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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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auf dem Felde von Flodden, darunter die beiden Söhne Bell the Cat's. Der alte Mann überlebte die Nachricht nur um wenige Monate; er starb in einem jetzt vergessenen Kloster, wohin er sich zurückgezogen hatte.

Archibald Bell the Cat lebt nur in Lied und Sage noch, selbst die Stelle, wo man ihn zur Ruhe gebracht, ist unbekannt, aber das alte Douglasschwert, das in seinen Händen zu neuem Ruhme kam, sei's im Kampfe gegen die Feinde seines Landes, sei's gegen die Kilspendie's, die seiner eignen Ehre zu nahe traten - dies alte Schwert ist noch vorhanden. Dasselbe war nahe daran, sechszig oder siebzig Jahre später in einem andern Zweikampf gebraucht zu werden, der, wenn er stattgefunden hätte, die Begegnung zwischen Bell the Cat und Kilspendie vergessen gemacht haben würde. Am Tage von Carberry-Hill nämlich, als Lord Lindsay gegen Bothwell auftrat und den Gemahl der Königin als "den Mörder Darnley's" zum Zweikampf herausforderte, wurde dies alte Douglasschwert, damals in Händen des Grafen Morton, von letztrem an Lord Lindsay überreicht, um "mit der Klinge Bell the Cat's" die Sache auszufechten. Der Zweikampf selbst unterblieb bekanntlich.

Die Klinge Bell the Cat's die man mit Recht als das Erbschwert der berühmtesten Familie Schottlands ansehen kann, befindet sich seit Jahrhunderten im Besitz des jedesmaligen Hauptes der Familie. Eine kurze Beschreibung dieses Schwertes mag gestattet sein. Es zeigt auf seiner Klinge unter allerhand Arabeskengeschnörkel

auf dem Felde von Flodden, darunter die beiden Söhne Bell the Cat’s. Der alte Mann überlebte die Nachricht nur um wenige Monate; er starb in einem jetzt vergessenen Kloster, wohin er sich zurückgezogen hatte.

Archibald Bell the Cat lebt nur in Lied und Sage noch, selbst die Stelle, wo man ihn zur Ruhe gebracht, ist unbekannt, aber das alte Douglasschwert, das in seinen Händen zu neuem Ruhme kam, sei’s im Kampfe gegen die Feinde seines Landes, sei’s gegen die Kilspendie’s, die seiner eignen Ehre zu nahe traten – dies alte Schwert ist noch vorhanden. Dasselbe war nahe daran, sechszig oder siebzig Jahre später in einem andern Zweikampf gebraucht zu werden, der, wenn er stattgefunden hätte, die Begegnung zwischen Bell the Cat und Kilspendie vergessen gemacht haben würde. Am Tage von Carberry-Hill nämlich, als Lord Lindsay gegen Bothwell auftrat und den Gemahl der Königin als „den Mörder Darnley’s“ zum Zweikampf herausforderte, wurde dies alte Douglasschwert, damals in Händen des Grafen Morton, von letztrem an Lord Lindsay überreicht, um „mit der Klinge Bell the Cat’s“ die Sache auszufechten. Der Zweikampf selbst unterblieb bekanntlich.

Die Klinge Bell the Cat’s die man mit Recht als das Erbschwert der berühmtesten Familie Schottlands ansehen kann, befindet sich seit Jahrhunderten im Besitz des jedesmaligen Hauptes der Familie. Eine kurze Beschreibung dieses Schwertes mag gestattet sein. Es zeigt auf seiner Klinge unter allerhand Arabeskengeschnörkel

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[83/0097] auf dem Felde von Flodden, darunter die beiden Söhne Bell the Cat’s. Der alte Mann überlebte die Nachricht nur um wenige Monate; er starb in einem jetzt vergessenen Kloster, wohin er sich zurückgezogen hatte. Archibald Bell the Cat lebt nur in Lied und Sage noch, selbst die Stelle, wo man ihn zur Ruhe gebracht, ist unbekannt, aber das alte Douglasschwert, das in seinen Händen zu neuem Ruhme kam, sei’s im Kampfe gegen die Feinde seines Landes, sei’s gegen die Kilspendie’s, die seiner eignen Ehre zu nahe traten – dies alte Schwert ist noch vorhanden. Dasselbe war nahe daran, sechszig oder siebzig Jahre später in einem andern Zweikampf gebraucht zu werden, der, wenn er stattgefunden hätte, die Begegnung zwischen Bell the Cat und Kilspendie vergessen gemacht haben würde. Am Tage von Carberry-Hill nämlich, als Lord Lindsay gegen Bothwell auftrat und den Gemahl der Königin als „den Mörder Darnley’s“ zum Zweikampf herausforderte, wurde dies alte Douglasschwert, damals in Händen des Grafen Morton, von letztrem an Lord Lindsay überreicht, um „mit der Klinge Bell the Cat’s“ die Sache auszufechten. Der Zweikampf selbst unterblieb bekanntlich. Die Klinge Bell the Cat’s die man mit Recht als das Erbschwert der berühmtesten Familie Schottlands ansehen kann, befindet sich seit Jahrhunderten im Besitz des jedesmaligen Hauptes der Familie. Eine kurze Beschreibung dieses Schwertes mag gestattet sein. Es zeigt auf seiner Klinge unter allerhand Arabeskengeschnörkel

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
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  • langes s (ſ): als s transkribiert;
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  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/97>, abgerufen am 28.04.2024.