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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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11. Tropisches Afrika und Südarabien.
ist die erst in neuerer Zeit genauer bekannt gewordene Insel
Socotra (siehe G. J., X, 185--187). Hier wachsen Drachenbäume
(Dracaena), gemischt mit Gurkenbäumen: Dendrosicyos socotrana,
tonnenförmige Stämme von 6 m Höhe bildend, und mit einer
ähnlichen Apocynee von der afrikanischen Ostküste Adenium multi-
florum. Die arabischen Balsambäume, Boswellia und Balsamoden-
dron, haben auch hier in den bis 1500 m hohen Gebirgen mit
dem Aloe eine Stätte.

4. Die Succulentenregion des Somalilandes erhebt sich
über einer dürftigen Küstenflora vom Wüstensteppencharakter
(Tamarix, Calotropis, Salvadora persica, Aristolochia rigida, Indigo-
fera argentea) mit baumartigen Zizyphys und Schirm-Acacien. An
den Gebirgsterrassen beginnt die eigentümliche, an Trockenheit
gewöhnte, daher an starren und fleischigen Gewächsen reiche
Flora, in der Kandelaber-Euphorbiaceen, Aloe, Passifloren mit dick-
fleischigem "rundliche Felsblöcke von cubikmetrischem Inhalte
nachahmenden Stamme" sich neben harzausschwitzenden Balsam-
bäumen auszeichnen. Zahlreiche Acacia-Arten, besonders A. etbaica,
bilden liebliche Schirmkronen, A. abyssinica liefert reichen Gummi-
ertrag; das oben erwähnte Adenium "erhebt seinen fleischigen,
giftstrotzenden glatten Stamm aus oft meterbreitem Grunde zu
circa 3 m Höhe, regelmäßig kegelförmig auslaufend; von seiner
Spitze gehen wenige schwanke Aeste, mit kleinen Blattbüscheln
vorn, aus; sein Milchsaft dient als Pfeilgift". In der oberen Wolken-
region, wo das Gewölk den grössten Teil des Jahres hindurch
lagert, werden die Myrrhen und Acacien selten, die Succulenten
aller Familien nehmen zu. Auf 2000 m hohen Gipfeln wächst
auch hier die Ombet-Dracaena, ein Buxus (B. Hildebrandtii) ver-
tritt den Oelbaum, vieles erinnert an die abessinische Dega.

5. Oberhalb 2500 oder 3000 m, an manchen Stellen frei von
allen wärmeren Beimischungen erst bei 3500 m, herrscht auf den
höchsten Spitzen des tropischen Afrikas: auf den Kamerunbergen,
Fernando- Po, Kilimandscharo, in Abessinien, die tropische Hoch-
gebirgsr
egion, arm an eigenen Erzeugnissen; sie ist von borealen
und australen Sippen besetzt, welche entweder in Südafrika oder
aber im mediterran-orientalen Hochgebirgssystem ihr weiteres
Areal oder ihre nächsten Verwandten haben. Die Kameruns haben
bis 2150 m dichten Wald; dann folgen bis 2700 m offene Gras-
flächen mit Büschen von Hypericum, Pittosporum, Adenocarpus,
Pygeum, Myrica, Leucothoe und Ericinella. Die obere Hochgebirgs-
region geht von 2750 m bis zur Spitze (4000 m); die Sträucher
schwinden, Helichrysum chrysocoma, Bartsia abyssinica und Blaeria
spicata sind hier charakteristisch. Dieselben Arten sind grossen-
teils zugleich in Abessinien. -- Von den circa 250 Phanerogamen,
die noch über 1500 m hoch auf den Biafrabergen wachsen,
kommen 40 auf dem Himalaya und meistens auch in Europa vor;
Beispiele: Sanicula europaea, Succisa pratensis, Sibthorpia euro-
paea, Luzula campestris, Deschampsia caespitosa. -- Senecio John-
stoni bildet auf dem Kilimandscharo nach Meyer bei 4500 m Höhe

