibet:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Po&#x017F;thac (ita enim ille in Libro de Ritibus Eccle&#x017F;iæ Tigurinæ c. 13. inter cætera<lb/>
&#x017F;cribit) per totam Eccle&#x017F;iam mini&#x017F;tri azy mum panem (<hi rendition="#i">Euchari&#x017F;ticum</hi>) in pa-<lb/>
tinis circum ferunt, &amp; accipit qui&#x017F;que &#x017F;uâ manu particulam de exhibito pa-<lb/>
ne, &amp; po&#x017F;teà reliquam partem dat proximè a&#x017F;&#x017F;identi. Denique &#x017F;equuntur<lb/>
alii mini&#x017F;tri cum poculis &amp; cantharis, ac præbet alius alii poculum Domini-<lb/>
cum atque &#x017F;ic omnes de uno pane participant.</hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>La&#x017F;&#x017F;en wir auch im Mittel. Wir empfangens alle mit dem Mund vom<lb/>
Kirchen-Diener/ als einem Außtheiler der Geheimnu&#x017F;&#x017F;en Chri&#x017F;ti/ welcher<lb/>
auch (&#x017F;onderlich im Nothfall) &#x017F;ich &#x017F;elbs wol <hi rendition="#aq">communici</hi>ren mag. Ver-<lb/>
werffen im gegentheil die Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che Meß/ da der Prie&#x017F;ter allein genießt<lb/><hi rendition="#aq">in commodum aliorum,</hi> andern zu gutem/ und &#x017F;prechen/ es lauffe wider<lb/>
die Ein&#x017F;atzung Chri&#x017F;ti/ nach welcher die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ecration</hi> ohne <hi rendition="#aq">di&#x017F;tribution</hi><lb/>
und Außtheilung nicht &#x017F;eyn &#x017F;oll/ la&#x017F;&#x017F;ens auch nicht gelten/ daß einer fu&#x0364;r<lb/>
den andern communiciren ko&#x0364;nne/ &#x017F;o wenig/ als einer fu&#x0364;r den andern kan<lb/>
getaufft werden. Weil aber die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;trum</hi> der Meß/ <hi rendition="#aq">cor &amp; palla-<lb/>
dium Papatus,</hi> wollen wir da&#x017F;&#x017F;elbe etwas weitla&#x0364;uffiger/ nach allen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden/ erkla&#x0364;ren und vortragen. So erzeigen &#x017F;ich nun darinnen aller-<lb/>
hand <hi rendition="#aq">actus &amp; &#x017F;cenæ,</hi> abentheurliche Ceremonien/ Allfa&#x0364;ntzereyen und<lb/>
Gauckeleyen/ murmeln/ Creutz machen/ &#x017F;chreyen und dergleichen/ die alle<lb/>
zu erzehlen unno&#x0364;thig. Wir wollen nur die fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten beru&#x0364;hren. 1. Chri-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0330] Die Dreyzehende ein Geben zum Creutz/ wie ſolt dann eben St. Paulus mit dem Leib-Brechen auff das Brod-Brechen geſehen haben? Ita rurſus ille pag. 86. Wie dann auch endlich die vierte: Maſſen die Unwarheit zu entdecken keiner neuen Lugen vonnoͤthen. IV. Diſtributio. Er gabs. Ob Er den Juͤngern in die Hand oder in den Mund gegeben/ davon berichten die H. Evangeliſten nichts/ das Geben in die Hand kan auß dem Wort λαμ_άνειν nicht erwieſen wer- den/ wie erhellet auß Joh. 19, 30. Jſt abermal ein adiaphorum und Mittelding. Jn der erſten Kirchen gab man es/ wie Baron. ad ann. 57. bezeuget/ den Maͤnnern in die Hand/ den Weibern in linteo. Daher Ambroſius zu Theodoſio geſagt: Iſtaſne adhuc ſtillantes injuſtæ cædis cruore manus extendes, & corpus ſanctiſſimum prehendes? Wiltu deine von unſchuldig-vergoſſenem Blut noch trieffende Haͤn- de außſtrecken/ und damit den allerheiligſten Leib faſſen und beruͤhren? Jſt aber hernach auß Chriſtlicher Freyheit/ wie die Immer- ſio in Baptiſmo, die Eintauchung in der Tauff/ geaͤndert worden. Ob es der Herr ferner allen gereicht/ oder einer dem andern/ wie zu Zuͤrch geſchicht/ als Lavaterus ſchreibet: Poſthac (ita enim ille in Libro de Ritibus Eccleſiæ Tigurinæ c. 13. inter cætera ſcribit) per totam Eccleſiam miniſtri azy mum panem (Euchariſticum) in pa- tinis circum ferunt, & accipit quiſque ſuâ manu particulam de exhibito pa- ne, & poſteà reliquam partem dat proximè aſſidenti. Denique ſequuntur alii miniſtri cum poculis & cantharis, ac præbet alius alii poculum Domini- cum atque ſic omnes de uno pane participant. Laſſen wir auch im Mittel. Wir empfangens alle mit dem Mund vom Kirchen-Diener/ als einem Außtheiler der Geheimnuſſen Chriſti/ welcher auch (ſonderlich im Nothfall) ſich ſelbs wol communiciren mag. Ver- werffen im gegentheil die Paͤbſtiſche Meß/ da der Prieſter allein genießt in commodum aliorum, andern zu gutem/ und ſprechen/ es lauffe wider die Einſatzung Chriſti/ nach welcher die Conſecration ohne diſtribution und Außtheilung nicht ſeyn ſoll/ laſſens auch nicht gelten/ daß einer fuͤr den andern communiciren koͤnne/ ſo wenig/ als einer fuͤr den andern kan getaufft werden. Weil aber dieſes Monſtrum der Meß/ cor & palla- dium Papatus, wollen wir daſſelbe etwas weitlaͤuffiger/ nach allen Um- ſtaͤnden/ erklaͤren und vortragen. So erzeigen ſich nun darinnen aller- hand actus & ſcenæ, abentheurliche Ceremonien/ Allfaͤntzereyen und Gauckeleyen/ murmeln/ Creutz machen/ ſchreyen und dergleichen/ die alle zu erzehlen unnoͤthig. Wir wollen nur die fuͤrnehmſten beruͤhren. 1. Chri- ſtus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/330
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/330>, abgerufen am 15.06.2024.