Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
So will ich unverwand auch auff mein liebstes jagen.
Thut/ Feinde/ was ihr wollt. Was frag' ich wol nach euch.
Jn einem scheinen wir nur nicht seyn zu vergleichen/
sein liebliches Gestirn'/ als fester Liebe Zeichen/
kunt' ihm für Wind und Todt seyn kein behältnüß nicht;
Du mehr als göttlichs Liecht zwey himmlischer Laternen/
machst/ daß der Sturm und Strohm an mir verspielen lernen/
zu wieder aller Macht/ die sich an mir zerbricht.


XJJX.
Zum Abschiede/
Als einer von der Liebsten verreisete;

Auch nach demselbigen.
ADE! du hartes Wort! mit Furchten muß ich scheiden/
mit Sorgen muß ich weg. Denn wie man sonsten spricht/
So pflegt Abwesenheit zu löschen aus das Liecht/
das angestecket ist im Hertzen unsrer Freuden.
Drüm/ weil mir diese Furcht erregt ein solches Leiden/
das mich vorher stößt an/ so thu ich unrecht nicht/
daß ich ein Thränen-bad gieß' auff mein Angesicht'.
Ob nicht ein fremder sich für mich an euch mag weiden.
Doch scheid' ich anders nicht/ als auff deß Vogels Art/
der/ weil er durch das Garn zuvor gefangen ward/
So offt zurücke muß/ so offt er auff begehret.
Lieb/ euer Angesicht ist mir an Bandes stat/
da mein gefangner Geist sich ein verwirret hat/
daß/ wo ich auch nur bin/ sie wieder zu euch kehret.
Zur
Q q ij
Drittes Buch.
So will ich unverwand auch auff mein liebſtes jagen.
Thut/ Feinde/ was ihr wollt. Was frag’ ich wol nach euch.
Jn einem ſcheinen wir nur nicht ſeyn zu vergleichen/
ſein liebliches Geſtirn’/ als feſter Liebe Zeichen/
kunt’ ihm fuͤr Wind und Todt ſeyn kein behaͤltnuͤß nicht;
Du mehr als goͤttlichs Liecht zwey him̃liſcher Laternen/
machſt/ daß der Sturm und Stꝛohm an miꝛ veꝛſpielen lernen/
zu wieder aller Macht/ die ſich an mir zerbricht.


XJJX.
Zum Abſchiede/
Als einer von der Liebſten verꝛeiſete;

