Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Die vorgesetzte Dienstbehörde.
an seinen Bruder, und bat ihn um das nöthige Geld,
damit er jetzt zurückkehren könne. Schwind schickte ihm
drei Thaler und schrieb ihm dabei, daß er ihm dieselben
schenke.

Somit zog der Handwerksbursch wieder nach der
Stadt, in der sichern Voraussetzung, daß man ihm nun¬
mehr nichts weiter anhaben werde. Er war jedoch kaum
zwei Tage am Ort, als der Kommissarius, der davon
Nachricht erhielt, ihn verhaftete und als einen Widersetz¬
lichen, der trotz polizeilicher Ausweisung wieder zurückge¬
kehrt sei, nach dem Polizeigefängniß ablieferte. Hier blieb
er acht Tage. Dann aber wurde er trotz seiner Vor¬
stellung, daß er jetzt den vorschriftmäßigen Anforderungen
genügen könne, aus der Stadt geschafft und zugleich bei ge¬
schärfter Gefängnißstrafe verwarnt, je wieder zurückzukehren.

Schwind erzählte mir diese neue Wendung der Dinge
mit eben nicht gelinden Ausdrücken gegen den Polizei-
Kommissarius, und bat mich im Namen seines Bruders,
eine Beschwerde an das Polizeidirektorium zu entwerfen.
Obwohl ich mir von solchem Beschwerdeweg gleich zu An¬
fang wenig Erfolg versprach, so erfüllte ich doch Schwinds
Bitte um so mehr, als meiner Ansicht nach die schon
bestehenden Verhältnisse nicht wohl verschlimmert werden

Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde.
an ſeinen Bruder, und bat ihn um das noͤthige Geld,
damit er jetzt zuruͤckkehren koͤnne. Schwind ſchickte ihm
drei Thaler und ſchrieb ihm dabei, daß er ihm dieſelben
ſchenke.

Somit zog der Handwerksburſch wieder nach der
Stadt, in der ſichern Vorausſetzung, daß man ihm nun¬
mehr nichts weiter anhaben werde. Er war jedoch kaum
zwei Tage am Ort, als der Kommiſſarius, der davon
Nachricht erhielt, ihn verhaftete und als einen Widerſetz¬
lichen, der trotz polizeilicher Ausweiſung wieder zuruͤckge¬
kehrt ſei, nach dem Polizeigefaͤngniß ablieferte. Hier blieb
er acht Tage. Dann aber wurde er trotz ſeiner Vor¬
ſtellung, daß er jetzt den vorſchriftmaͤßigen Anforderungen
genuͤgen koͤnne, aus der Stadt geſchafft und zugleich bei ge¬
ſchaͤrfter Gefaͤngnißſtrafe verwarnt, je wieder zuruͤckzukehren.

