So gern hätt' ich ein schönes Lied gemacht, Von deiner Liebe, deiner treuen Weise, Die Gabe, die für Andre immer wacht, Hätt' ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr, Und wie ich auch die Reime mochte stellen, Des Herzens Fluthen wallten drüber her, Zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin, Von einfach ungeschmücktem Wort getragen, Und meine ganze Seele nimm darin; Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.
8*
An meine Mutter.
So gern hätt’ ich ein ſchönes Lied gemacht, Von deiner Liebe, deiner treuen Weiſe, Die Gabe, die für Andre immer wacht, Hätt’ ich ſo gern geweckt zu deinem Preiſe.
Doch wie ich auch geſonnen mehr und mehr, Und wie ich auch die Reime mochte ſtellen, Des Herzens Fluthen wallten drüber her, Zerſtörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach ſchlichte Gabe hin, Von einfach ungeſchmücktem Wort getragen, Und meine ganze Seele nimm darin; Wo man am meiſten fühlt, weiß man nicht viel zu ſagen.
8*
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An meine Mutter.
So gern hätt’ ich ein ſchönes Lied gemacht,
Von deiner Liebe, deiner treuen Weiſe,
Die Gabe, die für Andre immer wacht,
Hätt’ ich ſo gern geweckt zu deinem Preiſe.
Doch wie ich auch geſonnen mehr und mehr,
Und wie ich auch die Reime mochte ſtellen,
Des Herzens Fluthen wallten drüber her,
Zerſtörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach ſchlichte Gabe hin,
Von einfach ungeſchmücktem Wort getragen,
Und meine ganze Seele nimm darin;
Wo man am meiſten fühlt, weiß man nicht viel zu ſagen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/131>, abgerufen am 30.01.2023.
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