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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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auch so perfekt kennen lern'n, wie ich denn vielmals commissiones bei ihm hatte, daß er mich gleich mit Namen nennete.

Die Barbier aber waren nicht wohl zufrieden, daß ihre böse Intention abermals fehlgeschlagen! - Doch mußte ich noch zwei oder drei harte Gänge mit ihnen gehen. Darum will ich niemand raten: wider eine Innung, oder Handwerk, sich einzudringen, wie ich thun mußte, und das Hofbarbier-Prädikat suchen, wollte ich anderst in Halle mein Brot gewinnen.

Der erste Kampf war noch umb die Obermeisterstelle. Da nach Absterben mich die Reihe traf, da wähleten sie Herrn Schwendern und gingen mich vorbei. Sagten, oder meineten: ich wär ein Frei-Meister. - Ihnen das zu benehmen und dem Schimpf zu wehren (weil ich mein Examen so wohl, als sie, ausgestanden), kam ich bei Hofe ein, welcher decidierete: daß ich schlechterdings ihr Obermeister sein müßte, weil ein Hofbarbier vom König, sie aber von sich dependiereten. - Mußten's also geschehen lassen.

Der andere Krieg mit ihnen war, daß ich meine Hofbarbier-Gerechtigkeit an Johann Gottlieb Gerbern übergab. Weil ich vermeinete: meine Frau würde noch nicht sterben, indem sie sich ganze Tragekörbe voll Kräuter bringen ließ. Sie huste zwar und wurf erschröcklich aus, daß ich ihr eine Stube allein gab. Doch wurde mir meine Haushaltung mit Jungen und Gesellen sehr schwer. Deshalb ich gedachte, mich in Ruhe zu setzen. Ich erlangete es zwar, daß ich die Barbierstube transferieren konnte, gegen funfzig Thaler, wie sehr sich die Barbierer dargegensetzten.

auch so perfekt kennen lern’n, wie ich denn vielmals commissiones bei ihm hatte, daß er mich gleich mit Namen nennete.

Die Barbier aber waren nicht wohl zufrieden, daß ihre böse Intention abermals fehlgeschlagen! – Doch mußte ich noch zwei oder drei harte Gänge mit ihnen gehen. Darum will ich niemand raten: wider eine Innung, oder Handwerk, sich einzudringen, wie ich thun mußte, und das Hofbarbier-Prädikat suchen, wollte ich anderst in Halle mein Brot gewinnen.

Der erste Kampf war noch umb die Obermeisterstelle. Da nach Absterben mich die Reihe traf, da wähleten sie Herrn Schwendern und gingen mich vorbei. Sagten, oder meineten: ich wär ein Frei-Meister. – Ihnen das zu benehmen und dem Schimpf zu wehren (weil ich mein Examen so wohl, als sie, ausgestanden), kam ich bei Hofe ein, welcher decidierete: daß ich schlechterdings ihr Obermeister sein müßte, weil ein Hofbarbier vom König, sie aber von sich dependiereten. – Mußten’s also geschehen lassen.

Der andere Krieg mit ihnen war, daß ich meine Hofbarbier-Gerechtigkeit an Johann Gottlieb Gerbern übergab. Weil ich vermeinete: meine Frau würde noch nicht sterben, indem sie sich ganze Tragekörbe voll Kräuter bringen ließ. Sie huste zwar und wurf erschröcklich aus, daß ich ihr eine Stube allein gab. Doch wurde mir meine Haushaltung mit Jungen und Gesellen sehr schwer. Deshalb ich gedachte, mich in Ruhe zu setzen. Ich erlangete es zwar, daß ich die Barbierstube transferieren konnte, gegen funfzig Thaler, wie sehr sich die Barbierer dargegensetzten.

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[0287] auch so perfekt kennen lern’n, wie ich denn vielmals commissiones bei ihm hatte, daß er mich gleich mit Namen nennete. Die Barbier aber waren nicht wohl zufrieden, daß ihre böse Intention abermals fehlgeschlagen! – Doch mußte ich noch zwei oder drei harte Gänge mit ihnen gehen. Darum will ich niemand raten: wider eine Innung, oder Handwerk, sich einzudringen, wie ich thun mußte, und das Hofbarbier-Prädikat suchen, wollte ich anderst in Halle mein Brot gewinnen. Der erste Kampf war noch umb die Obermeisterstelle. Da nach Absterben mich die Reihe traf, da wähleten sie Herrn Schwendern und gingen mich vorbei. Sagten, oder meineten: ich wär ein Frei-Meister. – Ihnen das zu benehmen und dem Schimpf zu wehren (weil ich mein Examen so wohl, als sie, ausgestanden), kam ich bei Hofe ein, welcher decidierete: daß ich schlechterdings ihr Obermeister sein müßte, weil ein Hofbarbier vom König, sie aber von sich dependiereten. – Mußten’s also geschehen lassen. Der andere Krieg mit ihnen war, daß ich meine Hofbarbier-Gerechtigkeit an Johann Gottlieb Gerbern übergab. Weil ich vermeinete: meine Frau würde noch nicht sterben, indem sie sich ganze Tragekörbe voll Kräuter bringen ließ. Sie huste zwar und wurf erschröcklich aus, daß ich ihr eine Stube allein gab. Doch wurde mir meine Haushaltung mit Jungen und Gesellen sehr schwer. Deshalb ich gedachte, mich in Ruhe zu setzen. Ich erlangete es zwar, daß ich die Barbierstube transferieren konnte, gegen funfzig Thaler, wie sehr sich die Barbierer dargegensetzten.

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/287>, abgerufen am 30.04.2024.