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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Schumann des Seeligen Stelle als Pastor, und Herrn Magister Ockeln dessen Diakonats-Stelle zu bekleiden." - Sie bedankten sich.

Aber der Herr Magister Ockel wollte nichts davon hören; denn er sagte: einige von denen Acht-Männern wollten ihn nicht. - Aber er wußte eine bessere Rekommandation vom Herrn Rathsmeister Ockeln, in die Markt-Kirche.

Herr Magister Schumann wurde ins Pastorat erwählet, welcher nicht lange zuvor von Mücheln hieher sich an Herrn Doktor Gerbten, so damals Vorsteher war, addressieret, umb eine Gastpredigt zu thun, sich hören zu lassen; weil der damalige Pastor Reichhelm (so sonst ein galanter Mann und Poet war, nicht orgeln und singen hören konnte) einen Substituten begehrete, aber nichts von seinem Gehalt ablassen wollte. Daher die Herrn Acht-Männer viel Sorge hatten und Herrn Schumann gerne behalten wollten. Wurden endlich auf Vorschlag eines Mannes deß einig: Herrn Magister Reichhelm, so tausend Thaler vor seinen gänzlichen Abtritt gefordert, die zu geben. Das war jenem und diesem eben recht. Aber die Kirche hat es empfunden, bis dato. - Wiewohl es dem guten Herrn Magister Reichhelm übelergangen; denn er wurde ein Ambtmann zu Wansleben und war sehr unglücklich bei seiner Intention, kam in große Schulden, Arrest und starb bald.

Von obigen Herrn Geistlichen habe ich in meinem müheseeligen Ehestand viel erlitten, allein durch Angeben und Verleitung meiner Frauen und ihres Schwiegersohns und Freunden. Denn solche sich bei den guten Männern zu thun und sie teils mit Geschenken, teils durch die Verwandtschaft so zu insinuieren, mich aber schwarz zu machen und allen Rat wider mich zu holen

Schumann des Seeligen Stelle als Pastor, und Herrn Magister Ockeln dessen Diakonats-Stelle zu bekleiden.“ – Sie bedankten sich.

Aber der Herr Magister Ockel wollte nichts davon hören; denn er sagte: einige von denen Acht-Männern wollten ihn nicht. – Aber er wußte eine bessere Rekommandation vom Herrn Rathsmeister Ockeln, in die Markt-Kirche.

Herr Magister Schumann wurde ins Pastorat erwählet, welcher nicht lange zuvor von Mücheln hieher sich an Herrn Doktor Gerbten, so damals Vorsteher war, addressieret, umb eine Gastpredigt zu thun, sich hören zu lassen; weil der damalige Pastor Reichhelm (so sonst ein galanter Mann und Poet war, nicht orgeln und singen hören konnte) einen Substituten begehrete, aber nichts von seinem Gehalt ablassen wollte. Daher die Herrn Acht-Männer viel Sorge hatten und Herrn Schumann gerne behalten wollten. Wurden endlich auf Vorschlag eines Mannes deß einig: Herrn Magister Reichhelm, so tausend Thaler vor seinen gänzlichen Abtritt gefordert, die zu geben. Das war jenem und diesem eben recht. Aber die Kirche hat es empfunden, bis dato. – Wiewohl es dem guten Herrn Magister Reichhelm übelergangen; denn er wurde ein Ambtmann zu Wansleben und war sehr unglücklich bei seiner Intention, kam in große Schulden, Arrest und starb bald.

Von obigen Herrn Geistlichen habe ich in meinem müheseeligen Ehestand viel erlitten, allein durch Angeben und Verleitung meiner Frauen und ihres Schwiegersohns und Freunden. Denn solche sich bei den guten Männern zu thun und sie teils mit Geschenken, teils durch die Verwandtschaft so zu insinuieren, mich aber schwarz zu machen und allen Rat wider mich zu holen

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[0271] Schumann des Seeligen Stelle als Pastor, und Herrn Magister Ockeln dessen Diakonats-Stelle zu bekleiden.“ – Sie bedankten sich. Aber der Herr Magister Ockel wollte nichts davon hören; denn er sagte: einige von denen Acht-Männern wollten ihn nicht. – Aber er wußte eine bessere Rekommandation vom Herrn Rathsmeister Ockeln, in die Markt-Kirche. Herr Magister Schumann wurde ins Pastorat erwählet, welcher nicht lange zuvor von Mücheln hieher sich an Herrn Doktor Gerbten, so damals Vorsteher war, addressieret, umb eine Gastpredigt zu thun, sich hören zu lassen; weil der damalige Pastor Reichhelm (so sonst ein galanter Mann und Poet war, nicht orgeln und singen hören konnte) einen Substituten begehrete, aber nichts von seinem Gehalt ablassen wollte. Daher die Herrn Acht-Männer viel Sorge hatten und Herrn Schumann gerne behalten wollten. Wurden endlich auf Vorschlag eines Mannes deß einig: Herrn Magister Reichhelm, so tausend Thaler vor seinen gänzlichen Abtritt gefordert, die zu geben. Das war jenem und diesem eben recht. Aber die Kirche hat es empfunden, bis dato. – Wiewohl es dem guten Herrn Magister Reichhelm übelergangen; denn er wurde ein Ambtmann zu Wansleben und war sehr unglücklich bei seiner Intention, kam in große Schulden, Arrest und starb bald. Von obigen Herrn Geistlichen habe ich in meinem müheseeligen Ehestand viel erlitten, allein durch Angeben und Verleitung meiner Frauen und ihres Schwiegersohns und Freunden. Denn solche sich bei den guten Männern zu thun und sie teils mit Geschenken, teils durch die Verwandtschaft so zu insinuieren, mich aber schwarz zu machen und allen Rat wider mich zu holen

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/271>, abgerufen am 30.04.2024.