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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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dreißig Thaler vor sich und ihre Tochter bekommen, und sie wurde ganz und gar aus dem Erbe gesetzet. - War anno 1705.

Einige Zeit drauf ward die Frau Hans-Jochim auch krank an der Wassersucht sambt ihrem Herrn. Mußten viel ausstehen und war keine Hoffnung da. Weil wir nun viel Verdruß und Ärgernis miteinander gehabt, ging ich etlichemal hin, mich mit ihnen zu versöhnen. Aber konnte nicht vor sie kommen, weil sie solches verboten hatten, Starben also beide hin.

Es ward dem vielen Kaffee- und Theetrinken Schelte gegeben. Wie ich mehr Exempel an hohen Personen gesehen, und sie gewarnet. Aber sie lachten mich aus und sagten: die Dokter müßten das besser verstehen! - Aber die Erfahrung gab's, daß sie zeitlich dahin stürben.

Ingleichen starb auch meiner Frauen Schwiegermutter vom ersten Mann, die alte Watzlauen, umb welcher willen ich viel Verdruß gehabt. Denn meine Frau ihr viel zugeschleppet, was ich eingeschlachtet hatte. Darum will ich nimmermehr einem Menschen raten: nicht in eine große Familie, Geschwister und Anhang zu heiraten, - denn es thut kein gut!

Meine Frau lief kontinuierlich zu ihren Freunden, welche ihr alle übele Ratschläge wider mich, auch ihr gut Essen und Trinken, Thee und Kaffee stetig vorsetzten. Darüber mein Essen veracht't und sie davonblieb! Bald hatte die Hochzeit, bald die Kindtaufen, bald war die krank, oder war sonst was. Da wurde sie

dreißig Thaler vor sich und ihre Tochter bekommen, und sie wurde ganz und gar aus dem Erbe gesetzet. – War anno 1705.

Einige Zeit drauf ward die Frau Hans-Jochim auch krank an der Wassersucht sambt ihrem Herrn. Mußten viel ausstehen und war keine Hoffnung da. Weil wir nun viel Verdruß und Ärgernis miteinander gehabt, ging ich etlichemal hin, mich mit ihnen zu versöhnen. Aber konnte nicht vor sie kommen, weil sie solches verboten hatten, Starben also beide hin.

Es ward dem vielen Kaffee- und Theetrinken Schelte gegeben. Wie ich mehr Exempel an hohen Personen gesehen, und sie gewarnet. Aber sie lachten mich aus und sagten: die Dokter müßten das besser verstehen! – Aber die Erfahrung gab’s, daß sie zeitlich dahin stürben.

Ingleichen starb auch meiner Frauen Schwiegermutter vom ersten Mann, die alte Watzlauen, umb welcher willen ich viel Verdruß gehabt. Denn meine Frau ihr viel zugeschleppet, was ich eingeschlachtet hatte. Darum will ich nimmermehr einem Menschen raten: nicht in eine große Familie, Geschwister und Anhang zu heiraten, – denn es thut kein gut!

Meine Frau lief kontinuierlich zu ihren Freunden, welche ihr alle übele Ratschläge wider mich, auch ihr gut Essen und Trinken, Thee und Kaffee stetig vorsetzten. Darüber mein Essen veracht’t und sie davonblieb! Bald hatte die Hochzeit, bald die Kindtaufen, bald war die krank, oder war sonst was. Da wurde sie

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[0252] dreißig Thaler vor sich und ihre Tochter bekommen, und sie wurde ganz und gar aus dem Erbe gesetzet. – War anno 1705. Einige Zeit drauf ward die Frau Hans-Jochim auch krank an der Wassersucht sambt ihrem Herrn. Mußten viel ausstehen und war keine Hoffnung da. Weil wir nun viel Verdruß und Ärgernis miteinander gehabt, ging ich etlichemal hin, mich mit ihnen zu versöhnen. Aber konnte nicht vor sie kommen, weil sie solches verboten hatten, Starben also beide hin. Es ward dem vielen Kaffee- und Theetrinken Schelte gegeben. Wie ich mehr Exempel an hohen Personen gesehen, und sie gewarnet. Aber sie lachten mich aus und sagten: die Dokter müßten das besser verstehen! – Aber die Erfahrung gab’s, daß sie zeitlich dahin stürben. Ingleichen starb auch meiner Frauen Schwiegermutter vom ersten Mann, die alte Watzlauen, umb welcher willen ich viel Verdruß gehabt. Denn meine Frau ihr viel zugeschleppet, was ich eingeschlachtet hatte. Darum will ich nimmermehr einem Menschen raten: nicht in eine große Familie, Geschwister und Anhang zu heiraten, – denn es thut kein gut! Meine Frau lief kontinuierlich zu ihren Freunden, welche ihr alle übele Ratschläge wider mich, auch ihr gut Essen und Trinken, Thee und Kaffee stetig vorsetzten. Darüber mein Essen veracht’t und sie davonblieb! Bald hatte die Hochzeit, bald die Kindtaufen, bald war die krank, oder war sonst was. Da wurde sie

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/252>, abgerufen am 30.04.2024.