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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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That, da sitzt er ja! Luise war seinen Blicken gefolgt, die sich nach dem Parterre richteten, und ohne zu wissen wen er meine, heftete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der, in nachlässiger Stellung, halbliegend saß, den Arm auf die Lehne des benachbarten Sitzes gestützt, und so, das abgewandte Gesicht in der aufwärts gerichteten Hand ruhend, angelegentlich mit einer hübschen Nachbarin sprach. Ich werde ihn morgen bei der Seckingen einführen, sagte hierauf Roll, er wird unsere Damen mit seinen kleinen Talenten amüsiren. Das thun Sie doch, erwiederte Werner, und verließ, da das Stück bald zu Ende war, gleich darauf mit Roll die Loge.

Vergebens hatte Luise bis dahin auf eine Wendung des ängstlich beobachteten Kopfes gewartet; jetzt, da alles aufstand und das Gedränge immer mehr zunahm, schwankten die Gestalten verworren und unsicher umher. Sie konnte nichts bestimmt unterscheiden; allein je mehr ihr die Mittel fehlten, sich zu überzeugen, je überzeugter ward sie in sich. Es war Fernandos Stellung, sein dunkel gelocktes Haar; sie durfte nicht zweifeln. Halb entschlossen, die morgende Gesellschaft nicht zu besuchen, gedachte sie mit Unruhe des Obristen, und erwog, wie seltsam, wenn es Fernando wirklich sei, man ihr Ausbleiben deuten, wie auffallend es erscheinen

That, da sitzt er ja! Luise war seinen Blicken gefolgt, die sich nach dem Parterre richteten, und ohne zu wissen wen er meine, heftete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der, in nachlässiger Stellung, halbliegend saß, den Arm auf die Lehne des benachbarten Sitzes gestützt, und so, das abgewandte Gesicht in der aufwärts gerichteten Hand ruhend, angelegentlich mit einer hübschen Nachbarin sprach. Ich werde ihn morgen bei der Seckingen einführen, sagte hierauf Roll, er wird unsere Damen mit seinen kleinen Talenten amüsiren. Das thun Sie doch, erwiederte Werner, und verließ, da das Stück bald zu Ende war, gleich darauf mit Roll die Loge.

Vergebens hatte Luise bis dahin auf eine Wendung des ängstlich beobachteten Kopfes gewartet; jetzt, da alles aufstand und das Gedränge immer mehr zunahm, schwankten die Gestalten verworren und unsicher umher. Sie konnte nichts bestimmt unterscheiden; allein je mehr ihr die Mittel fehlten, sich zu überzeugen, je überzeugter ward sie in sich. Es war Fernandos Stellung, sein dunkel gelocktes Haar; sie durfte nicht zweifeln. Halb entschlossen, die morgende Gesellschaft nicht zu besuchen, gedachte sie mit Unruhe des Obristen, und erwog, wie seltsam, wenn es Fernando wirklich sei, man ihr Ausbleiben deuten, wie auffallend es erscheinen

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[102/0104] That, da sitzt er ja! Luise war seinen Blicken gefolgt, die sich nach dem Parterre richteten, und ohne zu wissen wen er meine, heftete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der, in nachlässiger Stellung, halbliegend saß, den Arm auf die Lehne des benachbarten Sitzes gestützt, und so, das abgewandte Gesicht in der aufwärts gerichteten Hand ruhend, angelegentlich mit einer hübschen Nachbarin sprach. Ich werde ihn morgen bei der Seckingen einführen, sagte hierauf Roll, er wird unsere Damen mit seinen kleinen Talenten amüsiren. Das thun Sie doch, erwiederte Werner, und verließ, da das Stück bald zu Ende war, gleich darauf mit Roll die Loge. Vergebens hatte Luise bis dahin auf eine Wendung des ängstlich beobachteten Kopfes gewartet; jetzt, da alles aufstand und das Gedränge immer mehr zunahm, schwankten die Gestalten verworren und unsicher umher. Sie konnte nichts bestimmt unterscheiden; allein je mehr ihr die Mittel fehlten, sich zu überzeugen, je überzeugter ward sie in sich. Es war Fernandos Stellung, sein dunkel gelocktes Haar; sie durfte nicht zweifeln. Halb entschlossen, die morgende Gesellschaft nicht zu besuchen, gedachte sie mit Unruhe des Obristen, und erwog, wie seltsam, wenn es Fernando wirklich sei, man ihr Ausbleiben deuten, wie auffallend es erscheinen

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/104>, abgerufen am 29.04.2024.