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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.

II. Somnium explicatum & repraesentatum. Dann wie es der
onirocrita gedeutet/ so ist es auch geschehen/ Ach/ sagt er/ das ist nichts
anders/ als das Schwerdt Gideons/ des Sohns Joas/ des
Jsraeliten/ etc.
Gersten-Brod halt man nicht so precios und werth
als Weitzen-Brod/ ist unter den Broden das geringste: also auch Gi-
deon vilis homo, ein Mensch von geringem/ unansehnlichem Stammen
und Namen/ ein Dröscher/ ein Baursmann. Geröstet Gersten-Brod
wird bald gebachen in eil: Was im Offen gebacken wird/ muß lange
Weil haben; aber was auff dem Heerd und klühenden Kohlen geröstet
wird/ panis subcinericius, ein Aschen-Kuchen/ damit gehet es geschwind
zu/ ist bald bereit: Also gieng es auch mit der Victori Gideons schnell/
plötzlich/ und schleunig zu/ das Weltzen bedeutete einen Impetum, und
behenden Gewalt. Hic panis aries esto, quo castra arietantur. Jst
alles also geschehen/ und wahr worden/ zu grossem Trost der betrangten
Kinder Jsrael/ zum Schrecken aber der Midianiter.

III. Somnium mysticum, der sich gar wol auff das H. Abendmahl
appliciren läßt. Christus deutet das Brod selbs auff sich/ Joh. 6, 35.
Jch bin das Brod des Lebens. vers. 51. Jch bin das lebendige
Brod vom Himmel kommen/ wer von diesem Brod essen wird/
der wird leben in Ewigkeit.
Er war Panis somniatus in V. T. den
die Vätter im Alten Testament gleichsam im Traum/ in Gesichten/ un-
ter allerhand typis, sonderlich im Manna gesehen. Panis vilis, er hatte
keine Gestalt noch Schöne/ gering und unansehnlich für der Welt/ doch
so starck und mächtig/ daß Er die Pforten der Höllen überwältiget und
außgehoben. Hat sich klar erwiesen im Garten am Oelberg/ da Er in
GOttes Zorn-Flammen gleichsam geröstet worden/ und sich gleichsam
gewältzet an das Läger der Schaarwacht/ die zu Jhme außgegangen mit
Schwerdtern/ mit Spiessen und mit Stangen/ sie gestürmet und zu Bo-
den geschlagen/ daß sie das unterste zum öbersten gekehret/ und das thut
er noch täglich/ er herrschet mitten unter seinen Feinden/ und wirfft sie
zum Schemel seiner Füsse/ sonderlich auch in Eucharistia, da hat Er
für sich Freunde und Feinde/ Adler und Harpyias, würdige und un-
würdige Communicanten/ sein Fleisch ist das Brod des Lebens/ für un-
sern Augen zwar ein unansichtbar und gering-gültig Brod/ aber es hat
unermeßliche grosse Krafft/ jene seine Glaubige zu trösten/ zu erquicken/
und zu erfreuen/ diese aber zu schröcken/ zu verdammen und zu straffen/
sie empfangen pro pane gladium, für Brod/ nicht nur Stein/ sondern
Schwerdt. Dann/ sagt der Apostel/ wer unwürdig isset/ der isset ihm

das
B b b ij
Predigt.

II. Somnium explicatum & repræſentatum. Dann wie es der
onirocrita gedeutet/ ſo iſt es auch geſchehen/ Ach/ ſagt er/ das iſt nichts
anders/ als das Schwerdt Gideons/ des Sohns Joas/ des
Jſraeliten/ ꝛc.
Gerſten-Brod halt man nicht ſo precios und werth
als Weitzen-Brod/ iſt unter den Broden das geringſte: alſo auch Gi-
deon vilis homo, ein Menſch von geringem/ unanſehnlichem Stammen
und Namen/ ein Droͤſcher/ ein Baursmann. Geroͤſtet Gerſten-Brod
wird bald gebachen in eil: Was im Offen gebacken wird/ muß lange
Weil haben; aber was auff dem Heerd und kluͤhenden Kohlen geroͤſtet
wird/ panis ſubcinericius, ein Aſchen-Kuchen/ damit gehet es geſchwind
zu/ iſt bald bereit: Alſo gieng es auch mit der Victori Gideons ſchnell/
ploͤtzlich/ und ſchleunig zu/ das Weltzen bedeutete einen Impetum, und
behenden Gewalt. Hic panis aries eſto, quo caſtra arietantur. Jſt
alles alſo geſchehen/ und wahr worden/ zu groſſem Troſt der betrangten
Kinder Jſrael/ zum Schrecken aber der Midianiter.

