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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Kartographische Signaturen
günstig, sei die Gegend vorwaltend Wald, Feld oder Steppe. Aber
bei weitem nicht immer gibt es so scharf ausgeprägte Wettertypen
.
Sehr oft, und namentlich in der Nähe des Aequators, sind die
Winde veränderlich oder lokal, oder es herrschen Windstillen. In
solchen Verhältnissen müssen dichte Wälder dem Regen günstig
sein, weil sie den Winden ein Hindernis entgegensetzen und da-
durch die Luft zum Aufsteigen zwingen, ausserdem die Luft im
Walde schon feucht ist. Das eine und das andere ist einer Kon-
densation günstig. Bei derselben Windrichtung muss es in wald-
losen Gegenden nicht oder weniger regnen. Bei Windstillen und
heiterer Witterung nach einer langen regenlosen Periode ist der
aufsteigende Strom über Wäldern viel feuchter, als über unbe-
waldeten Gegenden, wo der Boden ausgetrocknet, die Vegetation
verwelkt ist, daher dort wieder günstigere Verhältnisse für Regen.
Auch die Windstille selbst ist günstig für Regen des aufsteigenden
Stromes; ich erinnere nur an die häufigen Nachmittagsgewitter in
gut geschützten Alpenthälern. Gerade der häufig vorkommende
frühere Anfang der Regen in bewaldeten Tropengegenden beweist
die Richtigkeit des oben Gesagten."

Für die Einwirkung der Niederschlagsmengen und
ihrer Verteilung auf die Absonderung der Vegetations-
zonen bedarf es besonderer Karten, welche nicht nur die
jährliche Regenmenge nebeneinander stellen, sondern viel-
mehr die Regenmenge im Verhältnis zu der faktisch statt-
findenden Vegetationsperiode kennzeichnen sollten. Es
ist ein solches Verfahren dadurch angedeutet, dass in
unserer Wärmezonenkarte Eintragungen über die Nieder-
schläge in Gestalt von Signaturen hinzugefügt sind.

Vier Windfahnen sind in der
Reihenfolge der vier allgemeinen
meteorologischen Jahreszeiten De-
zember-Februar (links oben), März-
Mai (links unten), Juni-August (rechts
oben), September-November (rechts

[Tabelle]
unten) an einem Mittelstrich gezeichnet; sind ihre Felder hell, so
fallen zu der betreffenden Jahreszeit zur Aufrechterhaltung der in
Thätigkeit befindlichen Vegetation genügende Niederschläge, sind
ihre Felder dunkel, so fehlen dieselben und veranlassen Rückgang
oder Vegetationsruhe zu der betreffenden Jahreszeit, so dass also
ein Mittelstrich mit einer hellen Fahne links unten und einer rechts
oben Niederschläge innerhalb der Vegetationsperiode vom März bis
August bedeuten würde. Die Dürre zu allen Jahreszeiten ist durch
die Signatur einer runden, schwarz umränderten Scheibe an Stelle
der Windfahnen ausgedrückt. Das Aphoristische dieser Darstel-
lungsweise liegt auf der Hand; doch da eine klimatologische Karte
mit Rücksicht auf die Vegetationszonen allen drei Agentien: Licht,

Kartographische Signaturen
günstig, sei die Gegend vorwaltend Wald, Feld oder Steppe. Aber
bei weitem nicht immer gibt es so scharf ausgeprägte Wettertypen
.
Sehr oft, und namentlich in der Nähe des Aequators, sind die
Winde veränderlich oder lokal, oder es herrschen Windstillen. In
solchen Verhältnissen müssen dichte Wälder dem Regen günstig
sein, weil sie den Winden ein Hindernis entgegensetzen und da-
durch die Luft zum Aufsteigen zwingen, ausserdem die Luft im
Walde schon feucht ist. Das eine und das andere ist einer Kon-
densation günstig. Bei derselben Windrichtung muss es in wald-
losen Gegenden nicht oder weniger regnen. Bei Windstillen und
heiterer Witterung nach einer langen regenlosen Periode ist der
aufsteigende Strom über Wäldern viel feuchter, als über unbe-
waldeten Gegenden, wo der Boden ausgetrocknet, die Vegetation
verwelkt ist, daher dort wieder günstigere Verhältnisse für Regen.
Auch die Windstille selbst ist günstig für Regen des aufsteigenden
Stromes; ich erinnere nur an die häufigen Nachmittagsgewitter in
gut geschützten Alpenthälern. Gerade der häufig vorkommende
frühere Anfang der Regen in bewaldeten Tropengegenden beweist
die Richtigkeit des oben Gesagten.“

Für die Einwirkung der Niederschlagsmengen und
ihrer Verteilung auf die Absonderung der Vegetations-
zonen bedarf es besonderer Karten, welche nicht nur die
jährliche Regenmenge nebeneinander stellen, sondern viel-
mehr die Regenmenge im Verhältnis zu der faktisch statt-
findenden Vegetationsperiode kennzeichnen sollten. Es
ist ein solches Verfahren dadurch angedeutet, dass in
unserer Wärmezonenkarte Eintragungen über die Nieder-
schläge in Gestalt von Signaturen hinzugefügt sind.

