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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
wol zu verwundern/ daß Leute in der Welt seyn solten/ welche die Sonn
und dero Liecht selbst in disputat gezogen/ verstehe den Calvinischen Jrr-
Geist/ und dessen angeblasene/ angehauchte und überwitzige Grübler/ bey
denen lauten die Wort der Einsatzung gar anders/ letz/ verkünstelt und
verträhet also: Das/ h. e. das Brod ist der Leib Christi/ der Kelch ist
das Blut. Weil nun dieses seltzam/ ungereimt und abentheurlich lau-
tet/ dann wie solte ein lebloses Brod der lebendige Leib Christi seyn/ so
muß es nothwendig per figuram und Wort Blum verstanden werden.
Das ist der Leib/ h. e. diß Brod bedeutet und versigelt den Leib Christi:
derowegen/ wann das Brod der Leib Christi genennet wird/ so geschicht
es nach Brauch der Sacramenten/ welche Art darinnen bestehet/
daß die Schrifft den äusserlichen Zeichen den Nahmen zueig-
net derer Ding/ darauff sie weisen. Nicht auß dieser Ursach/
daß die Zeichen in die bezeichnete Güter solten verwandelt
werden/ oder daß die bezeichnete Güter in den Zeichen solten
eingeschlossen seyn/ sondern dieweil sie uns dadurch für gebil-
det/ und wir von der Empfahung derselben versichert werden.

Ita Catech. Palat. q. 78. Et ibid. Das Brod beym Abendmahl
wird der Leib/ und der Kelch oder Wein darinn das Blut
Christi genennet/ um zweyer Ursachen willen/ 1. wegen der
Vergleichung zwischen dem Brod und seinem Leib/ zwischen
dem Wein und seinem Blut. 2. wegen unserer Versicherung
von der geistlichen Niessung seines Leibs und Bluts.
haec est
metonymia sacramentalis.
Als zum Exempel/ die Beschneidung
wird ein Bund genennet/ Gen 17, 10. weil sie ein Zeichen des Bundes/
das Oster-Lamm Passah oder Uberschritt/ weil es ein Zeichen des Uber-
gangs/ die Tauff ein Bad der Widergeburt/ und Abwaschung der
Sünden/ weil sie erinnert und versichert/ daß die innerliche Reinigung
von Sünden geschehen. Also Brod und Wein der Leib und Blut
Christi/ weil sie zum Gedächtnuß des Leibs und Bluts Christi empfan-
gen werden/ und uns der Gnugthuung Christi für unsere Sünde versi-
chern. Warum nennet (so fraget der Heydelbergisiche Catechism.
q. 79,) Christus das Brod seinen Leib/ und den Kelch sein Blut/ etc.
und antwortet/ Christus redet also nicht ohne grosse Ursach/
nemlich/ daß Er uns nicht allein wil damit lehren: daß
gleich wie Brod und Wein das zeitliche Leben erhalten/ also
sey auch sein geereutzigter Leib/ und sein vergossen Blut/ die

wahre

Predigt.
wol zu verwundern/ daß Leute in der Welt ſeyn ſolten/ welche die Sonn
und dero Liecht ſelbſt in diſputat gezogen/ verſtehe den Calviniſchen Jrꝛ-
Geiſt/ und deſſen angeblaſene/ angehauchte und uͤberwitzige Gruͤbler/ bey
denen lauten die Wort der Einſatzung gar anders/ letz/ verkuͤnſtelt und
vertraͤhet alſo: Das/ h. e. das Brod iſt der Leib Chriſti/ der Kelch iſt
das Blut. Weil nun dieſes ſeltzam/ ungereimt und abentheurlich lau-
tet/ dann wie ſolte ein lebloſes Brod der lebendige Leib Chriſti ſeyn/ ſo
muß es nothwendig per figuram und Wort Blum verſtanden werden.
Das iſt der Leib/ h. e. diß Brod bedeutet und verſigelt den Leib Chriſti:
derowegen/ wann das Brod der Leib Chriſti genennet wird/ ſo geſchicht
es nach Brauch der Sacramenten/ welche Art darinnen beſtehet/
daß die Schrifft den aͤuſſerlichen Zeichen den Nahmen zueig-
net derer Ding/ darauff ſie weiſen. Nicht auß dieſer Urſach/
daß die Zeichen in die bezeichnete Guͤter ſolten verwandelt
werden/ oder daß die bezeichnete Guͤter in den Zeichen ſolten
eingeſchloſſen ſeyn/ ſondern dieweil ſie uns dadurch fuͤr gebil-
det/ und wir von der Empfahung derſelben verſichert werden.

