Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Völlerei.
Wir müssen die Person nach unsers Schöpfers
Willen,

Wie uns die Rolle trifft mit aller Sorgfalt spielen.
Der Mensch lebt auf der Welt, als GOttes Un-
terthan,

Drum muß er dahin sehn, wie er GOtt dienen
kan,

Das menschliche Geschlecht, das bei einander wohnet,
Darüber als ein HErr des Himmels Herrscher thronet,
Jst einem Körper gleich, da Glied an Gliedern
hengt,

Und durch der Liebe-Band in der Natur ver-
schrenkt;

Und da ein jedes Glied dem andern immer nüzet;
Damit der ganze Bau des Staates sey beschüzet.
Der Mensch lebt auf der Welt, als einem fremden
Land

Wie die Erfahrung lehrt, wie aus der Schrifft be-
kandt;

Er soll sich darum auch mit allem Ernst bemühen,
Durch dieses eitle Land nach Canaan zu ziehen,
Wo denen Gläubigen des Schöpfers weiser Rath,
Ein herrlich Paradies, und eine feste Stadt
Zur ewgen Wohnung schenkt, wenn sie in diesen
Leben,

Das treulich ausgericht, was ihnen aufgegeben.
Ein Mensch der auf der Welt in Völlerei hinlebt,
Und seinen Geist im Leib, mit Speiß und Trank be-
gräbt,

Der macht sich ungeschikt dem Schöpfer seine Pflich-
ten,

Dem Nächsten und sich selbst gebührend zu entrich-
ten.

Er thut das Gegentheil von allen was er foll,
Ver-
Die Voͤllerei.
Wir muͤſſen die Perſon nach unſers Schoͤpfers
Willen,

Wie uns die Rolle trifft mit aller Sorgfalt ſpielen.
Der Menſch lebt auf der Welt, als GOttes Un-
terthan,

Drum muß er dahin ſehn, wie er GOtt dienen
kan,

Das menſchliche Geſchlecht, das bei einander wohnet,
Daruͤber als ein HErr des Himmels Herrſcher thronet,
Jſt einem Koͤrper gleich, da Glied an Gliedern
hengt,

Und durch der Liebe-Band in der Natur ver-
ſchrenkt;

Und da ein jedes Glied dem andern immer nuͤzet;
Damit der ganze Bau des Staates ſey beſchuͤzet.
Der Menſch lebt auf der Welt, als einem fremden
Land

Wie die Erfahrung lehrt, wie aus der Schrifft be-
kandt;

Er ſoll ſich darum auch mit allem Ernſt bemuͤhen,
Durch dieſes eitle Land nach Canaan zu ziehen,
Wo denen Glaͤubigen des Schoͤpfers weiſer Rath,
Ein herrlich Paradies, und eine feſte Stadt
Zur ewgen Wohnung ſchenkt, wenn ſie in dieſen
Leben,

Das treulich ausgericht, was ihnen aufgegeben.
Ein Menſch der auf der Welt in Voͤllerei hinlebt,
Und ſeinen Geiſt im Leib, mit Speiß und Trank be-
graͤbt,

Der macht ſich ungeſchikt dem Schoͤpfer ſeine Pflich-
ten,

Dem Naͤchſten und ſich ſelbſt gebuͤhrend zu entrich-
ten.

