Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Poetischer Wälder
Auff
Herrn Christoff Bierauens/
mit
Jungfr: Elisabeth Stangens
Hochzeit.
DJe Sonne wolte gleich itzt aus den Fischen schreiten;
Der Himmel stunt erstarrt. Die weissen Wolcken
speyten
die dürre Fluht/ den Schnee. Die Erde war gantz greiß
und runtzlicht an der Haut. Die Fluhten hatten Eiß/
Die Felder flocken ümm. Zur Zeit/ wenn Mars nicht kriegen/
wie er gern wolte/ kan/ muß in Quartieren liegen/
da ihm denn auch ist wol. Wiewol man itzt gewohnt/
daß man bey Winters auch deß Felndes nicht verschont;
Wie das mein Teutsches Land gelernet hat von Norden/
der kriegerischen Welt. Wir sind Soldaten worden/
und gehn den Ahnen gleich. So lange kriegen wir/
und kriegen minder doch als so viel nichts dafür/
verkriegen Gut und Geist. Nun eben dieser Tage
begab sichs/ daß Gott Mars auch in der Ruhe lage/
Sein Hauptquartier war hier. Frau Venus/ wie man weiß-
Pflegt nicht fern' ab zu seyn. Es friere noch solch Eiß/
Es drehe wie es will/ sie läst sich nichts erhalten/
Reist ihren Buhlen nach. Versperrt den lahmen Alten/
und läst ihn hämmern wol. Wie denn der gute Mann
Jtzt so viel hat zu thun/ daß er nicht schlagen kan/
Er sol/ weiß nicht wie viel/ der Harnsche fertig haben
bald auff den ersten Mey. Jndessen kan sich laben
die Venus/ wie sie will. So viel zeit hat er nicht/
daß er seh' eins darnach/ ob sie noch brenne Liecht;
Ob sie entschlummert sey; Ob sie sey extra gangen.
Zu dem so hat er auch nicht so ein groß Verlangen
mit ihr verliebt zu thun. Sie hält ihn auch nicht groß/
Jm fall sie liegen kan in eines andern Schoß/
und
Poetiſcher Waͤlder
Auff
Herꝛn Chriſtoff Bierauens/
mit
Jungfr: Eliſabeth Stangens
Hochzeit.
DJe Soñe wolte gleich itzt aus den Fiſchen ſchreiten;
Der Himmel ſtunt erſtarꝛt. Die weiſſen Wolcken
ſpeyten
die duͤrre Fluht/ den Schnee. Die Erde war gantz greiß
und runtzlicht an der Haut. Die Fluhten hatten Eiß/
Die Felder flocken uͤm̃. Zur Zeit/ wenn Mars nicht kriegen/
wie er gern wolte/ kan/ muß in Quartieren liegen/
da ihm denn auch iſt wol. Wiewol man itzt gewohnt/
daß man bey Winters auch deß Felndes nicht verſchont;
Wie das mein Teutſches Land gelernet hat von Norden/
der kriegeriſchen Welt. Wir ſind Soldaten worden/
und gehn den Ahnen gleich. So lange kriegen wir/
und kriegen minder doch als ſo viel nichts dafuͤr/
verkriegen Gut und Geiſt. Nun eben dieſer Tage
begab ſichs/ daß Gott Mars auch in der Ruhe lage/
Sein Hauptquartier war hier. Frau Venus/ wie man weiß-
Pflegt nicht fern’ ab zu ſeyn. Es friere noch ſolch Eiß/
Es drehe wie es will/ ſie laͤſt ſich nichts erhalten/
Reiſt ihren Buhlen nach. Verſperꝛt den lahmen Alten/
und laͤſt ihn haͤmmern wol. Wie denn der gute Mann
Jtzt ſo viel hat zu thun/ daß er nicht ſchlagen kan/
Er ſol/ weiß nicht wie viel/ der Harnſche fertig haben
bald auff den erſten Mey. Jndeſſen kan ſich laben
die Venus/ wie ſie will. So viel zeit hat er nicht/
daß er ſeh’ eins darnach/ ob ſie noch brenne Liecht;
Ob ſie entſchlummert ſey; Ob ſie ſey extra gangen.