Vier Windfahnen sind in der
Reihenfolge der vier allgemeinen
meteorologischen Jahreszeiten De-
zember-Februar (links oben), März-
Mai (links unten), Juni-August (rechts
oben), September-November (rechts

[Tabelle]
unten) an einem Mittelstrich gezeichnet; sind ihre Felder hell, so
fallen zu der betreffenden Jahreszeit zur Aufrechterhaltung der in
Thätigkeit befindlichen Vegetation genügende Niederschläge, sind
ihre Felder dunkel, so fehlen dieselben und veranlassen Rückgang
oder Vegetationsruhe zu der betreffenden Jahreszeit, so dass also
ein Mittelstrich mit einer hellen Fahne links unten und einer rechts
oben Niederschläge innerhalb der Vegetationsperiode vom März bis
August bedeuten würde. Die Dürre zu allen Jahreszeiten ist durch
die Signatur einer runden, schwarz umränderten Scheibe an Stelle
der Windfahnen ausgedrückt. Das Aphoristische dieser Darstel-
lungsweise liegt auf der Hand; doch da eine klimatologische Karte
mit Rücksicht auf die Vegetationszonen allen drei Agentien: Licht,

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[80/0102] Kartographische Signaturen günstig, sei die Gegend vorwaltend Wald, Feld oder Steppe. Aber bei weitem nicht immer gibt es so scharf ausgeprägte Wettertypen. Sehr oft, und namentlich in der Nähe des Aequators, sind die Winde veränderlich oder lokal, oder es herrschen Windstillen. In solchen Verhältnissen müssen dichte Wälder dem Regen günstig sein, weil sie den Winden ein Hindernis entgegensetzen und da- durch die Luft zum Aufsteigen zwingen, ausserdem die Luft im Walde schon feucht ist. Das eine und das andere ist einer Kon- densation günstig. Bei derselben Windrichtung muss es in wald- losen Gegenden nicht oder weniger regnen. Bei Windstillen und heiterer Witterung nach einer langen regenlosen Periode ist der aufsteigende Strom über Wäldern viel feuchter, als über unbe- waldeten Gegenden, wo der Boden ausgetrocknet, die Vegetation verwelkt ist, daher dort wieder günstigere Verhältnisse für Regen. Auch die Windstille selbst ist günstig für Regen des aufsteigenden Stromes; ich erinnere nur an die häufigen Nachmittagsgewitter in gut geschützten Alpenthälern. Gerade der häufig vorkommende frühere Anfang der Regen in bewaldeten Tropengegenden beweist die Richtigkeit des oben Gesagten.“ Für die Einwirkung der Niederschlagsmengen und ihrer Verteilung auf die Absonderung der Vegetations- zonen bedarf es besonderer Karten, welche nicht nur die jährliche Regenmenge nebeneinander stellen, sondern viel- mehr die Regenmenge im Verhältnis zu der faktisch statt- findenden Vegetationsperiode kennzeichnen sollten. Es ist ein solches Verfahren dadurch angedeutet, dass in unserer Wärmezonenkarte Eintragungen über die Nieder- schläge in Gestalt von Signaturen hinzugefügt sind. Vier Windfahnen sind in der Reihenfolge der vier allgemeinen meteorologischen Jahreszeiten De- zember-Februar (links oben), März- Mai (links unten), Juni-August (rechts oben), September-November (rechts unten) an einem Mittelstrich gezeichnet; sind ihre Felder hell, so fallen zu der betreffenden Jahreszeit zur Aufrechterhaltung der in Thätigkeit befindlichen Vegetation genügende Niederschläge, sind ihre Felder dunkel, so fehlen dieselben und veranlassen Rückgang oder Vegetationsruhe zu der betreffenden Jahreszeit, so dass also ein Mittelstrich mit einer hellen Fahne links unten und einer rechts oben Niederschläge innerhalb der Vegetationsperiode vom März bis August bedeuten würde. Die Dürre zu allen Jahreszeiten ist durch die Signatur einer runden, schwarz umränderten Scheibe an Stelle der Windfahnen ausgedrückt. Das Aphoristische dieser Darstel- lungsweise liegt auf der Hand; doch da eine klimatologische Karte mit Rücksicht auf die Vegetationszonen allen drei Agentien: Licht,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/102>, abgerufen am 28.04.2024.