III. Somnium myſticum, der ſich gar wol auff das H. Abendmahl
appliciren laͤßt. Chriſtus deutet das Brod ſelbs auff ſich/ Joh. 6, 35.
Jch bin das Brod des Lebens. verſ. 51. Jch bin das lebendige
Brod vom Himmel kom̃en/ wer von dieſem Brod eſſen wird/
der wird leben in Ewigkeit.
Er war Panis ſomniatus in V. T. den
die Vaͤtter im Alten Teſtament gleichſam im Traum/ in Geſichten/ un-
ter allerhand typis, ſonderlich im Manna geſehen. Panis vilis, er hatte
keine Geſtalt noch Schoͤne/ gering und unanſehnlich fuͤr der Welt/ doch
ſo ſtarck und maͤchtig/ daß Er die Pforten der Hoͤllen uͤberwaͤltiget und
außgehoben. Hat ſich klar erwieſen im Garten am Oelberg/ da Er in
GOttes Zorn-Flammen gleichſam geroͤſtet worden/ und ſich gleichſam
gewaͤltzet an das Laͤger der Schaarwacht/ die zu Jhme außgegangen mit
Schwerdtern/ mit Spieſſen und mit Stangen/ ſie geſtuͤrmet und zu Bo-
den geſchlagen/ daß ſie das unterſte zum oͤberſten gekehret/ und das thut
er noch taͤglich/ er herꝛſchet mitten unter ſeinen Feinden/ und wirfft ſie
zum Schemel ſeiner Fuͤſſe/ ſonderlich auch in Euchariſtia, da hat Er
fuͤr ſich Freunde und Feinde/ Adler und Harpyias, wuͤrdige und un-
wuͤrdige Communicanten/ ſein Fleiſch iſt das Brod des Lebens/ fuͤr un-
ſern Augen zwar ein unanſichtbar und gering-guͤltig Brod/ aber es hat
unermeßliche groſſe Krafft/ jene ſeine Glaubige zu troͤſten/ zu erquicken/
und zu erfreuen/ dieſe aber zu ſchroͤcken/ zu verdammen und zu ſtraffen/
ſie empfangen pro pane gladium, fuͤr Brod/ nicht nur Stein/ ſondern
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[379/0399] Predigt. II. Somnium explicatum & repræſentatum. Dann wie es der onirocrita gedeutet/ ſo iſt es auch geſchehen/ Ach/ ſagt er/ das iſt nichts anders/ als das Schwerdt Gideons/ des Sohns Joas/ des Jſraeliten/ ꝛc. Gerſten-Brod halt man nicht ſo precios und werth als Weitzen-Brod/ iſt unter den Broden das geringſte: alſo auch Gi- deon vilis homo, ein Menſch von geringem/ unanſehnlichem Stammen und Namen/ ein Droͤſcher/ ein Baursmann. Geroͤſtet Gerſten-Brod wird bald gebachen in eil: Was im Offen gebacken wird/ muß lange Weil haben; aber was auff dem Heerd und kluͤhenden Kohlen geroͤſtet wird/ panis ſubcinericius, ein Aſchen-Kuchen/ damit gehet es geſchwind zu/ iſt bald bereit: Alſo gieng es auch mit der Victori Gideons ſchnell/ ploͤtzlich/ und ſchleunig zu/ das Weltzen bedeutete einen Impetum, und behenden Gewalt. Hic panis aries eſto, quo caſtra arietantur. Jſt alles alſo geſchehen/ und wahr worden/ zu groſſem Troſt der betrangten Kinder Jſrael/ zum Schrecken aber der Midianiter. III. Somnium myſticum, der ſich gar wol auff das H. Abendmahl appliciren laͤßt. Chriſtus deutet das Brod ſelbs auff ſich/ Joh. 6, 35. Jch bin das Brod des Lebens. verſ. 51. Jch bin das lebendige Brod vom Himmel kom̃en/ wer von dieſem Brod eſſen wird/ der wird leben in Ewigkeit. Er war Panis ſomniatus in V. T. den die Vaͤtter im Alten Teſtament gleichſam im Traum/ in Geſichten/ un- ter allerhand typis, ſonderlich im Manna geſehen. Panis vilis, er hatte keine Geſtalt noch Schoͤne/ gering und unanſehnlich fuͤr der Welt/ doch ſo ſtarck und maͤchtig/ daß Er die Pforten der Hoͤllen uͤberwaͤltiget und außgehoben. Hat ſich klar erwieſen im Garten am Oelberg/ da Er in GOttes Zorn-Flammen gleichſam geroͤſtet worden/ und ſich gleichſam gewaͤltzet an das Laͤger der Schaarwacht/ die zu Jhme außgegangen mit Schwerdtern/ mit Spieſſen und mit Stangen/ ſie geſtuͤrmet und zu Bo- den geſchlagen/ daß ſie das unterſte zum oͤberſten gekehret/ und das thut er noch taͤglich/ er herꝛſchet mitten unter ſeinen Feinden/ und wirfft ſie zum Schemel ſeiner Fuͤſſe/ ſonderlich auch in Euchariſtia, da hat Er fuͤr ſich Freunde und Feinde/ Adler und Harpyias, wuͤrdige und un- wuͤrdige Communicanten/ ſein Fleiſch iſt das Brod des Lebens/ fuͤr un- ſern Augen zwar ein unanſichtbar und gering-guͤltig Brod/ aber es hat unermeßliche groſſe Krafft/ jene ſeine Glaubige zu troͤſten/ zu erquicken/ und zu erfreuen/ dieſe aber zu ſchroͤcken/ zu verdammen und zu ſtraffen/ ſie empfangen pro pane gladium, fuͤr Brod/ nicht nur Stein/ ſondern Schwerdt. Dann/ ſagt der Apoſtel/ wer unwuͤrdig iſſet/ der iſſet ihm das B b b ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/399>, abgerufen am 29.04.2024.