Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

für die Niederschläge.
Wärme, Feuchtigkeit, gleichmäßig gerecht werden soll, und da
sich die Verteilung der Lichtperiode auf die Jahreszeiten aus den
Breitenkreisen zugleich ergibt, so sind die Niederschläge wenigstens
im Prinzip ihrer Wirkung bezeichnet. Von besonderer Wichtig-
keit sind die Erdstriche mit Regenarmut in allen Monaten, da sie
starke Sperren für die an sie angrenzenden Floren darstellen. Die
Ausdehnung dieser trockenen Länder, der natürlichen Entwicke-
lungsherde der Xerophilen oder Xerophyten im Sinne A. de Can-
dolles, ist daher noch genauer angegeben durch Darstellung der
Grenzlinien, bis zu welchen die jährliche Niederschlagshöhe 20 cm
auf der nördlichen und 60 cm auf der südlichen Hemisphäre nicht
übersteigt. Als Quelle dienten dafür Hanns Karten im physikali-
schen Atlas. Thatsächlich rahmen diese, für den Norden und
Süden mit Absicht ungleich gewählten Niederschlagsgrenzen, be-
sonders interessante, eigenartige Florenbilder ein.

Noch 5 Gebiete sind durch rote Sterne hervorgehoben, das
mexikanische Hochland und die peruanische Küste, Somali-Land
mit Südarabien, die südafrikanische Heimat der Welwitschia, end-
lich das tropische Savanengebiet in Australien. Es sind dies
Länder, in welchen die Charaktere von ihrer geographischen Lage
nach tropischen Gebieten unter Ausschluss der die regelmäßige
Befeuchtung nicht entbehren könnenden Gattungen aus tropischen
Xerophilen von Euphorbiaceen, Cucurbitaceen, Apocynaceen, Legu-
minosen, Liliaceen etc.
bestehen und sehr vereinzelt gebliebene
Sippen aufweisen; von diesen Xerophilenfloren wird im 6. Abschnitt
weiter die Rede sein.

Der Vergleich meteorologischer allgemeiner Regen-
und Temperaturkarten belehrt uns, dass in den Tropen
bei gleichmäßig hoher, aber nicht excessiver Tempe-
ratur die höchsten Niederschlagsmengen das Jahr hin-
durch fallen (Länder mit vielfach über 200 cm erreichender
jährlicher Regenhöhe), während die excessiven Hitzegrade
mit den geringsten Niederschlagsmengen vereinigt das
Wüstenklima zu stande bringen. So (immer Hanns An-
gaben in Berghaus' physik. Atlas folgend) im nordhemi-
sphärischen Sommer das Gebiet vom Grossen Salzsee in
Utah bis zum nördlichen Wendekreise in Mexiko mit 30
bis 36° Julitemperatur und Niederschlägen grossenteils
unter 20 cm im Jahr; ferner die Sahara, Arabien, Persien
bis Jarkand mit über 34° Julitemperatur und ebenfalls
der niedrigsten Regenstufe (unter 20 cm), welche letztere
sich allerdings in Zentralasien noch weiter nordwärts
gegen die hohen Bergketten (Altai, Sajan) ausdehnt, ohne
dass hier die von 30° auf 24° und teilweise 22° Juli-

Drude, Pflanzengeographie. 6

für die Niederschläge.
Wärme, Feuchtigkeit, gleichmäßig gerecht werden soll, und da
sich die Verteilung der Lichtperiode auf die Jahreszeiten aus den
Breitenkreisen zugleich ergibt, so sind die Niederschläge wenigstens
im Prinzip ihrer Wirkung bezeichnet. Von besonderer Wichtig-
keit sind die Erdstriche mit Regenarmut in allen Monaten, da sie
starke Sperren für die an sie angrenzenden Floren darstellen. Die
Ausdehnung dieser trockenen Länder, der natürlichen Entwicke-
lungsherde der Xerophilen oder Xerophyten im Sinne A. de Can-
dolles, ist daher noch genauer angegeben durch Darstellung der
Grenzlinien, bis zu welchen die jährliche Niederschlagshöhe 20 cm
auf der nördlichen und 60 cm auf der südlichen Hemisphäre nicht
übersteigt. Als Quelle dienten dafür Hanns Karten im physikali-
schen Atlas. Thatsächlich rahmen diese, für den Norden und
Süden mit Absicht ungleich gewählten Niederschlagsgrenzen, be-
sonders interessante, eigenartige Florenbilder ein.

