Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

reinen Mandelaugen und eigentlich alles schon wie Harem. Kennst du Harem?"

"Natürlich kenn' ich Harem. Das is das, wo die Türken ihre Frauen drin haben und keine Fenster als bloß ganz kleine Löcher, wo sie nur 'mal heimlich 'rausgucken können."

"Richtig. Und so wie bei den Türken, oder doch beinahe so, so sieht meine auch aus."

"Aber wird es denn gehen, junger Herr? Wird es denn die Familie zugeben?"

"Welche? Meine oder ihre?"

"Nu, ich meine die Poggenpuhls."

"Das ist mir egal, Friederike. Und dann, ... sieh, so dumm sind die Poggenpuhls auch nicht, wenn es nur recht viel ist, sind sie ganz zufrieden und geben alles zu."

"Js es denn viel?"

"Ja, das weiß ich selber noch nicht. Und dann sind diese Orientalen so gräßlich vorsichtig und machen immer Ehekontrakte, wo man nichts kriegt, wenn man nicht gleich ein halbes Dutzend herzaubert. Und so schnell geht es doch nicht."

"Ach, Leochen, Sie werden schon ..."

"Ja, Friederike, das sagst du so; die Spiele der Natur sind aber merkwürdig, und wenn dann welche geboren werden, kleine, reizende Engelchen, denn wenn

reinen Mandelaugen und eigentlich alles schon wie Harem. Kennst du Harem?“

„Natürlich kenn’ ich Harem. Das is das, wo die Türken ihre Frauen drin haben und keine Fenster als bloß ganz kleine Löcher, wo sie nur ’mal heimlich ’rausgucken können.“

„Richtig. Und so wie bei den Türken, oder doch beinahe so, so sieht meine auch aus.“

„Aber wird es denn gehen, junger Herr? Wird es denn die Familie zugeben?“

„Welche? Meine oder ihre?“

„Nu, ich meine die Poggenpuhls.“

„Das ist mir egal, Friederike. Und dann, … sieh, so dumm sind die Poggenpuhls auch nicht, wenn es nur recht viel ist, sind sie ganz zufrieden und geben alles zu.“

„Js es denn viel?“

„Ja, das weiß ich selber noch nicht. Und dann sind diese Orientalen so gräßlich vorsichtig und machen immer Ehekontrakte, wo man nichts kriegt, wenn man nicht gleich ein halbes Dutzend herzaubert. Und so schnell geht es doch nicht.“

„Ach, Leochen, Sie werden schon …“

„Ja, Friederike, das sagst du so; die Spiele der Natur sind aber merkwürdig, und wenn dann welche geboren werden, kleine, reizende Engelchen, denn wenn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0053" n="46"/>
reinen Mandelaugen und eigentlich alles schon wie                      Harem. Kennst du Harem?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Natürlich kenn&#x2019; ich Harem. Das is das, wo die Türken ihre Frauen drin haben und                      keine Fenster als bloß ganz kleine Löcher, wo sie nur &#x2019;mal heimlich &#x2019;rausgucken                      können.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Richtig. Und so wie bei den Türken, oder doch beinahe so, so sieht meine auch                      aus.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber wird es denn gehen, junger Herr? Wird es denn die Familie zugeben?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Welche? Meine oder ihre?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nu, ich meine die Poggenpuhls.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das ist mir egal, Friederike. Und dann, &#x2026; sieh, so dumm sind die Poggenpuhls                      auch nicht, wenn es nur recht viel ist, sind sie ganz zufrieden und geben alles                      zu.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Js es denn viel?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, das weiß ich selber noch nicht. Und dann sind diese Orientalen so gräßlich                      vorsichtig und machen immer Ehekontrakte, wo man nichts kriegt, wenn man nicht                      gleich ein halbes Dutzend herzaubert. Und so schnell geht es doch nicht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, Leochen, Sie werden schon &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, Friederike, das sagst du so; die Spiele der Natur sind aber merkwürdig, und                      wenn dann welche geboren werden, kleine, reizende Engelchen, denn wenn<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0053] reinen Mandelaugen und eigentlich alles schon wie Harem. Kennst du Harem?“ „Natürlich kenn’ ich Harem. Das is das, wo die Türken ihre Frauen drin haben und keine Fenster als bloß ganz kleine Löcher, wo sie nur ’mal heimlich ’rausgucken können.“ „Richtig. Und so wie bei den Türken, oder doch beinahe so, so sieht meine auch aus.“ „Aber wird es denn gehen, junger Herr? Wird es denn die Familie zugeben?“ „Welche? Meine oder ihre?“ „Nu, ich meine die Poggenpuhls.“ „Das ist mir egal, Friederike. Und dann, … sieh, so dumm sind die Poggenpuhls auch nicht, wenn es nur recht viel ist, sind sie ganz zufrieden und geben alles zu.“ „Js es denn viel?“ „Ja, das weiß ich selber noch nicht. Und dann sind diese Orientalen so gräßlich vorsichtig und machen immer Ehekontrakte, wo man nichts kriegt, wenn man nicht gleich ein halbes Dutzend herzaubert. Und so schnell geht es doch nicht.“ „Ach, Leochen, Sie werden schon …“ „Ja, Friederike, das sagst du so; die Spiele der Natur sind aber merkwürdig, und wenn dann welche geboren werden, kleine, reizende Engelchen, denn wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/53
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/53>, abgerufen am 05.05.2024.