Städten, nach Verhältniss des Umfanges zu gering und es fehlt überall an Betrieb. Der erste Anblick einer Stadt, wobei man so le¬ bendig in verflossene Jahrhunderte und ihre Begebenheiten versetzt wird, hat gleichwohl etwas Einnehmendes, das zuweilen bis zur Erschütterung gehen kann. Ich wurde recht lebhaft an den Stolz Karls des Fünften auf sein blühendes Gent, und zugleich an die Ty¬ rannenleidenschaft erinnert, womit er selbst dem Wohlstande desselben den tödtlichsten Streich versetzte, als ich sein Standbild auf einer hohen Säule am Marktplatz erblickte. Als Kunstwerk betrachtet, macht es keinen vortheilhaften Eindruck. Der Kaiser steht wirklich sehr unsicher auf dieser gefährlichen Höhe; das Zepter und der Reichsapfel von ungeheurer Grösse scheinen ihn völlig aus dem Gleichgewichte zu bringen; seine Kniee sind gebogen, und bald möchte ich fürchten,
Städten, nach Verhältniſs des Umfanges zu gering und es fehlt überall an Betrieb. Der erste Anblick einer Stadt, wobei man so le¬ bendig in verflossene Jahrhunderte und ihre Begebenheiten versetzt wird, hat gleichwohl etwas Einnehmendes, das zuweilen bis zur Erschütterung gehen kann. Ich wurde recht lebhaft an den Stolz Karls des Fünften auf sein blühendes Gent, und zugleich an die Ty¬ rannenleidenschaft erinnert, womit er selbst dem Wohlstande desselben den tödtlichsten Streich versetzte, als ich sein Standbild auf einer hohen Säule am Marktplatz erblickte. Als Kunstwerk betrachtet, macht es keinen vortheilhaften Eindruck. Der Kaiser steht wirklich sehr unsicher auf dieser gefährlichen Höhe; das Zepter und der Reichsapfel von ungeheurer Gröſse scheinen ihn völlig aus dem Gleichgewichte zu bringen; seine Kniee sind gebogen, und bald möchte ich fürchten,
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Städten, nach Verhältniſs des Umfanges zu
gering und es fehlt überall an Betrieb. Der
erste Anblick einer Stadt, wobei man so le¬
bendig in verflossene Jahrhunderte und ihre
Begebenheiten versetzt wird, hat gleichwohl
etwas Einnehmendes, das zuweilen bis zur
Erschütterung gehen kann. Ich wurde recht
lebhaft an den Stolz Karls des Fünften auf
sein blühendes Gent, und zugleich an die Ty¬
rannenleidenschaft erinnert, womit er selbst
dem Wohlstande desselben den tödtlichsten
Streich versetzte, als ich sein Standbild auf
einer hohen Säule am Marktplatz erblickte.
Als Kunstwerk betrachtet, macht es keinen
vortheilhaften Eindruck. Der Kaiser steht
wirklich sehr unsicher auf dieser gefährlichen
Höhe; das Zepter und der Reichsapfel von
ungeheurer Gröſse scheinen ihn völlig aus
dem Gleichgewichte zu bringen; seine Kniee
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/273>, abgerufen am 26.05.2024.
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