Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Barbierstube. - Nach einem Kupfer a. d. 18. Jahrhundert.
Gebet verrichtet, ging ich nach der Lehns-Kanzlei, wo Herrn Geheimbten Rath Katschen sein Herr Bruder als Lehnsrath war. Der kannte mich wohl.

Unterwegens war ich sehr traurig und niedergeschlagen und konnte mich nichts Gutes versehen. Denn, wie vorgemeldt, war alles abgeschlagen. Da begegneten mir in dem kleinen Gäßchen, wo ich durchgehen mußte, die Kurrend-Jungen. Sechs stunden gleich vor mir stille (gleichwie ihr Gebrauch vor den Häusern) und fingen mit vollem hals an zu singen: "Wer hofft in GOtt und dem vertraut, wird nimmermehr zu Schanden, und wer auf diesem Felsen baut, ob ihm gleich steht zu Handen etc."

Dieses gab mir einen gewaltigen Trost, Freude und


[Abbildung] Barbierstube. – Nach einem Kupfer a. d. 18. Jahrhundert.
Gebet verrichtet, ging ich nach der Lehns-Kanzlei, wo Herrn Geheimbten Rath Katschen sein Herr Bruder als Lehnsrath war. Der kannte mich wohl.

Unterwegens war ich sehr traurig und niedergeschlagen und konnte mich nichts Gutes versehen. Denn, wie vorgemeldt, war alles abgeschlagen. Da begegneten mir in dem kleinen Gäßchen, wo ich durchgehen mußte, die Kurrend-Jungen. Sechs stunden gleich vor mir stille (gleichwie ihr Gebrauch vor den Häusern) und fingen mit vollem hals an zu singen: „Wer hofft in GOtt und dem vertraut, wird nimmermehr zu Schanden, und wer auf diesem Felsen baut, ob ihm gleich steht zu Handen etc.“

Dieses gab mir einen gewaltigen Trost, Freude und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0285"/><figure><head>Barbierstube. &#x2013; Nach einem Kupfer a. d. 18. Jahrhundert.</head><lb/></figure><lb/>
Gebet verrichtet, ging ich nach der Lehns-Kanzlei, wo Herrn Geheimbten Rath Katschen sein Herr Bruder als Lehnsrath war. Der kannte mich wohl.</p>
          <p>Unterwegens war ich sehr traurig und niedergeschlagen und konnte mich nichts Gutes versehen. Denn, wie vorgemeldt, war alles abgeschlagen. Da begegneten mir in dem kleinen Gäßchen, wo ich durchgehen mußte, die Kurrend-Jungen. Sechs stunden gleich vor mir stille (gleichwie ihr Gebrauch vor den Häusern) und fingen mit vollem hals an zu singen: &#x201E;Wer hofft in GOtt und dem vertraut, wird nimmermehr zu Schanden, und wer auf diesem Felsen baut, ob ihm gleich steht zu Handen etc.&#x201C;</p>
          <p>Dieses gab mir einen gewaltigen Trost, Freude und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0285] [Abbildung Barbierstube. – Nach einem Kupfer a. d. 18. Jahrhundert. ] Gebet verrichtet, ging ich nach der Lehns-Kanzlei, wo Herrn Geheimbten Rath Katschen sein Herr Bruder als Lehnsrath war. Der kannte mich wohl. Unterwegens war ich sehr traurig und niedergeschlagen und konnte mich nichts Gutes versehen. Denn, wie vorgemeldt, war alles abgeschlagen. Da begegneten mir in dem kleinen Gäßchen, wo ich durchgehen mußte, die Kurrend-Jungen. Sechs stunden gleich vor mir stille (gleichwie ihr Gebrauch vor den Häusern) und fingen mit vollem hals an zu singen: „Wer hofft in GOtt und dem vertraut, wird nimmermehr zu Schanden, und wer auf diesem Felsen baut, ob ihm gleich steht zu Handen etc.“ Dieses gab mir einen gewaltigen Trost, Freude und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/285
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/285>, abgerufen am 30.04.2024.