Ita Catech. Palat. q. 78. Et ibid. Das Brod beym Abendmahl
wird der Leib/ und der Kelch oder Wein darinn das Blut
Chriſti genennet/ um zweyer Urſachen willen/ 1. wegen der
Vergleichung zwiſchen dem Brod und ſeinem Leib/ zwiſchen
dem Wein und ſeinem Blut. 2. wegen unſerer Verſicherung
von der geiſtlichen Nieſſung ſeines Leibs und Bluts.
hæc eſt
metonymia ſacramentalis.
Als zum Exempel/ die Beſchneidung
wird ein Bund genennet/ Gen 17, 10. weil ſie ein Zeichen des Bundes/
das Oſter-Lamm Paſſah oder Uberſchritt/ weil es ein Zeichen des Uber-
gangs/ die Tauff ein Bad der Widergeburt/ und Abwaſchung der
Suͤnden/ weil ſie erinnert und verſichert/ daß die innerliche Reinigung
von Suͤnden geſchehen. Alſo Brod und Wein der Leib und Blut
Chriſti/ weil ſie zum Gedaͤchtnuß des Leibs und Bluts Chriſti empfan-
gen werden/ und uns der Gnugthuung Chriſti fuͤr unſere Suͤnde verſi-
chern. Warum nennet (ſo fraget der Heydelbergiſiche Catechiſm.
q. 79,) Chriſtus das Brod ſeinen Leib/ und den Kelch ſein Blut/ ꝛc.
und antwortet/ Chriſtus redet alſo nicht ohne groſſe Urſach/
nemlich/ daß Er uns nicht allein wil damit lehren: daß
gleich wie Brod und Wein das zeitliche Leben erhalten/ alſo
ſey auch ſein geereutzigter Leib/ und ſein vergoſſen Blut/ die

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[327/0347] Predigt. wol zu verwundern/ daß Leute in der Welt ſeyn ſolten/ welche die Sonn und dero Liecht ſelbſt in diſputat gezogen/ verſtehe den Calviniſchen Jrꝛ- Geiſt/ und deſſen angeblaſene/ angehauchte und uͤberwitzige Gruͤbler/ bey denen lauten die Wort der Einſatzung gar anders/ letz/ verkuͤnſtelt und vertraͤhet alſo: Das/ h. e. das Brod iſt der Leib Chriſti/ der Kelch iſt das Blut. Weil nun dieſes ſeltzam/ ungereimt und abentheurlich lau- tet/ dann wie ſolte ein lebloſes Brod der lebendige Leib Chriſti ſeyn/ ſo muß es nothwendig per figuram und Wort Blum verſtanden werden. Das iſt der Leib/ h. e. diß Brod bedeutet und verſigelt den Leib Chriſti: derowegen/ wann das Brod der Leib Chriſti genennet wird/ ſo geſchicht es nach Brauch der Sacramenten/ welche Art darinnen beſtehet/ daß die Schrifft den aͤuſſerlichen Zeichen den Nahmen zueig- net derer Ding/ darauff ſie weiſen. Nicht auß dieſer Urſach/ daß die Zeichen in die bezeichnete Guͤter ſolten verwandelt werden/ oder daß die bezeichnete Guͤter in den Zeichen ſolten eingeſchloſſen ſeyn/ ſondern dieweil ſie uns dadurch fuͤr gebil- det/ und wir von der Empfahung derſelben verſichert werden. Ita Catech. Palat. q. 78. Et ibid. Das Brod beym Abendmahl wird der Leib/ und der Kelch oder Wein darinn das Blut Chriſti genennet/ um zweyer Urſachen willen/ 1. wegen der Vergleichung zwiſchen dem Brod und ſeinem Leib/ zwiſchen dem Wein und ſeinem Blut. 2. wegen unſerer Verſicherung von der geiſtlichen Nieſſung ſeines Leibs und Bluts. hæc eſt metonymia ſacramentalis. Als zum Exempel/ die Beſchneidung wird ein Bund genennet/ Gen 17, 10. weil ſie ein Zeichen des Bundes/ das Oſter-Lamm Paſſah oder Uberſchritt/ weil es ein Zeichen des Uber- gangs/ die Tauff ein Bad der Widergeburt/ und Abwaſchung der Suͤnden/ weil ſie erinnert und verſichert/ daß die innerliche Reinigung von Suͤnden geſchehen. Alſo Brod und Wein der Leib und Blut Chriſti/ weil ſie zum Gedaͤchtnuß des Leibs und Bluts Chriſti empfan- gen werden/ und uns der Gnugthuung Chriſti fuͤr unſere Suͤnde verſi- chern. Warum nennet (ſo fraget der Heydelbergiſiche Catechiſm. q. 79,) Chriſtus das Brod ſeinen Leib/ und den Kelch ſein Blut/ ꝛc. und antwortet/ Chriſtus redet alſo nicht ohne groſſe Urſach/ nemlich/ daß Er uns nicht allein wil damit lehren: daß gleich wie Brod und Wein das zeitliche Leben erhalten/ alſo ſey auch ſein geereutzigter Leib/ und ſein vergoſſen Blut/ die wahre

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/347>, abgerufen am 16.06.2024.