Auch nach demſelbigen.
ADE! du hartes Wort! mit Furchten muß ich ſcheiden/
mit Sorgen muß ich weg. Deñ wie man ſonſten ſpricht/
So pflegt Abweſenheit zu loͤſchen aus das Liecht/
das angeſtecket iſt im Hertzen unſrer Freuden.
Druͤm/ weil mir dieſe Furcht erꝛegt ein ſolches Leiden/
das mich vorher ſtoͤßt an/ ſo thu ich unrecht nicht/
daß ich ein Thraͤnen-bad gieß’ auff mein Angeſicht’.
Ob nicht ein fremder ſich fuͤr mich an euch mag weiden.
Doch ſcheid’ ich anders nicht/ als auff deß Vogels Art/
der/ weil er durch das Garn zuvor gefangen ward/
So offt zuruͤcke muß/ ſo offt er auff begehret.
Lieb/ euer Angeſicht iſt mir an Bandes ſtat/
da mein gefangner Geiſt ſich ein verwirꝛet hat/
daß/ wo ich auch nur bin/ ſie wieder zu euch kehret.
Zur
Q q ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0631" n="611"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>So will ich unverwand auch auff mein lieb&#x017F;tes jagen.</l><lb/>
          <l>Thut/ Feinde/ was ihr wollt. Was frag&#x2019; ich wol nach euch.</l><lb/>
          <l>Jn einem &#x017F;cheinen wir nur nicht &#x017F;eyn zu vergleichen/</l><lb/>
          <l>&#x017F;ein liebliches Ge&#x017F;tirn&#x2019;/ als fe&#x017F;ter Liebe Zeichen/</l><lb/>
          <l>kunt&#x2019; ihm fu&#x0364;r Wind und Todt &#x017F;eyn kein beha&#x0364;ltnu&#x0364;ß nicht;</l><lb/>
          <l>Du mehr als go&#x0364;ttlichs Liecht zwey him&#x0303;li&#x017F;cher Laternen/</l><lb/>
          <l>mach&#x017F;t/ daß der Sturm und St&#xA75B;ohm an mi&#xA75B; ve&#xA75B;&#x017F;pielen lernen/</l><lb/>
          <l>zu wieder aller Macht/ die &#x017F;ich an mir zerbricht.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">XJJX.<lb/>
Zum Ab&#x017F;chiede/<lb/>
Als einer von der Lieb&#x017F;ten ver&#xA75B;ei&#x017F;ete;</hi><lb/>
Auch nach dem&#x017F;elbigen.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">A</hi>DE! du hartes Wort! mit Furchten muß ich &#x017F;cheiden/</l><lb/>
          <l>mit Sorgen muß ich weg. Den&#x0303; wie man &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;pricht/</l><lb/>
          <l>So pflegt Abwe&#x017F;enheit zu lo&#x0364;&#x017F;chen aus das Liecht/</l><lb/>
          <l>das ange&#x017F;tecket i&#x017F;t im Hertzen un&#x017F;rer Freuden.</l><lb/>
          <l>Dru&#x0364;m/ weil mir die&#x017F;e Furcht er&#xA75B;egt ein &#x017F;olches Leiden/</l><lb/>
          <l>das mich vorher &#x017F;to&#x0364;ßt an/ &#x017F;o thu ich unrecht nicht/</l><lb/>
          <l>daß ich ein Thra&#x0364;nen-bad gieß&#x2019; auff mein Ange&#x017F;icht&#x2019;.</l><lb/>
          <l>Ob nicht ein fremder &#x017F;ich fu&#x0364;r mich an euch mag weiden.</l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;cheid&#x2019; ich anders nicht/ als auff deß Vogels Art/</l><lb/>
          <l>der/ weil er durch das Garn zuvor gefangen ward/</l><lb/>
          <l>So offt zuru&#x0364;cke muß/ &#x017F;o offt er auff begehret.</l><lb/>
          <l>Lieb/ euer Ange&#x017F;icht i&#x017F;t mir an Bandes &#x017F;tat/</l><lb/>
          <l>da mein gefangner Gei&#x017F;t &#x017F;ich ein verwir&#xA75B;et hat/</l><lb/>
          <l>daß/ wo ich auch nur bin/ &#x017F;ie wieder zu euch kehret.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Q q ij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Zur</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[611/0631] Drittes Buch. So will ich unverwand auch auff mein liebſtes jagen. Thut/ Feinde/ was ihr wollt. Was frag’ ich wol nach euch. Jn einem ſcheinen wir nur nicht ſeyn zu vergleichen/ ſein liebliches Geſtirn’/ als feſter Liebe Zeichen/ kunt’ ihm fuͤr Wind und Todt ſeyn kein behaͤltnuͤß nicht; Du mehr als goͤttlichs Liecht zwey him̃liſcher Laternen/ machſt/ daß der Sturm und Stꝛohm an miꝛ veꝛſpielen lernen/ zu wieder aller Macht/ die ſich an mir zerbricht. XJJX. Zum Abſchiede/ Als einer von der Liebſten verꝛeiſete; Auch nach demſelbigen. ADE! du hartes Wort! mit Furchten muß ich ſcheiden/ mit Sorgen muß ich weg. Deñ wie man ſonſten ſpricht/ So pflegt Abweſenheit zu loͤſchen aus das Liecht/ das angeſtecket iſt im Hertzen unſrer Freuden. Druͤm/ weil mir dieſe Furcht erꝛegt ein ſolches Leiden/ das mich vorher ſtoͤßt an/ ſo thu ich unrecht nicht/ daß ich ein Thraͤnen-bad gieß’ auff mein Angeſicht’. Ob nicht ein fremder ſich fuͤr mich an euch mag weiden. Doch ſcheid’ ich anders nicht/ als auff deß Vogels Art/ der/ weil er durch das Garn zuvor gefangen ward/ So offt zuruͤcke muß/ ſo offt er auff begehret. Lieb/ euer Angeſicht iſt mir an Bandes ſtat/ da mein gefangner Geiſt ſich ein verwirꝛet hat/ daß/ wo ich auch nur bin/ ſie wieder zu euch kehret. Zur Q q ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/631
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/631>, abgerufen am 29.05.2024.