11. Tropisches Afrika und Südarabien.
ist die erst in neuerer Zeit genauer bekannt gewordene Insel
Socotra (siehe G. J., X, 185—187). Hier wachsen Drachenbäume
(Dracaena), gemischt mit Gurkenbäumen: Dendrosicyos socotrana,
tonnenförmige Stämme von 6 m Höhe bildend, und mit einer
ähnlichen Apocynee von der afrikanischen Ostküste Adenium multi-
florum. Die arabischen Balsambäume, Boswellia und Balsamoden-
dron, haben auch hier in den bis 1500 m hohen Gebirgen mit
dem Aloë eine Stätte.

4. Die Succulentenregion des Somalilandes erhebt sich
über einer dürftigen Küstenflora vom Wüstensteppencharakter
(Tamarix, Calotropis, Salvadora persica, Aristolochia rigida, Indigo-
fera argentea) mit baumartigen Zizyphys und Schirm-Acacien. An
den Gebirgsterrassen beginnt die eigentümliche, an Trockenheit
gewöhnte, daher an starren und fleischigen Gewächsen reiche
Flora, in der Kandelaber-Euphorbiaceen, Aloë, Passifloren mit dick-
fleischigem „rundliche Felsblöcke von cubikmetrischem Inhalte
nachahmenden Stamme“ sich neben harzausschwitzenden Balsam-
bäumen auszeichnen. Zahlreiche Acacia-Arten, besonders A. etbaïca,
bilden liebliche Schirmkronen, A. abyssinica liefert reichen Gummi-
ertrag; das oben erwähnte Adenium „erhebt seinen fleischigen,
giftstrotzenden glatten Stamm aus oft meterbreitem Grunde zu
circa 3 m Höhe, regelmäßig kegelförmig auslaufend; von seiner
Spitze gehen wenige schwanke Aeste, mit kleinen Blattbüscheln
vorn, aus; sein Milchsaft dient als Pfeilgift“. In der oberen Wolken-
region, wo das Gewölk den grössten Teil des Jahres hindurch
lagert, werden die Myrrhen und Acacien selten, die Succulenten
aller Familien nehmen zu. Auf 2000 m hohen Gipfeln wächst
auch hier die Ombet-Dracaena, ein Buxus (B. Hildebrandtii) ver-
tritt den Oelbaum, vieles erinnert an die abessinische Dega.

5. Oberhalb 2500 oder 3000 m, an manchen Stellen frei von
allen wärmeren Beimischungen erst bei 3500 m, herrscht auf den
höchsten Spitzen des tropischen Afrikas: auf den Kamerunbergen,
Fernando- Po, Kilimandscharo, in Abessinien, die tropische Hoch-
gebirgsr
egion, arm an eigenen Erzeugnissen; sie ist von borealen
und australen Sippen besetzt, welche entweder in Südafrika oder
aber im mediterran-orientalen Hochgebirgssystem ihr weiteres
Areal oder ihre nächsten Verwandten haben. Die Kameruns haben
bis 2150 m dichten Wald; dann folgen bis 2700 m offene Gras-
flächen mit Büschen von Hypericum, Pittosporum, Adenocarpus,
Pygeum, Myrica, Leucothoë und Ericinella. Die obere Hochgebirgs-
region geht von 2750 m bis zur Spitze (4000 m); die Sträucher
schwinden, Helichrysum chrysocoma, Bartsia abyssinica und Blaeria
spicata sind hier charakteristisch. Dieselben Arten sind grossen-
teils zugleich in Abessinien. — Von den circa 250 Phanerogamen,
die noch über 1500 m hoch auf den Biafrabergen wachsen,
kommen 40 auf dem Himalaya und meistens auch in Europa vor;
Beispiele: Sanicula europaea, Succisa pratensis, Sibthorpia euro-
paea, Luzula campestris, Deschampsia caespitosa. — Senecio John-
stoni bildet auf dem Kilimandscharo nach Meyer bei 4500 m Höhe