Noch 5 Gebiete sind durch rote Sterne hervorgehoben, das
mexikanische Hochland und die peruanische Küste, Somali-Land
mit Südarabien, die südafrikanische Heimat der Welwitschia, end-
lich das tropische Savanengebiet in Australien. Es sind dies
Länder, in welchen die Charaktere von ihrer geographischen Lage
nach tropischen Gebieten unter Ausschluss der die regelmäßige
Befeuchtung nicht entbehren könnenden Gattungen aus tropischen
Xerophilen von Euphorbiaceen, Cucurbitaceen, Apocynaceen, Legu-
minosen, Liliaceen etc.
bestehen und sehr vereinzelt gebliebene
Sippen aufweisen; von diesen Xerophilenfloren wird im 6. Abschnitt
weiter die Rede sein.

Der Vergleich meteorologischer allgemeiner Regen-
und Temperaturkarten belehrt uns, dass in den Tropen
bei gleichmäßig hoher, aber nicht excessiver Tempe-
ratur die höchsten Niederschlagsmengen das Jahr hin-
durch fallen (Länder mit vielfach über 200 cm erreichender
jährlicher Regenhöhe), während die excessiven Hitzegrade
mit den geringsten Niederschlagsmengen vereinigt das
Wüstenklima zu stande bringen. So (immer Hanns An-
gaben in Berghaus’ physik. Atlas folgend) im nordhemi-
sphärischen Sommer das Gebiet vom Grossen Salzsee in
Utah bis zum nördlichen Wendekreise in Mexiko mit 30
bis 36° Julitemperatur und Niederschlägen grossenteils
unter 20 cm im Jahr; ferner die Sahara, Arabien, Persien
bis Jarkand mit über 34° Julitemperatur und ebenfalls
der niedrigsten Regenstufe (unter 20 cm), welche letztere
sich allerdings in Zentralasien noch weiter nordwärts
gegen die hohen Bergketten (Altai, Sajan) ausdehnt, ohne
dass hier die von 30° auf 24° und teilweise 22° Juli-

