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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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bereits weit jenseits der Türkenbrücke und mahnt uns daran, daß noch ein Theil der Reise vor uns liegt. Und sei es nun, daß der zusammengestürzte Grauschimmel uns zur Milde stimmt, oder daß die Worte des Conducteurs mit ganz besonderer Wärme uns einen Spaziergang am Loch Achray empfehlen, gleichviel wir pflücken uns einen Heidekrautbüschel am Wege und "die blaue Blume" Schottlands an Hut und Mütze steckend, ziehen wir singend am Loch Achray entlang, dem berühmten Paß der Trosachs entgegen.

Was das Wort "Trosachs" meint, weiß eigentlich Niemand. In den Reisebüchern steht, es bedeute, "Borstenweg"; doch habe ich unterwegs ein halbes Dutzend Ableitungen und Erklärungen gehört, die mir um kein Haar breit unzuverlässiger erschienen sind. Aber wie immer auch die Ansichten darüber getheilt sein mögen, was Trosachs bedeutet und was nicht, darüber sind alle Schotten einig, daß die Sache selber zu den schönsten und sehenswerthesten Punkten ihres Landes zählt. Wie Oban an der Westküste, so sind auch die Trosachs seit etwa zehn Jahren eine Sehenswürdigkeit par excellence geworden und erfreuen sich, namentlich auch in London und dem südlichen England, eines Schönheits-Renommees, das fast zum Widerspruch auffordert. Die Trosachs sind unbedenklich ein glänzender Punkt, aber wenn nicht zu Nutz und Frommen einiger Hotelbesitzer, so doch mindestens aus an und für sich löblicher Begeisterung für den

bereits weit jenseits der Türkenbrücke und mahnt uns daran, daß noch ein Theil der Reise vor uns liegt. Und sei es nun, daß der zusammengestürzte Grauschimmel uns zur Milde stimmt, oder daß die Worte des Conducteurs mit ganz besonderer Wärme uns einen Spaziergang am Loch Achray empfehlen, gleichviel wir pflücken uns einen Heidekrautbüschel am Wege und „die blaue Blume“ Schottlands an Hut und Mütze steckend, ziehen wir singend am Loch Achray entlang, dem berühmten Paß der Trosachs entgegen.

Was das Wort „Trosachs“ meint, weiß eigentlich Niemand. In den Reisebüchern steht, es bedeute, „Borstenweg“; doch habe ich unterwegs ein halbes Dutzend Ableitungen und Erklärungen gehört, die mir um kein Haar breit unzuverlässiger erschienen sind. Aber wie immer auch die Ansichten darüber getheilt sein mögen, was Trosachs bedeutet und was nicht, darüber sind alle Schotten einig, daß die Sache selber zu den schönsten und sehenswerthesten Punkten ihres Landes zählt. Wie Oban an der Westküste, so sind auch die Trosachs seit etwa zehn Jahren eine Sehenswürdigkeit par excellence geworden und erfreuen sich, namentlich auch in London und dem südlichen England, eines Schönheits-Renommées, das fast zum Widerspruch auffordert. Die Trosachs sind unbedenklich ein glänzender Punkt, aber wenn nicht zu Nutz und Frommen einiger Hotelbesitzer, so doch mindestens aus an und für sich löblicher Begeisterung für den

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[189/0203] bereits weit jenseits der Türkenbrücke und mahnt uns daran, daß noch ein Theil der Reise vor uns liegt. Und sei es nun, daß der zusammengestürzte Grauschimmel uns zur Milde stimmt, oder daß die Worte des Conducteurs mit ganz besonderer Wärme uns einen Spaziergang am Loch Achray empfehlen, gleichviel wir pflücken uns einen Heidekrautbüschel am Wege und „die blaue Blume“ Schottlands an Hut und Mütze steckend, ziehen wir singend am Loch Achray entlang, dem berühmten Paß der Trosachs entgegen. Was das Wort „Trosachs“ meint, weiß eigentlich Niemand. In den Reisebüchern steht, es bedeute, „Borstenweg“; doch habe ich unterwegs ein halbes Dutzend Ableitungen und Erklärungen gehört, die mir um kein Haar breit unzuverlässiger erschienen sind. Aber wie immer auch die Ansichten darüber getheilt sein mögen, was Trosachs bedeutet und was nicht, darüber sind alle Schotten einig, daß die Sache selber zu den schönsten und sehenswerthesten Punkten ihres Landes zählt. Wie Oban an der Westküste, so sind auch die Trosachs seit etwa zehn Jahren eine Sehenswürdigkeit par excellence geworden und erfreuen sich, namentlich auch in London und dem südlichen England, eines Schönheits-Renommées, das fast zum Widerspruch auffordert. Die Trosachs sind unbedenklich ein glänzender Punkt, aber wenn nicht zu Nutz und Frommen einiger Hotelbesitzer, so doch mindestens aus an und für sich löblicher Begeisterung für den

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
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  • langes s (ſ): als s transkribiert;
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  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/203>, abgerufen am 03.05.2024.