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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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fernere Schicksale vgl. Julius Friedländer "Markgraf Karl Philipp v. Brandenburg u. die Gräfin Salmour" (Berlin 1881).

S. 242. Milchpulver; Grana tilli oder grana tiglia = höllische Feigen, purgieren oben und unten und werden von den Ärzten wegen ihrer starken Wirkung selten verschrieben. - Das Versehen des unerfahrenen Apothekerjungen ist bei der üblichen, abkürzenden Schreibung der Rezepte zu verstehen. Denn granum bedeutet das kleinste medizinische Gewicht und heißt auch dasselbe wie: semen = ein Samenkorn. - Der Samen des Lindenbaumes (semen tiliae) für sich allein, hatte wohl nicht die gewünschte Wirkung, doch hielt man dafür, daß Lindenblüten, in Milch gesotten und getrunken, den Säugenden die Milch vermehren.

S. 247. Königin von Portugal; Maria Anna von Österreich (geb. 1683, gest. 1754), Tochter Kaiser Leopolds I., wurde mit Johann V. von Portugal, dem rex fidelissimus (reg, 1706 bis 1750), vermählt und traf 1708 in Lissabon ein.

S. 251. Dietz hatte dem Kaufmann Georg Andreas Nebelthau in der Ostermesse 1720 gegen einen Wechsel, den Nebelthau und Frau "in solidum" ausgestellt hatten, 500 Taler vorgestreckt. Aber Nebelthau zahlte zur Michaelismesse 1720 nicht, wie er sollte. Am 15. Januar 1721 brachte Dietz deshalb einen Arrest in Höhe dieser 500 Taler auf des Kaufmanns Hab und Gut aus. - Nebelthaus Schulden betrugen damals 13 747 Tl. 14 Gr. 3 Pf., denen an Aktiven höchstens 8420 Tl. gegenüberstanden. (Königl. Geh. Staatsarchiv z. Berlin R. 52, 144a.)

S. 252. Teetrinken - Wassersucht; der gelehrte Arzt Janus Abraham a Gehema vertrat z.B. die Ansicht, daß das Teegetränk die Wassersucht nicht verursache, sie vielmehr vertreibe.

S. 254. Blindes Schloß = Schloß ohne Klinke, das nur mit dem Schlüssel geöffnet werden kann.

S. 256. "Wer einen Schatz findet auf seinem Boden, behält ihn nach gemeinen Rechten vor sich allein. Findet er ihn auf eines andern Boden zufälliger Weise, so theilet er ihn mit dem Eigenthümer; hat er aber darnach gesuchet, so hat er nichts daran zu fordern, als was der Eigenthümer ihm vor seine Mühe geben will."

S. 260. Gehorsam = "leidliches Gefängniß, wodurch die Widerspenstigen zum Gehorsam gebracht werden."

S. 260. Angeloben = Urfehde schwören, d. h. eidlich versprechen, sich wegen des erlittenen Gefängnisses nicht zu rächen.

S. 263. Schweden 1706 in Sachsen; von Polen her, wo er Stanislaus Lesczinski zum Könige hatte wählen lassen (1704), war Karl XII. weiter nach Kursachsen eingefallen und hatte das Land besetzt. Im Frieden zu Altranstädt (1706) mußte August d. Starke auf die polnische Krone verzichten. Das schwedische Heer nahm in Sachsen Quartier.

fernere Schicksale vgl. Julius Friedländer „Markgraf Karl Philipp v. Brandenburg u. die Gräfin Salmour“ (Berlin 1881).

S. 242. Milchpulver; Grana tilli oder grana tiglia = höllische Feigen, purgieren oben und unten und werden von den Ärzten wegen ihrer starken Wirkung selten verschrieben. – Das Versehen des unerfahrenen Apothekerjungen ist bei der üblichen, abkürzenden Schreibung der Rezepte zu verstehen. Denn granum bedeutet das kleinste medizinische Gewicht und heißt auch dasselbe wie: semen = ein Samenkorn. – Der Samen des Lindenbaumes (semen tiliae) für sich allein, hatte wohl nicht die gewünschte Wirkung, doch hielt man dafür, daß Lindenblüten, in Milch gesotten und getrunken, den Säugenden die Milch vermehren.

S. 247. Königin von Portugal; Maria Anna von Österreich (geb. 1683, gest. 1754), Tochter Kaiser Leopolds I., wurde mit Johann V. von Portugal, dem rex fidelissimus (reg, 1706 bis 1750), vermählt und traf 1708 in Lissabon ein.

S. 251. Dietz hatte dem Kaufmann Georg Andreas Nebelthau in der Ostermesse 1720 gegen einen Wechsel, den Nebelthau und Frau „in solidum“ ausgestellt hatten, 500 Taler vorgestreckt. Aber Nebelthau zahlte zur Michaelismesse 1720 nicht, wie er sollte. Am 15. Januar 1721 brachte Dietz deshalb einen Arrest in Höhe dieser 500 Taler auf des Kaufmanns Hab und Gut aus. – Nebelthaus Schulden betrugen damals 13 747 Tl. 14 Gr. 3 Pf., denen an Aktiven höchstens 8420 Tl. gegenüberstanden. (Königl. Geh. Staatsarchiv z. Berlin R. 52, 144a.)

