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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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ein wenig zu schlafen, bis es vollends Tag würde. - Da hatten sich eine Rotte wilde Schweine, die Körner aufzulesen, in diese Scheune gefunden, welche mir mit solcher Furie entgegenschnarchten und -schossen, daß ich vor Schrecken bald übern Haufen gefallen. Ich erholete mich aber und suchte nach einer Leiter mit der Hand, umb damit auf den Bansen zu kommen und sicher zu schlafen. Da fand ich eine und steig hinauf.

Kaum hatte ich oben zwei oder drei Schritte gethan, mochte ich einen Kerl aufs Bein getreten haben. Der fuhr auf und sagte: "Wer ist da, wer ist da?" - Ich war aber stockstille und verbansete mich in'n Winkel unters Dach. Konnte aber nicht schlafen und sorgete: was das vor ein Kerl gewesen?

Der herankommende Tag schiene etwas durch die Dachscheiben, da hube ich meinen Kopf in die Höhe, wurde gewahr, daß vier Kerl mit Flinten und Gewehr dalagen. Ich kroch zitternd und bebend noch weiter unters Dach und verbarg mich unters Stroh. Endlich war ich eingeschlafen vor großer Müdigkeit.

Als ich erwachete, machte ich einen ziemlichen langen Hals, umb zu sehen, ob die Kerl noch da. Aber sie waren fort.

Da machte ich mich auch runter und ginge in das dabeigelegene Darf, in die Schänke. Ließ mir eine Suppe und Eier kochen, einen Krug Bier oder zwei geben. Da fragten mich die Leut: wo ich so frühe gewesen und herkäme? - Ich sagte ihn'n den ganzen Verloff, auch wie es mir in der Scheune mit den Kerln gegangen. Da sagten sie: "Herr, er hat von Glück zu sagen; denn es sind Mörder und Spitzbuben, die hier herum schweifen, viele Leute beraubet und etliche gar tot geschossen." - Damit lief er zur Thür hinaus und machte Lärm im Dorf.

Einige kamen zu mir und wollten durchaus wissen: wer ich war, und möchte etwa auch einer von der Bande

ein wenig zu schlafen, bis es vollends Tag würde. – Da hatten sich eine Rotte wilde Schweine, die Körner aufzulesen, in diese Scheune gefunden, welche mir mit solcher Furie entgegenschnarchten und -schossen, daß ich vor Schrecken bald übern Haufen gefallen. Ich erholete mich aber und suchte nach einer Leiter mit der Hand, umb damit auf den Bansen zu kommen und sicher zu schlafen. Da fand ich eine und steig hinauf.

Kaum hatte ich oben zwei oder drei Schritte gethan, mochte ich einen Kerl aufs Bein getreten haben. Der fuhr auf und sagte: „Wer ist da, wer ist da?“ – Ich war aber stockstille und verbansete mich in’n Winkel unters Dach. Konnte aber nicht schlafen und sorgete: was das vor ein Kerl gewesen?

Der herankommende Tag schiene etwas durch die Dachscheiben, da hube ich meinen Kopf in die Höhe, wurde gewahr, daß vier Kerl mit Flinten und Gewehr dalagen. Ich kroch zitternd und bebend noch weiter unters Dach und verbarg mich unters Stroh. Endlich war ich eingeschlafen vor großer Müdigkeit.

Als ich erwachete, machte ich einen ziemlichen langen Hals, umb zu sehen, ob die Kerl noch da. Aber sie waren fort.

Da machte ich mich auch runter und ginge in das dabeigelegene Darf, in die Schänke. Ließ mir eine Suppe und Eier kochen, einen Krug Bier oder zwei geben. Da fragten mich die Leut: wo ich so frühe gewesen und herkäme? – Ich sagte ihn’n den ganzen Verloff, auch wie es mir in der Scheune mit den Kerln gegangen. Da sagten sie: „Herr, er hat von Glück zu sagen; denn es sind Mörder und Spitzbuben, die hier herum schweifen, viele Leute beraubet und etliche gar tot geschossen.“ – Damit lief er zur Thür hinaus und machte Lärm im Dorf.

Einige kamen zu mir und wollten durchaus wissen: wer ich war, und möchte etwa auch einer von der Bande

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[0117] ein wenig zu schlafen, bis es vollends Tag würde. – Da hatten sich eine Rotte wilde Schweine, die Körner aufzulesen, in diese Scheune gefunden, welche mir mit solcher Furie entgegenschnarchten und -schossen, daß ich vor Schrecken bald übern Haufen gefallen. Ich erholete mich aber und suchte nach einer Leiter mit der Hand, umb damit auf den Bansen zu kommen und sicher zu schlafen. Da fand ich eine und steig hinauf. Kaum hatte ich oben zwei oder drei Schritte gethan, mochte ich einen Kerl aufs Bein getreten haben. Der fuhr auf und sagte: „Wer ist da, wer ist da?“ – Ich war aber stockstille und verbansete mich in’n Winkel unters Dach. Konnte aber nicht schlafen und sorgete: was das vor ein Kerl gewesen? Der herankommende Tag schiene etwas durch die Dachscheiben, da hube ich meinen Kopf in die Höhe, wurde gewahr, daß vier Kerl mit Flinten und Gewehr dalagen. Ich kroch zitternd und bebend noch weiter unters Dach und verbarg mich unters Stroh. Endlich war ich eingeschlafen vor großer Müdigkeit. Als ich erwachete, machte ich einen ziemlichen langen Hals, umb zu sehen, ob die Kerl noch da. Aber sie waren fort. Da machte ich mich auch runter und ginge in das dabeigelegene Darf, in die Schänke. Ließ mir eine Suppe und Eier kochen, einen Krug Bier oder zwei geben. Da fragten mich die Leut: wo ich so frühe gewesen und herkäme? – Ich sagte ihn’n den ganzen Verloff, auch wie es mir in der Scheune mit den Kerln gegangen. Da sagten sie: „Herr, er hat von Glück zu sagen; denn es sind Mörder und Spitzbuben, die hier herum schweifen, viele Leute beraubet und etliche gar tot geschossen.“ – Damit lief er zur Thür hinaus und machte Lärm im Dorf. Einige kamen zu mir und wollten durchaus wissen: wer ich war, und möchte etwa auch einer von der Bande

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/117>, abgerufen am 26.04.2024.