Zu dem ſo hat er auch nicht ſo ein groß Verlangen
mit ihr verliebt zu thun. Sie haͤlt ihn auch nicht groß/
Jm fall ſie liegen kan in eines andern Schoß/
und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0182" n="162"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;cher Wa&#x0364;lder</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>Auff<lb/><hi rendition="#b">Her&#xA75B;n Chri&#x017F;toff Bierauens/</hi><lb/>
mit<lb/><hi rendition="#b">Jungfr: Eli&#x017F;abeth Stangens</hi><lb/>
Hochzeit.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Son&#x0303;e wolte gleich itzt aus den Fi&#x017F;chen &#x017F;chreiten;</l><lb/>
          <l>Der Himmel &#x017F;tunt er&#x017F;tar&#xA75B;t. Die wei&#x017F;&#x017F;en Wolcken</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;peyten</hi> </l><lb/>
          <l>die du&#x0364;rre Fluht/ den Schnee. Die Erde war gantz greiß</l><lb/>
          <l>und runtzlicht an der Haut. Die Fluhten hatten Eiß/</l><lb/>
          <l>Die Felder flocken u&#x0364;m&#x0303;. Zur Zeit/ wenn Mars nicht kriegen/</l><lb/>
          <l>wie er gern wolte/ kan/ muß in Quartieren liegen/</l><lb/>
          <l>da ihm denn auch i&#x017F;t wol. Wiewol man itzt gewohnt/</l><lb/>
          <l>daß man bey Winters auch deß Felndes nicht ver&#x017F;chont;</l><lb/>
          <l>Wie das mein Teut&#x017F;ches Land gelernet hat von Norden/</l><lb/>
          <l>der kriegeri&#x017F;chen Welt. Wir &#x017F;ind Soldaten worden/</l><lb/>
          <l>und gehn den Ahnen gleich. So lange kriegen wir/</l><lb/>
          <l>und kriegen minder doch als &#x017F;o viel nichts dafu&#x0364;r/</l><lb/>
          <l>verkriegen Gut und Gei&#x017F;t. Nun eben die&#x017F;er Tage</l><lb/>
          <l>begab &#x017F;ichs/ daß Gott Mars auch in der Ruhe lage/</l><lb/>
          <l>Sein Hauptquartier war hier. Frau Venus/ wie man weiß-</l><lb/>
          <l>Pflegt nicht fern&#x2019; ab zu &#x017F;eyn. Es friere noch &#x017F;olch Eiß/</l><lb/>
          <l>Es drehe wie es will/ &#x017F;ie la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich nichts erhalten/</l><lb/>
          <l>Rei&#x017F;t ihren Buhlen nach. Ver&#x017F;per&#xA75B;t den lahmen Alten/</l><lb/>
          <l>und la&#x0364;&#x017F;t ihn ha&#x0364;mmern wol. Wie denn der gute Mann</l><lb/>
          <l>Jtzt &#x017F;o viel hat zu thun/ daß er nicht &#x017F;chlagen kan/</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ol/ weiß nicht wie viel/ der Harn&#x017F;che fertig haben</l><lb/>
          <l>bald auff den er&#x017F;ten Mey. Jnde&#x017F;&#x017F;en kan &#x017F;ich laben</l><lb/>
          <l>die Venus/ wie &#x017F;ie will. So viel zeit hat er nicht/</l><lb/>
          <l>daß er &#x017F;eh&#x2019; eins darnach/ ob &#x017F;ie noch brenne Liecht;</l><lb/>
          <l>Ob &#x017F;ie ent&#x017F;chlummert &#x017F;ey; Ob &#x017F;ie &#x017F;ey extra gangen.</l><lb/>
          <l>Zu dem &#x017F;o hat er auch nicht &#x017F;o ein groß Verlangen</l><lb/>
          <l>mit ihr verliebt zu thun. Sie ha&#x0364;lt ihn auch nicht groß/</l><lb/>
          <l>Jm fall &#x017F;ie liegen kan in eines andern Schoß/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0182] Poetiſcher Waͤlder Auff Herꝛn Chriſtoff Bierauens/ mit Jungfr: Eliſabeth Stangens Hochzeit. DJe Soñe wolte gleich itzt aus den Fiſchen ſchreiten; Der Himmel ſtunt erſtarꝛt. Die weiſſen Wolcken ſpeyten die duͤrre Fluht/ den Schnee. Die Erde war gantz greiß und runtzlicht an der Haut. Die Fluhten hatten Eiß/ Die Felder flocken uͤm̃. Zur Zeit/ wenn Mars nicht kriegen/ wie er gern wolte/ kan/ muß in Quartieren liegen/ da ihm denn auch iſt wol. Wiewol man itzt gewohnt/ daß man bey Winters auch deß Felndes nicht verſchont; Wie das mein Teutſches Land gelernet hat von Norden/ der kriegeriſchen Welt. Wir ſind Soldaten worden/ und gehn den Ahnen gleich. So lange kriegen wir/ und kriegen minder doch als ſo viel nichts dafuͤr/ verkriegen Gut und Geiſt. Nun eben dieſer Tage begab ſichs/ daß Gott Mars auch in der Ruhe lage/ Sein Hauptquartier war hier. Frau Venus/ wie man weiß- Pflegt nicht fern’ ab zu ſeyn. Es friere noch ſolch Eiß/ Es drehe wie es will/ ſie laͤſt ſich nichts erhalten/ Reiſt ihren Buhlen nach. Verſperꝛt den lahmen Alten/ und laͤſt ihn haͤmmern wol. Wie denn der gute Mann Jtzt ſo viel hat zu thun/ daß er nicht ſchlagen kan/ Er ſol/ weiß nicht wie viel/ der Harnſche fertig haben bald auff den erſten Mey. Jndeſſen kan ſich laben die Venus/ wie ſie will. So viel zeit hat er nicht/ daß er ſeh’ eins darnach/ ob ſie noch brenne Liecht; Ob ſie entſchlummert ſey; Ob ſie ſey extra gangen. Zu dem ſo hat er auch nicht ſo ein groß Verlangen mit ihr verliebt zu thun. Sie haͤlt ihn auch nicht groß/ Jm fall ſie liegen kan in eines andern Schoß/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/182
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/182>, abgerufen am 14.05.2024.