S. 252. Teetrinken – Wassersucht; der gelehrte Arzt Janus Abraham a Gehema vertrat z.B. die Ansicht, daß das Teegetränk die Wassersucht nicht verursache, sie vielmehr vertreibe.

S. 254. Blindes Schloß = Schloß ohne Klinke, das nur mit dem Schlüssel geöffnet werden kann.

S. 256. „Wer einen Schatz findet auf seinem Boden, behält ihn nach gemeinen Rechten vor sich allein. Findet er ihn auf eines andern Boden zufälliger Weise, so theilet er ihn mit dem Eigenthümer; hat er aber darnach gesuchet, so hat er nichts daran zu fordern, als was der Eigenthümer ihm vor seine Mühe geben will.“

S. 260. Gehorsam = „leidliches Gefängniß, wodurch die Widerspenstigen zum Gehorsam gebracht werden.“

S. 260. Angeloben = Urfehde schwören, d. h. eidlich versprechen, sich wegen des erlittenen Gefängnisses nicht zu rächen.

S. 263. Schweden 1706 in Sachsen; von Polen her, wo er Stanislaus Lesczinski zum Könige hatte wählen lassen (1704), war Karl XII. weiter nach Kursachsen eingefallen und hatte das Land besetzt. Im Frieden zu Altranstädt (1706) mußte August d. Starke auf die polnische Krone verzichten. Das schwedische Heer nahm in Sachsen Quartier.

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[0329] fernere Schicksale vgl. Julius Friedländer „Markgraf Karl Philipp v. Brandenburg u. die Gräfin Salmour“ (Berlin 1881). S. 242. Milchpulver; Grana tilli oder grana tiglia = höllische Feigen, purgieren oben und unten und werden von den Ärzten wegen ihrer starken Wirkung selten verschrieben. – Das Versehen des unerfahrenen Apothekerjungen ist bei der üblichen, abkürzenden Schreibung der Rezepte zu verstehen. Denn granum bedeutet das kleinste medizinische Gewicht und heißt auch dasselbe wie: semen = ein Samenkorn. – Der Samen des Lindenbaumes (semen tiliae) für sich allein, hatte wohl nicht die gewünschte Wirkung, doch hielt man dafür, daß Lindenblüten, in Milch gesotten und getrunken, den Säugenden die Milch vermehren. S. 247. Königin von Portugal; Maria Anna von Österreich (geb. 1683, gest. 1754), Tochter Kaiser Leopolds I., wurde mit Johann V. von Portugal, dem rex fidelissimus (reg, 1706 bis 1750), vermählt und traf 1708 in Lissabon ein. S. 251. Dietz hatte dem Kaufmann Georg Andreas Nebelthau in der Ostermesse 1720 gegen einen Wechsel, den Nebelthau und Frau „in solidum“ ausgestellt hatten, 500 Taler vorgestreckt. Aber Nebelthau zahlte zur Michaelismesse 1720 nicht, wie er sollte. Am 15. Januar 1721 brachte Dietz deshalb einen Arrest in Höhe dieser 500 Taler auf des Kaufmanns Hab und Gut aus. – Nebelthaus Schulden betrugen damals 13 747 Tl. 14 Gr. 3 Pf., denen an Aktiven höchstens 8420 Tl. gegenüberstanden. (Königl. Geh. Staatsarchiv z. Berlin R. 52, 144a.) S. 252. Teetrinken – Wassersucht; der gelehrte Arzt Janus Abraham a Gehema vertrat z.B. die Ansicht, daß das Teegetränk die Wassersucht nicht verursache, sie vielmehr vertreibe. S. 254. Blindes Schloß = Schloß ohne Klinke, das nur mit dem Schlüssel geöffnet werden kann. S. 256. „Wer einen Schatz findet auf seinem Boden, behält ihn nach gemeinen Rechten vor sich allein. Findet er ihn auf eines andern Boden zufälliger Weise, so theilet er ihn mit dem Eigenthümer; hat er aber darnach gesuchet, so hat er nichts daran zu fordern, als was der Eigenthümer ihm vor seine Mühe geben will.“ S. 260. Gehorsam = „leidliches Gefängniß, wodurch die Widerspenstigen zum Gehorsam gebracht werden.“ S. 260. Angeloben = Urfehde schwören, d. h. eidlich versprechen, sich wegen des erlittenen Gefängnisses nicht zu rächen. S. 263. Schweden 1706 in Sachsen; von Polen her, wo er Stanislaus Lesczinski zum Könige hatte wählen lassen (1704), war Karl XII. weiter nach Kursachsen eingefallen und hatte das Land besetzt. Im Frieden zu Altranstädt (1706) mußte August d. Starke auf die polnische Krone verzichten. Das schwedische Heer nahm in Sachsen Quartier.

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/329>, abgerufen am 29.04.2024.