Drude, Pflanzengeographie. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="81"/><fw place="top" type="header">für die Niederschläge.</fw><lb/>
Wärme, Feuchtigkeit, gleichmäßig gerecht werden soll, und da<lb/>
sich die Verteilung der Lichtperiode auf die Jahreszeiten aus den<lb/>
Breitenkreisen zugleich ergibt, so sind die Niederschläge wenigstens<lb/>
im Prinzip ihrer Wirkung bezeichnet. Von besonderer Wichtig-<lb/>
keit sind die Erdstriche mit Regenarmut in allen Monaten, da sie<lb/>
starke Sperren für die an sie angrenzenden Floren darstellen. Die<lb/>
Ausdehnung dieser trockenen Länder, der natürlichen Entwicke-<lb/>
lungsherde der Xerophilen oder Xerophyten im Sinne A. de Can-<lb/>
dolles, ist daher noch genauer angegeben durch Darstellung der<lb/>
Grenzlinien, bis zu welchen die jährliche Niederschlagshöhe 20 cm<lb/>
auf der nördlichen und 60 cm auf der südlichen Hemisphäre nicht<lb/>
übersteigt. Als Quelle dienten dafür Hanns Karten im physikali-<lb/>
schen Atlas. Thatsächlich rahmen diese, für den Norden und<lb/>
Süden mit Absicht ungleich gewählten Niederschlagsgrenzen, be-<lb/>
sonders interessante, eigenartige Florenbilder ein.</p><lb/>
          <p>Noch 5 Gebiete sind durch rote Sterne hervorgehoben, das<lb/>
mexikanische Hochland und die peruanische Küste, Somali-Land<lb/>
mit Südarabien, die südafrikanische Heimat der Welwitschia, end-<lb/>
lich das tropische Savanengebiet in Australien. Es sind dies<lb/>
Länder, in welchen die Charaktere von ihrer geographischen Lage<lb/>
nach tropischen Gebieten unter Ausschluss der die regelmäßige<lb/>
Befeuchtung nicht entbehren könnenden Gattungen aus tropischen<lb/>
Xerophilen von <hi rendition="#i">Euphorbiaceen, Cucurbitaceen, Apocynaceen, Legu-<lb/>
minosen, Liliaceen etc.</hi> bestehen und sehr vereinzelt gebliebene<lb/>
Sippen aufweisen; von diesen Xerophilenfloren wird im 6. Abschnitt<lb/>
weiter die Rede sein.</p><lb/>
          <p>Der Vergleich meteorologischer allgemeiner Regen-<lb/>
und Temperaturkarten belehrt uns, dass in den Tropen<lb/>
bei gleichmäßig hoher, aber nicht excessiver Tempe-<lb/>
ratur die höchsten Niederschlagsmengen das Jahr hin-<lb/>
durch fallen (Länder mit vielfach über 200 cm erreichender<lb/>
jährlicher Regenhöhe), während die excessiven Hitzegrade<lb/>
mit den geringsten Niederschlagsmengen vereinigt das<lb/>
Wüstenklima zu stande bringen. So (immer Hanns An-<lb/>
gaben in Berghaus&#x2019; physik. Atlas folgend) im nordhemi-<lb/>
sphärischen Sommer das Gebiet vom Grossen Salzsee in<lb/>
Utah bis zum nördlichen Wendekreise in Mexiko mit 30<lb/>
bis 36° Julitemperatur und Niederschlägen grossenteils<lb/>
unter 20 cm im Jahr; ferner die Sahara, Arabien, Persien<lb/>
bis Jarkand mit über 34° Julitemperatur und ebenfalls<lb/>
der niedrigsten Regenstufe (unter 20 cm), welche letztere<lb/>
sich allerdings in Zentralasien noch weiter nordwärts<lb/>
gegen die hohen Bergketten (Altai, Sajan) ausdehnt, ohne<lb/>
dass hier die von 30° auf 24° und teilweise 22° Juli-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Drude</hi>, Pflanzengeographie. 6</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0103] für die Niederschläge. Wärme, Feuchtigkeit, gleichmäßig gerecht werden soll, und da sich die Verteilung der Lichtperiode auf die Jahreszeiten aus den Breitenkreisen zugleich ergibt, so sind die Niederschläge wenigstens im Prinzip ihrer Wirkung bezeichnet. Von besonderer Wichtig- keit sind die Erdstriche mit Regenarmut in allen Monaten, da sie starke Sperren für die an sie angrenzenden Floren darstellen. Die Ausdehnung dieser trockenen Länder, der natürlichen Entwicke- lungsherde der Xerophilen oder Xerophyten im Sinne A. de Can- dolles, ist daher noch genauer angegeben durch Darstellung der Grenzlinien, bis zu welchen die jährliche Niederschlagshöhe 20 cm auf der nördlichen und 60 cm auf der südlichen Hemisphäre nicht übersteigt. Als Quelle dienten dafür Hanns Karten im physikali- schen Atlas. Thatsächlich rahmen diese, für den Norden und Süden mit Absicht ungleich gewählten Niederschlagsgrenzen, be- sonders interessante, eigenartige Florenbilder ein. Noch 5 Gebiete sind durch rote Sterne hervorgehoben, das mexikanische Hochland und die peruanische Küste, Somali-Land mit Südarabien, die südafrikanische Heimat der Welwitschia, end- lich das tropische Savanengebiet in Australien. Es sind dies Länder, in welchen die Charaktere von ihrer geographischen Lage nach tropischen Gebieten unter Ausschluss der die regelmäßige Befeuchtung nicht entbehren könnenden Gattungen aus tropischen Xerophilen von Euphorbiaceen, Cucurbitaceen, Apocynaceen, Legu- minosen, Liliaceen etc. bestehen und sehr vereinzelt gebliebene Sippen aufweisen; von diesen Xerophilenfloren wird im 6. Abschnitt weiter die Rede sein. Der Vergleich meteorologischer allgemeiner Regen- und Temperaturkarten belehrt uns, dass in den Tropen bei gleichmäßig hoher, aber nicht excessiver Tempe- ratur die höchsten Niederschlagsmengen das Jahr hin- durch fallen (Länder mit vielfach über 200 cm erreichender jährlicher Regenhöhe), während die excessiven Hitzegrade mit den geringsten Niederschlagsmengen vereinigt das Wüstenklima zu stande bringen. So (immer Hanns An- gaben in Berghaus’ physik. Atlas folgend) im nordhemi- sphärischen Sommer das Gebiet vom Grossen Salzsee in Utah bis zum nördlichen Wendekreise in Mexiko mit 30 bis 36° Julitemperatur und Niederschlägen grossenteils unter 20 cm im Jahr; ferner die Sahara, Arabien, Persien bis Jarkand mit über 34° Julitemperatur und ebenfalls der niedrigsten Regenstufe (unter 20 cm), welche letztere sich allerdings in Zentralasien noch weiter nordwärts gegen die hohen Bergketten (Altai, Sajan) ausdehnt, ohne dass hier die von 30° auf 24° und teilweise 22° Juli- Drude, Pflanzengeographie. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/103
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/103>, abgerufen am 27.04.2024.