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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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gerät, hat, und sich sehr betrübet und erzörnet, wann jemand selbiges verderbet und ruinieret; also auch der Herr, unser GOtt, seine Lust hatte an dem unschuldigen Menschen, der seinen heiligen Namen erkannte, in Gerechtigkeit und Heiligkeit als GOttes Spiegel vor ihm stunde.

Verdroß es den Teufel sehr, gönnete dem Menschen solche große Seeligkeit nicht; setzte nicht einmal, sondern ohne Zweifel mehrmal an den Menschen durch listige, lügenhafte Überredung, bis er ihn zu Falle gebracht. Nun konnte die Gerechtigkeit GOttes nicht anders, als nach dem Fall den Tod und Strafe kommen zu lassen.

Die unermeßliche Liebe GOttes und seine Barmherzigkeit bat gleichsam für GOttes Geschöpf, das verderbt' und gefallene menschliche Geschlecht, und fand gleich aus sich selbst Rat, solchem Schaden, dem Teufel zum Trotz, wieder zu helfen.

Jedoch in der Ordnung: daß sie seinem Wort und dem durch seinen Sohn, Jesum Christum, uns geoffenbarten seinen Willen folgen, sich an denselbigen und sein heiliges Verdienst mit wahrem lebendigen Glauben halten sollen. Und ob sie schon dem Tod herhalten und in der Erde verfaulen müßten, dienet solches zu einer Purifikation und Erneurung, für GOttes allerheiligstes Angesicht dermal zu kommen. Dann kein Unreines kann GOtt schauen; item, das Weizenkörnlein bringet keine Frucht, es muß gleichsam erst verwesen und in die Erde kommen.

Hier konnte ich das große Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit mir vorstellen. Hier bekam ich Licht, wie es einigermaßen mit der Wundergeburt Jesu könnte sein. Doch will ich meine Hand auf den Mund legen und nicht mehr davon schreiben und sprechen mit Paulo: "Wie gar unerforschlich und unbegreiflich, Herr, sind Deine Wege, o welch eine Tiefe etc."

Bei dieser hohen Spekulation fuhr dicht bei mir aus einem Loch oder Kluft ein erschröcklich großer Adler mit

gerät, hat, und sich sehr betrübet und erzörnet, wann jemand selbiges verderbet und ruinieret; also auch der Herr, unser GOtt, seine Lust hatte an dem unschuldigen Menschen, der seinen heiligen Namen erkannte, in Gerechtigkeit und Heiligkeit als GOttes Spiegel vor ihm stunde.

Verdroß es den Teufel sehr, gönnete dem Menschen solche große Seeligkeit nicht; setzte nicht einmal, sondern ohne Zweifel mehrmal an den Menschen durch listige, lügenhafte Überredung, bis er ihn zu Falle gebracht. Nun konnte die Gerechtigkeit GOttes nicht anders, als nach dem Fall den Tod und Strafe kommen zu lassen.

Die unermeßliche Liebe GOttes und seine Barmherzigkeit bat gleichsam für GOttes Geschöpf, das verderbt’ und gefallene menschliche Geschlecht, und fand gleich aus sich selbst Rat, solchem Schaden, dem Teufel zum Trotz, wieder zu helfen.

Jedoch in der Ordnung: daß sie seinem Wort und dem durch seinen Sohn, Jesum Christum, uns geoffenbarten seinen Willen folgen, sich an denselbigen und sein heiliges Verdienst mit wahrem lebendigen Glauben halten sollen. Und ob sie schon dem Tod herhalten und in der Erde verfaulen müßten, dienet solches zu einer Purifikation und Erneurung, für GOttes allerheiligstes Angesicht dermal zu kommen. Dann kein Unreines kann GOtt schauen; item, das Weizenkörnlein bringet keine Frucht, es muß gleichsam erst verwesen und in die Erde kommen.

Hier konnte ich das große Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit mir vorstellen. Hier bekam ich Licht, wie es einigermaßen mit der Wundergeburt Jesu könnte sein. Doch will ich meine Hand auf den Mund legen und nicht mehr davon schreiben und sprechen mit Paulo: „Wie gar unerforschlich und unbegreiflich, Herr, sind Deine Wege, o welch eine Tiefe etc.“

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/170>, abgerufen am 26.04.2024.