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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Drittes Buch.
Als keine Göttinn nicht geschätzet werden kan/
So hochbegabt seyd ihr/ Jhr Gratien der Erden/
die durch die himmlischen mehr himmlisch täglich werden/
die Jhre Schwestern sind. Es gläubt es iederman/
daß die Vollkommenheit sich gantz in euch verthan/
und muß es auch der Neid bekennen ohn Beschwerden.
Eufrosyne ist keusch/ Thalia zahrt und schöne/
AEglaia from und gut. Diß liebliche Gethöne
von so viel Tugenden/ macht eine Harmoney
Mit solcher Trefligkeit in euren dreyen Leibern/
daß Orfeus sich befragt bey allen klugen Weibern/
Ob seiner Harffenklang in euch verwandelt sey.


XC.
Der Keuschen.
WEnn sich die Götter auch befreyen/ gleich als wir/
So nähme dich der Schmuck auch selbst zu seinem
Weibe/
Dieweil die Keuschheit wohnt in einem solchen Leibe/
in welchem sind gleich hoch die Tugend und die Zier/
der Geist und die Gestalt. Wie seltzam ist diß hier!
Denck/ Jungfrau/ daß ich nicht was ungemeyntes schreibe/
und dich berede deß/ was ich mir selbst nicht gläube.
Dein Zeugnüß bist selbst du. Du sprichst es selbst von dir.
Die schönste Schönheit ist ein züchtiges Gemüthe;
Was eine Jungfer ziehrt/ das wohnet im Geblüte.
Das andre/ was das Volck für schöne hält und heisst/
der Seelen überzug/ der Leib pflegt offt zu trügen.
Da ist ein schöner Leib/ da ist ein schöner Geist/
wenn Sie/ als hier/ den Glantz von wahrer Schönheit
kriegen.
Der
T t
Drittes Buch.
Als keine Goͤttinn nicht geſchaͤtzet werden kan/
So hochbegabt ſeyd ihr/ Jhr Gratien der Erden/
die durch die him̃liſchen mehr him̃liſch taͤglich werden/
die Jhre Schweſtern ſind. Es glaͤubt es iederman/
daß die Vollkommenheit ſich gantz in euch verthan/
und muß es auch der Neid bekennen ohn Beſchwerden.
Eufroſyne iſt keuſch/ Thalia zahrt und ſchoͤne/
AEglaia from und gut. Diß liebliche Gethoͤne
von ſo viel Tugenden/ macht eine Harmoney
Mit ſolcher Trefligkeit in euren dreyen Leibern/
daß Orfeus ſich befragt bey allen klugen Weibern/
Ob ſeiner Harffenklang in euch verwandelt ſey.


XC.
Der Keuſchen.
WEnn ſich die Goͤtter auch befreyen/ gleich als wir/
So naͤhme dich der Schmuck auch ſelbſt zu ſeinem
Weibe/
Dieweil die Keuſchheit wohnt in einem ſolchen Leibe/
in welchem ſind gleich hoch die Tugend und die Zier/
der Geiſt und die Geſtalt. Wie ſeltzam iſt diß hier!
Denck/ Jungfrau/ daß ich nicht was ungemeyntes ſchreibe/
und dich berede deß/ was ich mir ſelbſt nicht glaͤube.
Dein Zeugnuͤß biſt ſelbſt du. Du ſprichſt es ſelbſt von dir.
Die ſchoͤnſte Schoͤnheit iſt ein zuͤchtiges Gemuͤthe;
Was eine Jungfer ziehrt/ das wohnet im Gebluͤte.
Das andre/ was das Volck fuͤr ſchoͤne haͤlt und heiſſt/
der Seelen uͤberzug/ der Leib pflegt offt zu truͤgen.
Da iſt ein ſchoͤner Leib/ da iſt ein ſchoͤner Geiſt/
wenn Sie/ als hier/ den Glantz von wahrer Schoͤnheit
kriegen.
Der
T t
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[657/0677] Drittes Buch. Als keine Goͤttinn nicht geſchaͤtzet werden kan/ So hochbegabt ſeyd ihr/ Jhr Gratien der Erden/ die durch die him̃liſchen mehr him̃liſch taͤglich werden/ die Jhre Schweſtern ſind. Es glaͤubt es iederman/ daß die Vollkommenheit ſich gantz in euch verthan/ und muß es auch der Neid bekennen ohn Beſchwerden. Eufroſyne iſt keuſch/ Thalia zahrt und ſchoͤne/ AEglaia from und gut. Diß liebliche Gethoͤne von ſo viel Tugenden/ macht eine Harmoney Mit ſolcher Trefligkeit in euren dreyen Leibern/ daß Orfeus ſich befragt bey allen klugen Weibern/ Ob ſeiner Harffenklang in euch verwandelt ſey. XC. Der Keuſchen. WEnn ſich die Goͤtter auch befreyen/ gleich als wir/ So naͤhme dich der Schmuck auch ſelbſt zu ſeinem Weibe/ Dieweil die Keuſchheit wohnt in einem ſolchen Leibe/ in welchem ſind gleich hoch die Tugend und die Zier/ der Geiſt und die Geſtalt. Wie ſeltzam iſt diß hier! Denck/ Jungfrau/ daß ich nicht was ungemeyntes ſchreibe/ und dich berede deß/ was ich mir ſelbſt nicht glaͤube. Dein Zeugnuͤß biſt ſelbſt du. Du ſprichſt es ſelbſt von dir. Die ſchoͤnſte Schoͤnheit iſt ein zuͤchtiges Gemuͤthe; Was eine Jungfer ziehrt/ das wohnet im Gebluͤte. Das andre/ was das Volck fuͤr ſchoͤne haͤlt und heiſſt/ der Seelen uͤberzug/ der Leib pflegt offt zu truͤgen. Da iſt ein ſchoͤner Leib/ da iſt ein ſchoͤner Geiſt/ wenn Sie/ als hier/ den Glantz von wahrer Schoͤnheit kriegen. Der T t

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/677>, abgerufen am 29.05.2024.