Er thut das Gegentheil von allen was er foll,
Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0276" n="264"/>
          <fw place="top" type="header">Die Vo&#x0364;llerei.</fw><lb/>
          <l>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Per&#x017F;on nach un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers<lb/><hi rendition="#et">Willen,</hi></l><lb/>
          <l>Wie uns die Rolle trifft mit aller Sorgfalt &#x017F;pielen.</l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;ch lebt auf der Welt, als <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Un-<lb/><hi rendition="#et">terthan,</hi></l><lb/>
          <l>Drum muß er dahin &#x017F;ehn, wie er <hi rendition="#fr">GOtt</hi> dienen<lb/><hi rendition="#et">kan,</hi></l><lb/>
          <l>Das men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht, das bei einander wohnet,</l><lb/>
          <l>Daru&#x0364;ber als ein HErr des Himmels Herr&#x017F;cher thronet,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t einem Ko&#x0364;rper gleich, da Glied an Gliedern<lb/><hi rendition="#et">hengt,</hi></l><lb/>
          <l>Und durch der Liebe-Band in der Natur ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chrenkt;</hi></l><lb/>
          <l>Und da ein jedes Glied dem andern immer nu&#x0364;zet;</l><lb/>
          <l>Damit der ganze Bau des Staates &#x017F;ey be&#x017F;chu&#x0364;zet.</l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;ch lebt auf der Welt, als einem fremden<lb/><hi rendition="#et">Land</hi></l><lb/>
          <l>Wie die Erfahrung lehrt, wie aus der Schrifft be-<lb/><hi rendition="#et">kandt;</hi></l><lb/>
          <l>Er &#x017F;oll &#x017F;ich darum auch mit allem Ern&#x017F;t bemu&#x0364;hen,</l><lb/>
          <l>Durch die&#x017F;es eitle Land nach Canaan zu ziehen,</l><lb/>
          <l>Wo denen Gla&#x0364;ubigen des Scho&#x0364;pfers wei&#x017F;er Rath,</l><lb/>
          <l>Ein herrlich Paradies, und eine fe&#x017F;te Stadt</l><lb/>
          <l>Zur ewgen Wohnung &#x017F;chenkt, wenn &#x017F;ie in die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Leben,</hi></l><lb/>
          <l>Das treulich ausgericht, was ihnen aufgegeben.</l><lb/>
          <l>Ein Men&#x017F;ch der auf der Welt in Vo&#x0364;llerei hinlebt,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;einen Gei&#x017F;t im Leib, mit Speiß und Trank be-<lb/><hi rendition="#et">gra&#x0364;bt,</hi></l><lb/>
          <l>Der macht &#x017F;ich unge&#x017F;chikt dem Scho&#x0364;pfer &#x017F;eine Pflich-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Dem Na&#x0364;ch&#x017F;ten und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gebu&#x0364;hrend zu entrich-<lb/><hi rendition="#et">ten.</hi></l><lb/>
          <l>Er thut das Gegentheil von allen was er foll,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0276] Die Voͤllerei. Wir muͤſſen die Perſon nach unſers Schoͤpfers Willen, Wie uns die Rolle trifft mit aller Sorgfalt ſpielen. Der Menſch lebt auf der Welt, als GOttes Un- terthan, Drum muß er dahin ſehn, wie er GOtt dienen kan, Das menſchliche Geſchlecht, das bei einander wohnet, Daruͤber als ein HErr des Himmels Herrſcher thronet, Jſt einem Koͤrper gleich, da Glied an Gliedern hengt, Und durch der Liebe-Band in der Natur ver- ſchrenkt; Und da ein jedes Glied dem andern immer nuͤzet; Damit der ganze Bau des Staates ſey beſchuͤzet. Der Menſch lebt auf der Welt, als einem fremden Land Wie die Erfahrung lehrt, wie aus der Schrifft be- kandt; Er ſoll ſich darum auch mit allem Ernſt bemuͤhen, Durch dieſes eitle Land nach Canaan zu ziehen, Wo denen Glaͤubigen des Schoͤpfers weiſer Rath, Ein herrlich Paradies, und eine feſte Stadt Zur ewgen Wohnung ſchenkt, wenn ſie in dieſen Leben, Das treulich ausgericht, was ihnen aufgegeben. Ein Menſch der auf der Welt in Voͤllerei hinlebt, Und ſeinen Geiſt im Leib, mit Speiß und Trank be- graͤbt, Der macht ſich ungeſchikt dem Schoͤpfer ſeine Pflich- ten, Dem Naͤchſten und ſich ſelbſt gebuͤhrend zu entrich- ten. Er thut das Gegentheil von allen was er foll, Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/276
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/276>, abgerufen am 10.05.2024.