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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Litteratur. Waldgrenze. Klima.
tisch sehr verschieden beanlagte Teile sondert: der in
weniger hohen Breiten und über grosse Hauptinseln oder
Festlandsstücke ausgedehnte Teil hat Waldungen, in wel-
chen austral-subtropische Elemente sich mit den antark-
tischen Sippen mischen, und bildet die erste Abteilung der
VI. Vegetationszone (s. oben S. 93); der in höheren süd-
lichen Breiten in kleinen zerstreuten Inseln über weite
Ozeanflächen ausgedehnte Teil ist mit niederem Gehölz
oder Gebüsch aus rein australen Sippen (Rubiaceen, Myr-
taceen, Epacrideen, Araliaceen) bewaldet oder ganz wald-
los, bildet als solcher die dritte Abteilung derselben Vege-
tationszone und trägt die antarktische Staudenflora in
einer den borealen Floren ähnlich werdenden Mischung,
aber so, dass jede Inselgruppe ihre Eigentümlichkeiten
bewahrt und vielerlei Endemismen noch auf kleinen In-
seln sich zeigen. Die Verhältnisse des Nordens kehren
also im Süden nicht wieder, und das antarktische Floren-
reich beherrscht, gegenüber dem nordischen Florenreich
mit dessen riesiger Ausdehnung, nur geringe und weit
zerstreute Inseln mit Anschluss an einen, allein weit
nach Süden vorgeschobenen Kontinent; auf diesem aller-
dings hat das hervorragendste Gebirgssystem der Erde
eine ungewöhnlich günstige Ausbreitung bis in die Tropen
hinein und andererseits eine Mischung mit dem boreal-
alpinen Florenelement, sowie mit den tropisch-australen
Gebirgsformen gestattet.

Dem Klima nach fallen alle von der antarktischen
Flora besetzten Räume, einschliesslich der Gebirge von
Neuseeland und Tasmanien, in Köppens kalten und zum
Teil in den polaren Wärmegürtel und liegen weit süd-
lich der blauen Hauptlinie von 10°-Isotherme des kälte-
sten Monats. Nur St. Paul und Neu-Amsterdam im süd-
lichen indischen Ozean (38°--39° S.) nicht; sie liegen
im konstant-gemäßigten Gürtel und sind auch, wie wir
sehen werden, zum Teil mit einem zu Tristan d'Acunha
gehörenden, also austral-afrikanischen und nicht antark-
tischen, Florenelement besetzt. Es ist bekannt, dass die
Florenentwickelung auf den südlichen Inseln durch den
sommerlichen Wärmemangel leidet: mit Ausnahme der

Litteratur. Waldgrenze. Klima.
tisch sehr verschieden beanlagte Teile sondert: der in
weniger hohen Breiten und über grosse Hauptinseln oder
Festlandsstücke ausgedehnte Teil hat Waldungen, in wel-
chen austral-subtropische Elemente sich mit den antark-
tischen Sippen mischen, und bildet die erste Abteilung der
VI. Vegetationszone (s. oben S. 93); der in höheren süd-
lichen Breiten in kleinen zerstreuten Inseln über weite
Ozeanflächen ausgedehnte Teil ist mit niederem Gehölz
oder Gebüsch aus rein australen Sippen (Rubiaceen, Myr-
taceen, Epacrideen, Araliaceen) bewaldet oder ganz wald-
los, bildet als solcher die dritte Abteilung derselben Vege-
tationszone und trägt die antarktische Staudenflora in
einer den borealen Floren ähnlich werdenden Mischung,
aber so, dass jede Inselgruppe ihre Eigentümlichkeiten
bewahrt und vielerlei Endemismen noch auf kleinen In-
seln sich zeigen. Die Verhältnisse des Nordens kehren
also im Süden nicht wieder, und das antarktische Floren-
reich beherrscht, gegenüber dem nordischen Florenreich
mit dessen riesiger Ausdehnung, nur geringe und weit
zerstreute Inseln mit Anschluss an einen, allein weit
nach Süden vorgeschobenen Kontinent; auf diesem aller-
dings hat das hervorragendste Gebirgssystem der Erde
eine ungewöhnlich günstige Ausbreitung bis in die Tropen
hinein und andererseits eine Mischung mit dem boreal-
alpinen Florenelement, sowie mit den tropisch-australen
Gebirgsformen gestattet.