Schwind erzaͤhlte mir dieſe neue Wendung der Dinge
mit eben nicht gelinden Ausdruͤcken gegen den Polizei-
Kommiſſarius, und bat mich im Namen ſeines Bruders,
eine Beſchwerde an das Polizeidirektorium zu entwerfen.
Obwohl ich mir von ſolchem Beſchwerdeweg gleich zu An¬
fang wenig Erfolg verſprach, ſo erfuͤllte ich doch Schwinds
Bitte um ſo mehr, als meiner Anſicht nach die ſchon
beſtehenden Verhaͤltniſſe nicht wohl verſchlimmert werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="135"/><fw place="top" type="header">Die vorge&#x017F;etzte Dien&#x017F;tbeho&#x0364;rde.<lb/></fw>an &#x017F;einen Bruder, und bat ihn um das no&#x0364;thige Geld,<lb/>
damit er jetzt zuru&#x0364;ckkehren ko&#x0364;nne. Schwind &#x017F;chickte ihm<lb/>
drei Thaler und &#x017F;chrieb ihm dabei, daß er ihm die&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;chenke.</p><lb/>
        <p>Somit zog der Handwerksbur&#x017F;ch wieder nach der<lb/>
Stadt, in der &#x017F;ichern Voraus&#x017F;etzung, daß man ihm nun¬<lb/>
mehr nichts weiter anhaben werde. Er war jedoch kaum<lb/>
zwei Tage am Ort, als der Kommi&#x017F;&#x017F;arius, der davon<lb/>
Nachricht erhielt, ihn verhaftete und als einen Wider&#x017F;etz¬<lb/>
lichen, der trotz polizeilicher Auswei&#x017F;ung wieder zuru&#x0364;ckge¬<lb/>
kehrt &#x017F;ei, nach dem Polizeigefa&#x0364;ngniß ablieferte. Hier blieb<lb/>
er acht Tage. Dann aber wurde er trotz &#x017F;einer Vor¬<lb/>
&#x017F;tellung, daß er jetzt den vor&#x017F;chriftma&#x0364;ßigen Anforderungen<lb/>
genu&#x0364;gen ko&#x0364;nne, aus der Stadt ge&#x017F;chafft und zugleich bei ge¬<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rfter Gefa&#x0364;ngniß&#x017F;trafe verwarnt, je wieder zuru&#x0364;ckzukehren.</p><lb/>
        <p>Schwind erza&#x0364;hlte mir die&#x017F;e neue Wendung der Dinge<lb/>
mit eben nicht gelinden Ausdru&#x0364;cken gegen den Polizei-<lb/>
Kommi&#x017F;&#x017F;arius, und bat mich im Namen &#x017F;eines Bruders,<lb/>
eine Be&#x017F;chwerde an das Polizeidirektorium zu entwerfen.<lb/>
Obwohl ich mir von &#x017F;olchem Be&#x017F;chwerdeweg gleich zu An¬<lb/>
fang wenig Erfolg ver&#x017F;prach, &#x017F;o erfu&#x0364;llte ich doch Schwinds<lb/>
Bitte um &#x017F;o mehr, als meiner An&#x017F;icht nach die &#x017F;chon<lb/>
be&#x017F;tehenden Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e nicht wohl ver&#x017F;chlimmert werden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0149] Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde. an ſeinen Bruder, und bat ihn um das noͤthige Geld, damit er jetzt zuruͤckkehren koͤnne. Schwind ſchickte ihm drei Thaler und ſchrieb ihm dabei, daß er ihm dieſelben ſchenke. Somit zog der Handwerksburſch wieder nach der Stadt, in der ſichern Vorausſetzung, daß man ihm nun¬ mehr nichts weiter anhaben werde. Er war jedoch kaum zwei Tage am Ort, als der Kommiſſarius, der davon Nachricht erhielt, ihn verhaftete und als einen Widerſetz¬ lichen, der trotz polizeilicher Ausweiſung wieder zuruͤckge¬ kehrt ſei, nach dem Polizeigefaͤngniß ablieferte. Hier blieb er acht Tage. Dann aber wurde er trotz ſeiner Vor¬ ſtellung, daß er jetzt den vorſchriftmaͤßigen Anforderungen genuͤgen koͤnne, aus der Stadt geſchafft und zugleich bei ge¬ ſchaͤrfter Gefaͤngnißſtrafe verwarnt, je wieder zuruͤckzukehren. Schwind erzaͤhlte mir dieſe neue Wendung der Dinge mit eben nicht gelinden Ausdruͤcken gegen den Polizei- Kommiſſarius, und bat mich im Namen ſeines Bruders, eine Beſchwerde an das Polizeidirektorium zu entwerfen. Obwohl ich mir von ſolchem Beſchwerdeweg gleich zu An¬ fang wenig Erfolg verſprach, ſo erfuͤllte ich doch Schwinds Bitte um ſo mehr, als meiner Anſicht nach die ſchon beſtehenden Verhaͤltniſſe nicht wohl verſchlimmert werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/149
Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/149>, abgerufen am 29.04.2024.