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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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und so glücklich. Aber nun muß ich fort und alles,
was ich noch sagen kann, ist blos das: es ist doch
wohl das Beste so."

Die Alte schwieg und nickte zustimmend. "Aber
ich bin nicht aus der Welt," fuhr Botho fort, "und
ich werde Sie nicht vergessen, Mutterchen. Und
nun geben Sie mir die Hand. So. Und nun
gute Nacht."

Hiernach stand er schnell auf und schritt auf
die Thür zu, während Lene sich an ihn hing. So
gingen sie bis an das Gartengitter, ohne daß weiter
ein Wort gesprochen wäre. Dann aber sagte sie:
"Nun kurz, Botho. Meine Kräfte reichen nicht
mehr; es war doch zu viel, diese zwei Tage. Lebe
wohl, mein Einziger, und sei so glücklich, wie Du's
verdienst, und so glücklich, wie Du mich gemacht hast
Dann bist Du glücklich. Und von dem Andern
rede nicht mehr, es ist der Rede nicht werth.
So, so."

Und sie gab ihm einen Kuß und noch einen
und schloß dann das Gitter.

Als er an der andern Seite der Straße stand,
schien er, als er Lenens ansichtig wurde, noch ein¬
mal umkehren und Wort und Kuß mit ihr tauschen
zu wollen. Aber sie wehrte heftig mit der Hand.
Und so ging er denn weiter die Straße hinab,
während sie, den Kopf auf den Arm und den Arm

und ſo glücklich. Aber nun muß ich fort und alles,
was ich noch ſagen kann, iſt blos das: es iſt doch
wohl das Beſte ſo.“

Die Alte ſchwieg und nickte zuſtimmend. „Aber
ich bin nicht aus der Welt,“ fuhr Botho fort, „und
ich werde Sie nicht vergeſſen, Mutterchen. Und
nun geben Sie mir die Hand. So. Und nun
gute Nacht.“

Hiernach ſtand er ſchnell auf und ſchritt auf
die Thür zu, während Lene ſich an ihn hing. So
gingen ſie bis an das Gartengitter, ohne daß weiter
ein Wort geſprochen wäre. Dann aber ſagte ſie:
„Nun kurz, Botho. Meine Kräfte reichen nicht
mehr; es war doch zu viel, dieſe zwei Tage. Lebe
wohl, mein Einziger, und ſei ſo glücklich, wie Du's
verdienſt, und ſo glücklich, wie Du mich gemacht haſt
Dann biſt Du glücklich. Und von dem Andern
rede nicht mehr, es iſt der Rede nicht werth.
So, ſo.“

Und ſie gab ihm einen Kuß und noch einen
und ſchloß dann das Gitter.

Als er an der andern Seite der Straße ſtand,
ſchien er, als er Lenens anſichtig wurde, noch ein¬
mal umkehren und Wort und Kuß mit ihr tauſchen
zu wollen. Aber ſie wehrte heftig mit der Hand.
Und ſo ging er denn weiter die Straße hinab,
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[165/0175] und ſo glücklich. Aber nun muß ich fort und alles, was ich noch ſagen kann, iſt blos das: es iſt doch wohl das Beſte ſo.“ Die Alte ſchwieg und nickte zuſtimmend. „Aber ich bin nicht aus der Welt,“ fuhr Botho fort, „und ich werde Sie nicht vergeſſen, Mutterchen. Und nun geben Sie mir die Hand. So. Und nun gute Nacht.“ Hiernach ſtand er ſchnell auf und ſchritt auf die Thür zu, während Lene ſich an ihn hing. So gingen ſie bis an das Gartengitter, ohne daß weiter ein Wort geſprochen wäre. Dann aber ſagte ſie: „Nun kurz, Botho. Meine Kräfte reichen nicht mehr; es war doch zu viel, dieſe zwei Tage. Lebe wohl, mein Einziger, und ſei ſo glücklich, wie Du's verdienſt, und ſo glücklich, wie Du mich gemacht haſt Dann biſt Du glücklich. Und von dem Andern rede nicht mehr, es iſt der Rede nicht werth. So, ſo.“ Und ſie gab ihm einen Kuß und noch einen und ſchloß dann das Gitter. Als er an der andern Seite der Straße ſtand, ſchien er, als er Lenens anſichtig wurde, noch ein¬ mal umkehren und Wort und Kuß mit ihr tauſchen zu wollen. Aber ſie wehrte heftig mit der Hand. Und ſo ging er denn weiter die Straße hinab, während ſie, den Kopf auf den Arm und den Arm

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/175>, abgerufen am 30.04.2024.