Dem Klima nach fallen alle von der antarktischen
Flora besetzten Räume, einschliesslich der Gebirge von
Neuseeland und Tasmanien, in Köppens kalten und zum
Teil in den polaren Wärmegürtel und liegen weit süd-
lich der blauen Hauptlinie von 10°-Isotherme des kälte-
sten Monats. Nur St. Paul und Neu-Amsterdam im süd-
lichen indischen Ozean (38°—39° S.) nicht; sie liegen
im konstant-gemäßigten Gürtel und sind auch, wie wir
sehen werden, zum Teil mit einem zu Tristan d’Acunha
gehörenden, also austral-afrikanischen und nicht antark-
tischen, Florenelement besetzt. Es ist bekannt, dass die
Florenentwickelung auf den südlichen Inseln durch den
sommerlichen Wärmemangel leidet: mit Ausnahme der

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[539/0571] Litteratur. Waldgrenze. Klima. tisch sehr verschieden beanlagte Teile sondert: der in weniger hohen Breiten und über grosse Hauptinseln oder Festlandsstücke ausgedehnte Teil hat Waldungen, in wel- chen austral-subtropische Elemente sich mit den antark- tischen Sippen mischen, und bildet die erste Abteilung der VI. Vegetationszone (s. oben S. 93); der in höheren süd- lichen Breiten in kleinen zerstreuten Inseln über weite Ozeanflächen ausgedehnte Teil ist mit niederem Gehölz oder Gebüsch aus rein australen Sippen (Rubiaceen, Myr- taceen, Epacrideen, Araliaceen) bewaldet oder ganz wald- los, bildet als solcher die dritte Abteilung derselben Vege- tationszone und trägt die antarktische Staudenflora in einer den borealen Floren ähnlich werdenden Mischung, aber so, dass jede Inselgruppe ihre Eigentümlichkeiten bewahrt und vielerlei Endemismen noch auf kleinen In- seln sich zeigen. Die Verhältnisse des Nordens kehren also im Süden nicht wieder, und das antarktische Floren- reich beherrscht, gegenüber dem nordischen Florenreich mit dessen riesiger Ausdehnung, nur geringe und weit zerstreute Inseln mit Anschluss an einen, allein weit nach Süden vorgeschobenen Kontinent; auf diesem aller- dings hat das hervorragendste Gebirgssystem der Erde eine ungewöhnlich günstige Ausbreitung bis in die Tropen hinein und andererseits eine Mischung mit dem boreal- alpinen Florenelement, sowie mit den tropisch-australen Gebirgsformen gestattet. Dem Klima nach fallen alle von der antarktischen Flora besetzten Räume, einschliesslich der Gebirge von Neuseeland und Tasmanien, in Köppens kalten und zum Teil in den polaren Wärmegürtel und liegen weit süd- lich der blauen Hauptlinie von 10°-Isotherme des kälte- sten Monats. Nur St. Paul und Neu-Amsterdam im süd- lichen indischen Ozean (38°—39° S.) nicht; sie liegen im konstant-gemäßigten Gürtel und sind auch, wie wir sehen werden, zum Teil mit einem zu Tristan d’Acunha gehörenden, also austral-afrikanischen und nicht antark- tischen, Florenelement besetzt. Es ist bekannt, dass die Florenentwickelung auf den südlichen Inseln durch den sommerlichen Wärmemangel leidet: mit Ausnahme der

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/571>, abgerufen am 29.04.2024.