Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

etliche Dukaten mit einem Brief nach Augsburg sendete. - Und damit war die Verheiratung richtig.

Er schrieb mir, die höchste Obligation und Vergeltung zu erweisen (aber leider konträr), auch daß er in länger als sechszehen Wochen wegen seines Vorteils und Geldeinnahme nicht kommen könnte. Welches hernach wohl ein Halbjahr währt'. Indeß machte ich den Prozeß aus, muthete vor ihn, und miethete eine Barbierstube, so sie noch haben, in der Galgstraße.

Endlich kam der seelige Schmidt in mein Haus. Da hätte man sollen sehen, was vor Freude auf beiden Teilen war. Und thaten, als ob sie lange beisammen gewohnet. Und diese Liebe ist auch beständig bis ans Ende geblieben.

Ich that sie beide zusammen in meine kleine Stube, wie ein paar Kanarie-Vägel. Und machten gleich Anstalt, zum Meisterwerden und Hochzeit. So alles wohl und bald von statten ging in meinem Haus. Jedermann lobte das gute Werk, so ich gestiftet hatte.

Aber die Freude währete nicht lange. Denn da die Mutter lieber alles der Tochter zuschleppen, und ich das nicht leiden wollte, ging der Hader wieder an.

Mutter und Tochter und die lieben Freunde beredeten seeligen Schmidt dazu, daß er einen schweren Prozeß mit mir anfing: nomine seiner Frau mein Haus zu vindizieren. Schickte mir wohl acht Bogen zu, darin er mich eines Betruges, Hinterlist und Verletzung im Hauskauf beschuldigte; es wäre mit solchem Kauf nicht ordentlich durch Taxation und Subhastation zugangen; weniger mit dem decreto Magistratus versehen; und also null und nichtig das Haus so wohlfeil an mich gebracht.

Und, vorwahr, es sähe alles schlimm und langwürig

etliche Dukaten mit einem Brief nach Augsburg sendete. – Und damit war die Verheiratung richtig.

Er schrieb mir, die höchste Obligation und Vergeltung zu erweisen (aber leider konträr), auch daß er in länger als sechszehen Wochen wegen seines Vorteils und Geldeinnahme nicht kommen könnte. Welches hernach wohl ein Halbjahr währt’. Indeß machte ich den Prozeß aus, muthete vor ihn, und miethete eine Barbierstube, so sie noch haben, in der Galgstraße.

Endlich kam der seelige Schmidt in mein Haus. Da hätte man sollen sehen, was vor Freude auf beiden Teilen war. Und thaten, als ob sie lange beisammen gewohnet. Und diese Liebe ist auch beständig bis ans Ende geblieben.

Ich that sie beide zusammen in meine kleine Stube, wie ein paar Kanarie-Vägel. Und machten gleich Anstalt, zum Meisterwerden und Hochzeit. So alles wohl und bald von statten ging in meinem Haus. Jedermann lobte das gute Werk, so ich gestiftet hatte.

Aber die Freude währete nicht lange. Denn da die Mutter lieber alles der Tochter zuschleppen, und ich das nicht leiden wollte, ging der Hader wieder an.

Mutter und Tochter und die lieben Freunde beredeten seeligen Schmidt dazu, daß er einen schweren Prozeß mit mir anfing: nomine seiner Frau mein Haus zu vindizieren. Schickte mir wohl acht Bogen zu, darin er mich eines Betruges, Hinterlist und Verletzung im Hauskauf beschuldigte; es wäre mit solchem Kauf nicht ordentlich durch Taxation und Subhastation zugangen; weniger mit dem decreto Magistratus versehen; und also null und nichtig das Haus so wohlfeil an mich gebracht.

Und, vorwahr, es sähe alles schlimm und langwürig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0267"/>
etliche Dukaten mit einem Brief nach Augsburg sendete. &#x2013; Und damit war die Verheiratung richtig.</p>
          <p>Er schrieb mir, die höchste Obligation und Vergeltung zu erweisen (aber leider konträr), auch daß er in länger als sechszehen Wochen wegen seines Vorteils und Geldeinnahme nicht kommen könnte. Welches hernach wohl ein Halbjahr währt&#x2019;. Indeß machte ich den Prozeß aus, muthete vor ihn, und miethete eine Barbierstube, so sie noch haben, in der Galgstraße.</p>
          <p>Endlich kam der seelige Schmidt in mein Haus. Da hätte man sollen sehen, was vor Freude auf beiden Teilen war. Und thaten, als ob sie lange beisammen gewohnet. Und diese Liebe ist auch beständig bis ans Ende geblieben.</p>
          <p>Ich that sie beide zusammen in meine kleine Stube, wie ein paar Kanarie-Vägel. Und machten gleich Anstalt, zum Meisterwerden und Hochzeit. So alles wohl und bald von statten ging in meinem Haus. Jedermann lobte das gute Werk, so ich gestiftet hatte.</p>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>ber die Freude währete nicht lange. Denn da die Mutter lieber alles der Tochter zuschleppen, und ich das nicht leiden wollte, ging der Hader wieder an.</p>
          <p>Mutter und Tochter und die lieben Freunde beredeten seeligen Schmidt dazu, daß er einen schweren Prozeß mit mir anfing: <hi rendition="#aq">nomine</hi> seiner Frau mein Haus zu vindizieren. Schickte mir wohl acht Bogen zu, darin er mich eines Betruges, Hinterlist und Verletzung im Hauskauf beschuldigte; es wäre mit solchem Kauf nicht ordentlich durch Taxation und Subhastation zugangen; weniger mit dem <hi rendition="#aq">decreto Magistratus</hi> versehen; und also null und nichtig das Haus so wohlfeil an mich gebracht.</p>
          <p>Und, vorwahr, es sähe alles schlimm und langwürig
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0267] etliche Dukaten mit einem Brief nach Augsburg sendete. – Und damit war die Verheiratung richtig. Er schrieb mir, die höchste Obligation und Vergeltung zu erweisen (aber leider konträr), auch daß er in länger als sechszehen Wochen wegen seines Vorteils und Geldeinnahme nicht kommen könnte. Welches hernach wohl ein Halbjahr währt’. Indeß machte ich den Prozeß aus, muthete vor ihn, und miethete eine Barbierstube, so sie noch haben, in der Galgstraße. Endlich kam der seelige Schmidt in mein Haus. Da hätte man sollen sehen, was vor Freude auf beiden Teilen war. Und thaten, als ob sie lange beisammen gewohnet. Und diese Liebe ist auch beständig bis ans Ende geblieben. Ich that sie beide zusammen in meine kleine Stube, wie ein paar Kanarie-Vägel. Und machten gleich Anstalt, zum Meisterwerden und Hochzeit. So alles wohl und bald von statten ging in meinem Haus. Jedermann lobte das gute Werk, so ich gestiftet hatte. Aber die Freude währete nicht lange. Denn da die Mutter lieber alles der Tochter zuschleppen, und ich das nicht leiden wollte, ging der Hader wieder an. Mutter und Tochter und die lieben Freunde beredeten seeligen Schmidt dazu, daß er einen schweren Prozeß mit mir anfing: nomine seiner Frau mein Haus zu vindizieren. Schickte mir wohl acht Bogen zu, darin er mich eines Betruges, Hinterlist und Verletzung im Hauskauf beschuldigte; es wäre mit solchem Kauf nicht ordentlich durch Taxation und Subhastation zugangen; weniger mit dem decreto Magistratus versehen; und also null und nichtig das Haus so wohlfeil an mich gebracht. Und, vorwahr, es sähe alles schlimm und langwürig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/267
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/267>, abgerufen am 30.04.2024.