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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
holz an Bord, besserten das Tauwerk aus, und setzten überhaupt das ganze Schif1774.
Novem-
ber.

in Stand, der ungestümen Witterung des südlichen Himmelsstrichs von neuem
Trotz zu bieten. Die Wilden hatten uns während unsers Hierseyns, so reich-
lich mit Fischen versorgt, daß wir mehrere Fäßgen voll einsalzen, und auf die Reise
nach Terra del Fuego mitnehmen konnten. Auf diese Art zubereitet hielten
sie sich und schmeckten vortreflich. Außerdem ließ auch der Capitain, kurz vor der
Abfahrt, noch eine große Menge Seeraben und anderes dergleichen Geflügel zu-
sammen schiessen, damit wir unterwegens desto länger frischen Proviant haben
möchten.

Am Nachmittag des 9ten wurden die letzten Anstalten zur Abreise ge-
troffen, und des folgenden Morgens um vier Uhr verliessen wir Neu-Seeland
zum dritten und letzten mahle. So oft wir hier vor Anker gegangen,
so oft hatten wir uns auch, durch die Menge, Mannigfaltigkeit und Heil-
samkeit der frischen Lebensmittel, von allen Beschwerden und Unpäßlichkeiten des
Seelebens, vornemlich vom Schaarbock, sehr schnell wieder erhohlt. Die wohl-
schmeckenden, antiscorbutischen Kräuter reinigten und versüßten das Blut, und
die Fische, gaben, als eine leicht zu verdauende Speise, gute Nahrungssäfte.
Selbst die Luft, die hier zu Lande, sogar an den schönsten Tagen, ziemlich
scharf ist, mochte zu unserer Genesung das ihrige beytragen, in so fern sie den
durch langen Aufenthalt in heißen Gegenden erschlafften Fibern, neue
Kraft und Spannung mittheilte. Endlich so mußte auch die starke Bewegung
die wir uns täglich machten, dem Körper in mehr denn einer Absicht zuträglich
seyn. Bey so viel zusammenwürkenden Ursachen war es kein Wunder, daß,
wenn wir bey der Ankunft allhier auch noch so bleich und abgezehrt aussahen,
die Veränderung der Lebensart uns doch in kurzer Zeit wieder eine frische, ge-
sunde Farbe verschafte. Freylich konnte dies äußere Ansehen bey uns eben so trü-
gen als bey dem Schiffe: Wenn wir mit selbigem, nach vorhergegangener Aus-
besserung am Lande, von neuem in See giengen; so schien es zwar in ziemlich gutem
Stande zu seyn, gleichwohl mochte ihm auf der langen Fahrt, so mancher harte
Stoß, insgeheim empfindlichen Schaden zugefügt haben! -- Eben das was in
Neu-Seeland uns so wohl bekam: die gesunde Luft, die einfache Lebensordnung,
besonders aber der Ueberfluß an guten, leicht zu verdauenden Nahrungsmitteln,

Forster's Reise u. die Welt zweyter Th. B b b

in den Jahren 1772 bis 1775.
holz an Bord, beſſerten das Tauwerk aus, und ſetzten uͤberhaupt das ganze Schif1774.
Novem-
ber.

in Stand, der ungeſtuͤmen Witterung des ſuͤdlichen Himmelsſtrichs von neuem
Trotz zu bieten. Die Wilden hatten uns waͤhrend unſers Hierſeyns, ſo reich-
lich mit Fiſchen verſorgt, daß wir mehrere Faͤßgen voll einſalzen, und auf die Reiſe
nach Terra del Fuego mitnehmen konnten. Auf dieſe Art zubereitet hielten
ſie ſich und ſchmeckten vortreflich. Außerdem ließ auch der Capitain, kurz vor der
Abfahrt, noch eine große Menge Seeraben und anderes dergleichen Gefluͤgel zu-
ſammen ſchieſſen, damit wir unterwegens deſto laͤnger friſchen Proviant haben
moͤchten.

