gottesfürchtige Frau. Ich muß Euch sagen, wenn dieses böse Fräulein meine Tochter ist, trägt sie ein Mahl, gleich einem Veilchen, zwi- schen beiden Schultern, und ein gleiches auf dem Spann ihres linken Fußes. Wenn sie sich nur mit mir aus den Saale entfernen woll- te. -- Ich entblöße mich nicht vor der Bäue- rin; sagte Bertalda, ihr stolz den Rücken wen- dend. -- Aber vor mir doch wohl, entgegnete die Herzogin mit großem Ernst. Ihr werdet mir in jenes Gemach folgen, Jungfrau, und die gute Alte kommt mit. -- Die Drei ver- schwanden, und alle Uebrigen blieben in großer Erwartung schweigend zurück. Nach einer klei- nen Weile kamen die Frauen wieder, Bertalda todtenbleich, und die Herzogin sagte: Recht muß Recht bleiben: deshalben erklär' ich, daß unsre Frau Wirthin vollkommen wahr gespro- chen hat. Bertalda ist des Fischers Tochter, und soviel ist, als man hier zu wissen braucht. Das fürstliche Ehepaar ging mit der Pflege- tochter fort; auf einen Wink des Herzogs folgte
gottesfuͤrchtige Frau. Ich muß Euch ſagen, wenn dieſes boͤſe Fraͤulein meine Tochter iſt, traͤgt ſie ein Mahl, gleich einem Veilchen, zwi- ſchen beiden Schultern, und ein gleiches auf dem Spann ihres linken Fußes. Wenn ſie ſich nur mit mir aus den Saale entfernen woll- te. — Ich entbloͤße mich nicht vor der Baͤue- rin; ſagte Bertalda, ihr ſtolz den Ruͤcken wen- dend. — Aber vor mir doch wohl, entgegnete die Herzogin mit großem Ernſt. Ihr werdet mir in jenes Gemach folgen, Jungfrau, und die gute Alte kommt mit. — Die Drei ver- ſchwanden, und alle Uebrigen blieben in großer Erwartung ſchweigend zuruͤck. Nach einer klei- nen Weile kamen die Frauen wieder, Bertalda todtenbleich, und die Herzogin ſagte: Recht muß Recht bleiben: deshalben erklaͤr’ ich, daß unſre Frau Wirthin vollkommen wahr geſpro- chen hat. Bertalda iſt des Fiſchers Tochter, und ſoviel iſt, als man hier zu wiſſen braucht. Das fuͤrſtliche Ehepaar ging mit der Pflege- tochter fort; auf einen Wink des Herzogs folgte
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gottesfuͤrchtige Frau. Ich muß Euch ſagen,
wenn dieſes boͤſe Fraͤulein meine Tochter iſt,
traͤgt ſie ein Mahl, gleich einem Veilchen, zwi-
ſchen beiden Schultern, und ein gleiches auf
dem Spann ihres linken Fußes. Wenn ſie ſich
nur mit mir aus den Saale entfernen woll-
te. — Ich entbloͤße mich nicht vor der Baͤue-
rin; ſagte Bertalda, ihr ſtolz den Ruͤcken wen-
dend. — Aber vor mir doch wohl, entgegnete
die Herzogin mit großem Ernſt. Ihr werdet
mir in jenes Gemach folgen, Jungfrau, und
die gute Alte kommt mit. — Die Drei ver-
ſchwanden, und alle Uebrigen blieben in großer
Erwartung ſchweigend zuruͤck. Nach einer klei-
nen Weile kamen die Frauen wieder, Bertalda
todtenbleich, und die Herzogin ſagte: Recht
muß Recht bleiben: deshalben erklaͤr’ ich, daß
unſre Frau Wirthin vollkommen wahr geſpro-
chen hat. Bertalda iſt des Fiſchers Tochter,
und ſoviel iſt, als man hier zu wiſſen braucht.
Das fuͤrſtliche Ehepaar ging mit der Pflege-
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/128>, abgerufen am 17.06.2024.
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