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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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müsse, daß sie früher von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen. Das Für und Wider abwechselnd annehmend, fuhr sie endlich des folgenden Abends sehr spät zu ihrer neuen Freundin. Es ward getanzt, und sie fand alles in fröhlicher Bewegung, als sie mit gesenktem Blick, flüchtig durch die Zimmer hin, in ein kleines Cabinet eilte, wo sie nur ältere Damen am Spieltisch wußte. Bleich und zerstreut setzte sie sich neben die Baronin, welche diese Auszeichnung als eine schuldige Aufmerksamkeit gütig aufnahm. Indem trat Emilie, erhitzt vom Tanzen, herein, und flüsterte ihr leise zu: wissen Sie, wer hier ist? Ich weiß, ich weiß, entgegnete sie in tödtlicher Angst. Sie wissen? woher denn? fragte Emilie. Gestern - erwiederte Luise; ich kann jetzt nicht. - Denken Sie sich, fuhr jene fort, die Wirthin hat uns dennoch verrathen; er sah den Abend, als wir aßen, durch die Thür, welche die Wirthin ein wenig auf ließ. Er hat mir's selbst gesagt; gleich auf den ersten Blick hat er mich erkannt - Sie? fragte Luise, Sie allein? Nun, er wird Sie auch erkennen, erwiederte Emilie; aber sehn Sie, da ist er. Luise hatte nicht das Herz, die Augen zu heben. Rolls Stimme zwang sie endlich, aufzublicken. Sie hörte einen unbekannten Namen, sah ein ganz fremdes Gesicht, eine zarte, fast unausgebildete Gestalt.

müsse, daß sie früher von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen. Das Für und Wider abwechselnd annehmend, fuhr sie endlich des folgenden Abends sehr spät zu ihrer neuen Freundin. Es ward getanzt, und sie fand alles in fröhlicher Bewegung, als sie mit gesenktem Blick, flüchtig durch die Zimmer hin, in ein kleines Cabinet eilte, wo sie nur ältere Damen am Spieltisch wußte. Bleich und zerstreut setzte sie sich neben die Baronin, welche diese Auszeichnung als eine schuldige Aufmerksamkeit gütig aufnahm. Indem trat Emilie, erhitzt vom Tanzen, herein, und flüsterte ihr leise zu: wissen Sie, wer hier ist? Ich weiß, ich weiß, entgegnete sie in tödtlicher Angst. Sie wissen? woher denn? fragte Emilie. Gestern – erwiederte Luise; ich kann jetzt nicht. – Denken Sie sich, fuhr jene fort, die Wirthin hat uns dennoch verrathen; er sah den Abend, als wir aßen, durch die Thür, welche die Wirthin ein wenig auf ließ. Er hat mir’s selbst gesagt; gleich auf den ersten Blick hat er mich erkannt – Sie? fragte Luise, Sie allein? Nun, er wird Sie auch erkennen, erwiederte Emilie; aber sehn Sie, da ist er. Luise hatte nicht das Herz, die Augen zu heben. Rolls Stimme zwang sie endlich, aufzublicken. Sie hörte einen unbekannten Namen, sah ein ganz fremdes Gesicht, eine zarte, fast unausgebildete Gestalt.

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müsse, daß sie früher von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen. Das Für und Wider abwechselnd annehmend, fuhr sie endlich des folgenden Abends sehr spät zu ihrer neuen Freundin. Es ward getanzt, und sie fand alles in fröhlicher Bewegung, als sie mit gesenktem Blick, flüchtig durch die Zimmer hin, in ein kleines Cabinet eilte, wo sie nur ältere Damen am Spieltisch wußte. Bleich und zerstreut setzte sie sich neben die Baronin, welche diese Auszeichnung als eine schuldige Aufmerksamkeit gütig aufnahm. Indem trat Emilie, erhitzt vom Tanzen, herein, und flüsterte ihr leise zu: wissen Sie, wer hier ist? Ich weiß, ich weiß, entgegnete sie in tödtlicher Angst. Sie wissen? woher denn? fragte Emilie. Gestern &#x2013; erwiederte Luise; ich kann jetzt nicht. &#x2013; Denken Sie sich, fuhr jene fort, die Wirthin hat uns dennoch verrathen; er sah den Abend, als wir aßen, durch die Thür, welche die Wirthin ein wenig auf ließ. Er hat mir&#x2019;s selbst gesagt; gleich auf den ersten Blick hat er mich erkannt &#x2013; Sie? fragte Luise, Sie allein? Nun, er wird Sie auch erkennen, erwiederte Emilie; aber sehn Sie, da ist er. Luise hatte nicht das Herz, die Augen zu heben. Rolls Stimme zwang sie endlich, aufzublicken. Sie hörte einen unbekannten Namen, sah ein ganz fremdes Gesicht, eine zarte, fast unausgebildete Gestalt.
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[103/0105] müsse, daß sie früher von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen. Das Für und Wider abwechselnd annehmend, fuhr sie endlich des folgenden Abends sehr spät zu ihrer neuen Freundin. Es ward getanzt, und sie fand alles in fröhlicher Bewegung, als sie mit gesenktem Blick, flüchtig durch die Zimmer hin, in ein kleines Cabinet eilte, wo sie nur ältere Damen am Spieltisch wußte. Bleich und zerstreut setzte sie sich neben die Baronin, welche diese Auszeichnung als eine schuldige Aufmerksamkeit gütig aufnahm. Indem trat Emilie, erhitzt vom Tanzen, herein, und flüsterte ihr leise zu: wissen Sie, wer hier ist? Ich weiß, ich weiß, entgegnete sie in tödtlicher Angst. Sie wissen? woher denn? fragte Emilie. Gestern – erwiederte Luise; ich kann jetzt nicht. – Denken Sie sich, fuhr jene fort, die Wirthin hat uns dennoch verrathen; er sah den Abend, als wir aßen, durch die Thür, welche die Wirthin ein wenig auf ließ. Er hat mir’s selbst gesagt; gleich auf den ersten Blick hat er mich erkannt – Sie? fragte Luise, Sie allein? Nun, er wird Sie auch erkennen, erwiederte Emilie; aber sehn Sie, da ist er. Luise hatte nicht das Herz, die Augen zu heben. Rolls Stimme zwang sie endlich, aufzublicken. Sie hörte einen unbekannten Namen, sah ein ganz fremdes Gesicht, eine zarte, fast unausgebildete Gestalt.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/105>, abgerufen am 29.04.2024.