Am Nachmittag des 9ten wurden die letzten Anſtalten zur Abreiſe ge-
troffen, und des folgenden Morgens um vier Uhr verlieſſen wir Neu-Seeland
zum dritten und letzten mahle. So oft wir hier vor Anker gegangen,
ſo oft hatten wir uns auch, durch die Menge, Mannigfaltigkeit und Heil-
ſamkeit der friſchen Lebensmittel, von allen Beſchwerden und Unpaͤßlichkeiten des
Seelebens, vornemlich vom Schaarbock, ſehr ſchnell wieder erhohlt. Die wohl-
ſchmeckenden, antiſcorbutiſchen Kraͤuter reinigten und verſuͤßten das Blut, und
die Fiſche, gaben, als eine leicht zu verdauende Speiſe, gute Nahrungsſaͤfte.
Selbſt die Luft, die hier zu Lande, ſogar an den ſchoͤnſten Tagen, ziemlich
ſcharf iſt, mochte zu unſerer Geneſung das ihrige beytragen, in ſo fern ſie den
durch langen Aufenthalt in heißen Gegenden erſchlafften Fibern, neue
Kraft und Spannung mittheilte. Endlich ſo mußte auch die ſtarke Bewegung
die wir uns taͤglich machten, dem Koͤrper in mehr denn einer Abſicht zutraͤglich
ſeyn. Bey ſo viel zuſammenwuͤrkenden Urſachen war es kein Wunder, daß,
wenn wir bey der Ankunft allhier auch noch ſo bleich und abgezehrt ausſahen,
die Veraͤnderung der Lebensart uns doch in kurzer Zeit wieder eine friſche, ge-
ſunde Farbe verſchafte. Freylich konnte dies aͤußere Anſehen bey uns eben ſo truͤ-
gen als bey dem Schiffe: Wenn wir mit ſelbigem, nach vorhergegangener Aus-
beſſerung am Lande, von neuem in See giengen; ſo ſchien es zwar in ziemlich gutem
Stande zu ſeyn, gleichwohl mochte ihm auf der langen Fahrt, ſo mancher harte
Stoß, insgeheim empfindlichen Schaden zugefuͤgt haben! — Eben das was in
Neu-Seeland uns ſo wohl bekam: die geſunde Luft, die einfache Lebensordnung,
beſonders aber der Ueberfluß an guten, leicht zu verdauenden Nahrungsmitteln,

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[377/0395] in den Jahren 1772 bis 1775. holz an Bord, beſſerten das Tauwerk aus, und ſetzten uͤberhaupt das ganze Schif in Stand, der ungeſtuͤmen Witterung des ſuͤdlichen Himmelsſtrichs von neuem Trotz zu bieten. Die Wilden hatten uns waͤhrend unſers Hierſeyns, ſo reich- lich mit Fiſchen verſorgt, daß wir mehrere Faͤßgen voll einſalzen, und auf die Reiſe nach Terra del Fuego mitnehmen konnten. Auf dieſe Art zubereitet hielten ſie ſich und ſchmeckten vortreflich. Außerdem ließ auch der Capitain, kurz vor der Abfahrt, noch eine große Menge Seeraben und anderes dergleichen Gefluͤgel zu- ſammen ſchieſſen, damit wir unterwegens deſto laͤnger friſchen Proviant haben moͤchten. 1774. Novem- ber. Am Nachmittag des 9ten wurden die letzten Anſtalten zur Abreiſe ge- troffen, und des folgenden Morgens um vier Uhr verlieſſen wir Neu-Seeland zum dritten und letzten mahle. So oft wir hier vor Anker gegangen, ſo oft hatten wir uns auch, durch die Menge, Mannigfaltigkeit und Heil- ſamkeit der friſchen Lebensmittel, von allen Beſchwerden und Unpaͤßlichkeiten des Seelebens, vornemlich vom Schaarbock, ſehr ſchnell wieder erhohlt. Die wohl- ſchmeckenden, antiſcorbutiſchen Kraͤuter reinigten und verſuͤßten das Blut, und die Fiſche, gaben, als eine leicht zu verdauende Speiſe, gute Nahrungsſaͤfte. Selbſt die Luft, die hier zu Lande, ſogar an den ſchoͤnſten Tagen, ziemlich ſcharf iſt, mochte zu unſerer Geneſung das ihrige beytragen, in ſo fern ſie den durch langen Aufenthalt in heißen Gegenden erſchlafften Fibern, neue Kraft und Spannung mittheilte. Endlich ſo mußte auch die ſtarke Bewegung die wir uns taͤglich machten, dem Koͤrper in mehr denn einer Abſicht zutraͤglich ſeyn. Bey ſo viel zuſammenwuͤrkenden Urſachen war es kein Wunder, daß, wenn wir bey der Ankunft allhier auch noch ſo bleich und abgezehrt ausſahen, die Veraͤnderung der Lebensart uns doch in kurzer Zeit wieder eine friſche, ge- ſunde Farbe verſchafte. Freylich konnte dies aͤußere Anſehen bey uns eben ſo truͤ- gen als bey dem Schiffe: Wenn wir mit ſelbigem, nach vorhergegangener Aus- beſſerung am Lande, von neuem in See giengen; ſo ſchien es zwar in ziemlich gutem Stande zu ſeyn, gleichwohl mochte ihm auf der langen Fahrt, ſo mancher harte Stoß, insgeheim empfindlichen Schaden zugefuͤgt haben! — Eben das was in Neu-Seeland uns ſo wohl bekam: die geſunde Luft, die einfache Lebensordnung, beſonders aber der Ueberfluß an guten, leicht zu verdauenden Nahrungsmitteln, Forſter’s Reiſe u. die Welt zweyter Th. B b b

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/395>, abgerufen am 28.04.2024.