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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Das Unvermeidliche.
hatte doch die Gewohnheit, täglich beisammen zu sein,
zu tiefe Wurzeln in ihnen Beiden geschlagen, als daß
Eduard nicht Arthurs Entschluß hätte folgen und mit
ihm die Universität B. beziehen sollen. Bei der immer
bestimmteren Richtung Arthurs und dem leichten Sinn
Eduards kam es denn öfters zwischen den beiden Freun¬
den zu Debatten, aber dabei blieb es auch. Jeder that
nach wie vor das Seine, und ihr Verhältniß litt nicht
im Mindesten darunter.

So waren sie einst auf das obige Gespräch gekom¬
men, als Eduard eben mit großem Gelächter einen an
einem Nachtwächter verübten Streich erzählt hatte. Der
Nachtwächter nämlich hatte einige Tage zuvor die An¬
zeige gemacht, daß an dem Schilderhäuschen, in welchem
er nach jedesmaliger Runde sich aufhielt, mehrmals und
immer nur, wenn er eben drinnen stand, auf eine furcht¬
bare Weise gepoltert und gerüttelt worden sei, ohne daß
er der Ruhestörer habe habhaft werden können. Das
letzte Mal jedoch habe er drei Studenten davon laufen
und in ein bestimmtes Haus einkehren sehen, aus wel¬
chem dann in der Nacht Niemand mehr herausgekom¬
men sei. In Folge dessen waren die drei, in jenem
Hause wohnhaften Studenten auf das Universitätsgericht

Das Unvermeidliche.
hatte doch die Gewohnheit, taͤglich beiſammen zu ſein,
zu tiefe Wurzeln in ihnen Beiden geſchlagen, als daß
Eduard nicht Arthurs Entſchluß haͤtte folgen und mit
ihm die Univerſitaͤt B. beziehen ſollen. Bei der immer
beſtimmteren Richtung Arthurs und dem leichten Sinn
Eduards kam es denn oͤfters zwiſchen den beiden Freun¬
den zu Debatten, aber dabei blieb es auch. Jeder that
nach wie vor das Seine, und ihr Verhaͤltniß litt nicht
im Mindeſten darunter.

So waren ſie einſt auf das obige Geſpraͤch gekom¬
men, als Eduard eben mit großem Gelaͤchter einen an
einem Nachtwaͤchter veruͤbten Streich erzaͤhlt hatte. Der
Nachtwaͤchter naͤmlich hatte einige Tage zuvor die An¬
zeige gemacht, daß an dem Schilderhaͤuschen, in welchem
er nach jedesmaliger Runde ſich aufhielt, mehrmals und
immer nur, wenn er eben drinnen ſtand, auf eine furcht¬
bare Weiſe gepoltert und geruͤttelt worden ſei, ohne daß
er der Ruheſtoͤrer habe habhaft werden koͤnnen. Das
letzte Mal jedoch habe er drei Studenten davon laufen
und in ein beſtimmtes Haus einkehren ſehen, aus wel¬
chem dann in der Nacht Niemand mehr herausgekom¬
men ſei. In Folge deſſen waren die drei, in jenem
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[159/0173] Das Unvermeidliche. hatte doch die Gewohnheit, taͤglich beiſammen zu ſein, zu tiefe Wurzeln in ihnen Beiden geſchlagen, als daß Eduard nicht Arthurs Entſchluß haͤtte folgen und mit ihm die Univerſitaͤt B. beziehen ſollen. Bei der immer beſtimmteren Richtung Arthurs und dem leichten Sinn Eduards kam es denn oͤfters zwiſchen den beiden Freun¬ den zu Debatten, aber dabei blieb es auch. Jeder that nach wie vor das Seine, und ihr Verhaͤltniß litt nicht im Mindeſten darunter. So waren ſie einſt auf das obige Geſpraͤch gekom¬ men, als Eduard eben mit großem Gelaͤchter einen an einem Nachtwaͤchter veruͤbten Streich erzaͤhlt hatte. Der Nachtwaͤchter naͤmlich hatte einige Tage zuvor die An¬ zeige gemacht, daß an dem Schilderhaͤuschen, in welchem er nach jedesmaliger Runde ſich aufhielt, mehrmals und immer nur, wenn er eben drinnen ſtand, auf eine furcht¬ bare Weiſe gepoltert und geruͤttelt worden ſei, ohne daß er der Ruheſtoͤrer habe habhaft werden koͤnnen. Das letzte Mal jedoch habe er drei Studenten davon laufen und in ein beſtimmtes Haus einkehren ſehen, aus wel¬ chem dann in der Nacht Niemand mehr herausgekom¬ men ſei. In Folge deſſen waren die drei, in jenem Hauſe wohnhaften Studenten auf das Univerſitaͤtsgericht

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/173>, abgerufen am 30.04.2024.