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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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des nahen Festes beschäftigte alle angenehm. Viele spielten ihre Rolle schon in Gedanken durch, und diejenigen, welche noch keine Masken gewählt hatten, sannen auf passende und anmuthige Erfindungen. Stein, welcher bis dahin abgewandt in einem entfernten Theil des Zimmers beim Clavier saß, und zwischen den weitläuftigen Verhandlungen und Streitigkeiten manch stilles Liedchen leise sang, trat nun auch zu Luisen, und befragte sie über die Wahl ihrer Maske. Sie war noch unschlüssig, und bat den Obristen, der nicht längst gekommen war, für sie zu entscheiden. Ich weiß nicht, sagte dieser, ob ich Unrecht habe, wenn ich wünsche, Sie in altdeutscher, fürstlicher Tracht zu sehen, sehr einfach, dennoch höchst edel und prächtig, und zwar in einer mehr innerlichen, gediegnen als strahlenden Pracht. Viele würden Sie lieber in den üppigen Orient versetzen, und den glühenden Schimmer des südlichen Himmels um Sie verbreiten; ich glaube selbst, Sie ziehen das Letztere vor, aber die hohe, in sich beschlossene, und eben dadurch gebietende Weiblichkeit liegt doch auch in Ihrer Seele. Ja, was noch mehr ist, macht das Wesentliche derselben aus.

Es ist sonderbar, sagte Luise, in meinen frühern Jahren fanden mehrere meiner Bekannten eine große Aehnlichkeit mit mir und einigen Bildern

des nahen Festes beschäftigte alle angenehm. Viele spielten ihre Rolle schon in Gedanken durch, und diejenigen, welche noch keine Masken gewählt hatten, sannen auf passende und anmuthige Erfindungen. Stein, welcher bis dahin abgewandt in einem entfernten Theil des Zimmers beim Clavier saß, und zwischen den weitläuftigen Verhandlungen und Streitigkeiten manch stilles Liedchen leise sang, trat nun auch zu Luisen, und befragte sie über die Wahl ihrer Maske. Sie war noch unschlüssig, und bat den Obristen, der nicht längst gekommen war, für sie zu entscheiden. Ich weiß nicht, sagte dieser, ob ich Unrecht habe, wenn ich wünsche, Sie in altdeutscher, fürstlicher Tracht zu sehen, sehr einfach, dennoch höchst edel und prächtig, und zwar in einer mehr innerlichen, gediegnen als strahlenden Pracht. Viele würden Sie lieber in den üppigen Orient versetzen, und den glühenden Schimmer des südlichen Himmels um Sie verbreiten; ich glaube selbst, Sie ziehen das Letztere vor, aber die hohe, in sich beschlossene, und eben dadurch gebietende Weiblichkeit liegt doch auch in Ihrer Seele. Ja, was noch mehr ist, macht das Wesentliche derselben aus.

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des nahen Festes beschäftigte alle angenehm. Viele spielten ihre Rolle schon in Gedanken durch, und diejenigen, welche noch keine Masken gewählt hatten, sannen auf passende und anmuthige Erfindungen. Stein, welcher bis dahin abgewandt in einem entfernten Theil des Zimmers beim Clavier saß, und zwischen den weitläuftigen Verhandlungen und Streitigkeiten manch stilles Liedchen leise sang, trat nun auch zu Luisen, und befragte sie über die Wahl ihrer Maske. Sie war noch unschlüssig, und bat den Obristen, der nicht längst gekommen war, für sie zu entscheiden. Ich weiß nicht, sagte dieser, ob ich Unrecht habe, wenn ich wünsche, Sie in altdeutscher, fürstlicher Tracht zu sehen, sehr einfach, dennoch höchst edel und prächtig, und zwar in einer mehr innerlichen, gediegnen als strahlenden Pracht. Viele würden Sie lieber in den üppigen Orient versetzen, und den glühenden Schimmer des südlichen Himmels um Sie verbreiten; ich glaube selbst, Sie ziehen das Letztere vor, aber die hohe, in sich beschlossene, und eben dadurch gebietende Weiblichkeit liegt doch auch in Ihrer Seele. Ja, was noch mehr ist, macht das Wesentliche derselben aus.</p>
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[137/0139] des nahen Festes beschäftigte alle angenehm. Viele spielten ihre Rolle schon in Gedanken durch, und diejenigen, welche noch keine Masken gewählt hatten, sannen auf passende und anmuthige Erfindungen. Stein, welcher bis dahin abgewandt in einem entfernten Theil des Zimmers beim Clavier saß, und zwischen den weitläuftigen Verhandlungen und Streitigkeiten manch stilles Liedchen leise sang, trat nun auch zu Luisen, und befragte sie über die Wahl ihrer Maske. Sie war noch unschlüssig, und bat den Obristen, der nicht längst gekommen war, für sie zu entscheiden. Ich weiß nicht, sagte dieser, ob ich Unrecht habe, wenn ich wünsche, Sie in altdeutscher, fürstlicher Tracht zu sehen, sehr einfach, dennoch höchst edel und prächtig, und zwar in einer mehr innerlichen, gediegnen als strahlenden Pracht. Viele würden Sie lieber in den üppigen Orient versetzen, und den glühenden Schimmer des südlichen Himmels um Sie verbreiten; ich glaube selbst, Sie ziehen das Letztere vor, aber die hohe, in sich beschlossene, und eben dadurch gebietende Weiblichkeit liegt doch auch in Ihrer Seele. Ja, was noch mehr ist, macht das Wesentliche derselben aus. Es ist sonderbar, sagte Luise, in meinen frühern Jahren fanden mehrere meiner Bekannten eine große Aehnlichkeit mit mir und einigen Bildern

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/139>, abgerufen am 29.04.2024.