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[468/0500] 11. Tropisches Afrika und Südarabien. ist die erst in neuerer Zeit genauer bekannt gewordene Insel Socotra (siehe G. J., X, 185—187). Hier wachsen Drachenbäume (Dracaena), gemischt mit Gurkenbäumen: Dendrosicyos socotrana, tonnenförmige Stämme von 6 m Höhe bildend, und mit einer ähnlichen Apocynee von der afrikanischen Ostküste Adenium multi- florum. Die arabischen Balsambäume, Boswellia und Balsamoden- dron, haben auch hier in den bis 1500 m hohen Gebirgen mit dem Aloë eine Stätte. 4. Die Succulentenregion des Somalilandes erhebt sich über einer dürftigen Küstenflora vom Wüstensteppencharakter (Tamarix, Calotropis, Salvadora persica, Aristolochia rigida, Indigo- fera argentea) mit baumartigen Zizyphys und Schirm-Acacien. An den Gebirgsterrassen beginnt die eigentümliche, an Trockenheit gewöhnte, daher an starren und fleischigen Gewächsen reiche Flora, in der Kandelaber-Euphorbiaceen, Aloë, Passifloren mit dick- fleischigem „rundliche Felsblöcke von cubikmetrischem Inhalte nachahmenden Stamme“ sich neben harzausschwitzenden Balsam- bäumen auszeichnen. Zahlreiche Acacia-Arten, besonders A. etbaïca, bilden liebliche Schirmkronen, A. abyssinica liefert reichen Gummi- ertrag; das oben erwähnte Adenium „erhebt seinen fleischigen, giftstrotzenden glatten Stamm aus oft meterbreitem Grunde zu circa 3 m Höhe, regelmäßig kegelförmig auslaufend; von seiner Spitze gehen wenige schwanke Aeste, mit kleinen Blattbüscheln vorn, aus; sein Milchsaft dient als Pfeilgift“. In der oberen Wolken- region, wo das Gewölk den grössten Teil des Jahres hindurch lagert, werden die Myrrhen und Acacien selten, die Succulenten aller Familien nehmen zu. Auf 2000 m hohen Gipfeln wächst auch hier die Ombet-Dracaena, ein Buxus (B. Hildebrandtii) ver- tritt den Oelbaum, vieles erinnert an die abessinische Dega. 5. Oberhalb 2500 oder 3000 m, an manchen Stellen frei von allen wärmeren Beimischungen erst bei 3500 m, herrscht auf den höchsten Spitzen des tropischen Afrikas: auf den Kamerunbergen, Fernando- Po, Kilimandscharo, in Abessinien, die tropische Hoch- gebirgsregion, arm an eigenen Erzeugnissen; sie ist von borealen und australen Sippen besetzt, welche entweder in Südafrika oder aber im mediterran-orientalen Hochgebirgssystem ihr weiteres Areal oder ihre nächsten Verwandten haben. Die Kameruns haben bis 2150 m dichten Wald; dann folgen bis 2700 m offene Gras- flächen mit Büschen von Hypericum, Pittosporum, Adenocarpus, Pygeum, Myrica, Leucothoë und Ericinella. Die obere Hochgebirgs- region geht von 2750 m bis zur Spitze (4000 m); die Sträucher schwinden, Helichrysum chrysocoma, Bartsia abyssinica und Blaeria spicata sind hier charakteristisch. Dieselben Arten sind grossen- teils zugleich in Abessinien. — Von den circa 250 Phanerogamen, die noch über 1500 m hoch auf den Biafrabergen wachsen, kommen 40 auf dem Himalaya und meistens auch in Europa vor; Beispiele: Sanicula europaea, Succisa pratensis, Sibthorpia euro- paea, Luzula campestris, Deschampsia caespitosa. — Senecio John- stoni bildet auf dem Kilimandscharo nach Meyer bei 4500 m Höhe

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/500>, abgerufen am 28.04.2024.