Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

Es macht jedesmal einen guten, weil bescheidenen Eindruck, und zweitens läßt einen das Bindestück nicht leicht im Stich. Außerdem ist die reine Quantitätsfrage doch auch nicht zu verachten."

Er that sich denn auch bene; alles war ihm zu Willen, und dann brachte er seinen Toast aus auf das Wohl der Mutter. Diese mußte trinken, die Mädchen aber stießen nur mit dem Knöchel ihres Zeigefingers an.

"Es ist doch wahr, zu Hause schmeckt es immer am besten. Solche mütterliche Ente krieg' ich in ganz Thorn nicht. Und diese Füllung, noch dazu zweierlei, hier Maronen und hier Pudding mit Rosinen. Kinder, ich glaube beinahe, es ist alles Verstellung bei euch; ich glaube, ihr habt was, ihr seid gar nicht so arm."

"Ach, Leo, sage nur so was nicht, sprich nicht so was; das ängstigt mich immer. Du bist im stande, dir wirklich so was einzubilden ..."

"Nein, nein, ich weiß ja Bescheid. Jch dachte nur zufällig an etwas, was ich 'mal in einer Zeitung gelesen habe, eine Geschichte von einer alten Frau, die ein ganzes Vermögen, ich will nicht sagen wo, eingenäht hatte. Und dann dacht' ich auch an Onkel Eberhard, an unsern Onkelgeneral, und daß er doch eigentlich ..."

Es macht jedesmal einen guten, weil bescheidenen Eindruck, und zweitens läßt einen das Bindestück nicht leicht im Stich. Außerdem ist die reine Quantitätsfrage doch auch nicht zu verachten.“

Er that sich denn auch bene; alles war ihm zu Willen, und dann brachte er seinen Toast aus auf das Wohl der Mutter. Diese mußte trinken, die Mädchen aber stießen nur mit dem Knöchel ihres Zeigefingers an.

„Es ist doch wahr, zu Hause schmeckt es immer am besten. Solche mütterliche Ente krieg’ ich in ganz Thorn nicht. Und diese Füllung, noch dazu zweierlei, hier Maronen und hier Pudding mit Rosinen. Kinder, ich glaube beinahe, es ist alles Verstellung bei euch; ich glaube, ihr habt was, ihr seid gar nicht so arm.“

„Ach, Leo, sage nur so was nicht, sprich nicht so was; das ängstigt mich immer. Du bist im stande, dir wirklich so was einzubilden …“

„Nein, nein, ich weiß ja Bescheid. Jch dachte nur zufällig an etwas, was ich ’mal in einer Zeitung gelesen habe, eine Geschichte von einer alten Frau, die ein ganzes Vermögen, ich will nicht sagen wo, eingenäht hatte. Und dann dacht’ ich auch an Onkel Eberhard, an unsern Onkelgeneral, und daß er doch eigentlich …“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0064" n="57"/>
Es macht jedesmal einen guten, weil bescheidenen                      Eindruck, und zweitens läßt einen das Bindestück nicht leicht im Stich. Außerdem                      ist die reine Quantitätsfrage doch auch nicht zu verachten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er that sich denn auch bene; alles war ihm zu Willen, und dann brachte er seinen                      Toast aus auf das Wohl der Mutter. Diese mußte trinken, die Mädchen aber stießen                      nur mit dem Knöchel ihres Zeigefingers an.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es ist doch wahr, zu Hause schmeckt es immer am besten. Solche mütterliche Ente                      krieg&#x2019; ich in ganz Thorn nicht. Und diese Füllung, noch dazu zweierlei, hier                      Maronen und hier Pudding mit Rosinen. Kinder, ich glaube beinahe, es ist alles                      Verstellung bei euch; ich glaube, ihr habt was, ihr seid gar nicht so arm.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, Leo, sage nur so was nicht, sprich nicht so was; das ängstigt mich immer.                      Du bist im stande, dir wirklich so was einzubilden &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, nein, ich weiß ja Bescheid. Jch dachte nur zufällig an etwas, was ich &#x2019;mal                      in einer Zeitung gelesen habe, eine Geschichte von einer alten Frau, die ein                      ganzes Vermögen, ich will nicht sagen wo, eingenäht hatte. Und dann dacht&#x2019; ich                      auch an Onkel Eberhard, an unsern Onkelgeneral, und daß er doch eigentlich &#x2026;&#x201C; </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0064] Es macht jedesmal einen guten, weil bescheidenen Eindruck, und zweitens läßt einen das Bindestück nicht leicht im Stich. Außerdem ist die reine Quantitätsfrage doch auch nicht zu verachten.“ Er that sich denn auch bene; alles war ihm zu Willen, und dann brachte er seinen Toast aus auf das Wohl der Mutter. Diese mußte trinken, die Mädchen aber stießen nur mit dem Knöchel ihres Zeigefingers an. „Es ist doch wahr, zu Hause schmeckt es immer am besten. Solche mütterliche Ente krieg’ ich in ganz Thorn nicht. Und diese Füllung, noch dazu zweierlei, hier Maronen und hier Pudding mit Rosinen. Kinder, ich glaube beinahe, es ist alles Verstellung bei euch; ich glaube, ihr habt was, ihr seid gar nicht so arm.“ „Ach, Leo, sage nur so was nicht, sprich nicht so was; das ängstigt mich immer. Du bist im stande, dir wirklich so was einzubilden …“ „Nein, nein, ich weiß ja Bescheid. Jch dachte nur zufällig an etwas, was ich ’mal in einer Zeitung gelesen habe, eine Geschichte von einer alten Frau, die ein ganzes Vermögen, ich will nicht sagen wo, eingenäht hatte. Und dann dacht’ ich auch an Onkel Eberhard, an unsern Onkelgeneral, und daß er doch eigentlich …“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/64
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/64>, abgerufen am 15.05.2024.