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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Dörffer/ Schlösser/ und Mauren-lose Städtlein in Brand gesteckt/ und jämmerlich verwüstet/ auch viel tausend Christen theils niedergesäbelt/ theils aber in elende Dienstbarkeit fortgeschleppet. Dessen dann Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. der Herr Herzog von Lothringen/ eilfertigst benachrichtiget/ sich/ in nicht geringer Gefahr/ vom Erbfeind umringet und eingeschlossen zu werden/ befande; derohalben am rathsamsten zu seyn erachtet/ durch den Morast daselbsten durchzudringen/ und sich mit der Cavalleria gegen Altenburg zuruck zu ziehen/ die Infanterie aber/ samt der Artigleria, in die kleine Schütt/ an ermeldter Vestung Raab zu übersetzen/ von dannen solche/ einer sichern Nachfolg/ jenseit der Donau/ über Preßburg/ durch das Markfeld/ auf Wienn zu/ sich würde bedienen können / welches auch also geschehen. Weilen aber der Groß-Vezier/ solche Retirada der Käiserlichen/ vor eine zaghaftige Flucht auslegte/ wurde in gehaltenem Türkischen Kriegs-Rath geschlossen/ die Plocquade der Vestung Raab einzustellen/ hingegen der Käiserlichen Armee/ auf dem Huefschlag nachzusetzen; wie er dann/ solches zu bewerkstelligen/ ein starkes Detachement Tartarn und Türken commandirt, welche denen Käiserlichen den 7. Juli st. n. unweit Petronell und Regelsbronn/ ganz unversehens/ mit schröcklichem Geschrey/ in die Arriereguarde einfallen müssen/ welche auch/ weil einige nicht Stand gehalten/ dieselbe mehr in Confusion/ als Schaden gebracht/ also zwar/ daß auf Käiserlicher Seiten/ neben dem Verlust der Bagage/ und Nidermachung des Trosses / nicht über funfzig Mann geblieben/ unter welchen der tapfere Prinz Julius Ludwig von Savoyen/ Obrister über ein Regiment Dragoner/ und Herzog von Areschott/ in blühendem Alter drauf gegangen; und wäre ausser Zweiffel die Niderlag grösser gewesen/ wofern nicht bey dieser Action/ Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Ludwig Wilhelm/ Marggraf von Baden sc. als General Feld-Marschall Leutenant sich so trefflich gehalten/ und etliche allbereits getrennte und zerstreuete Regimenter/ wiederum in Ordnung und zu dem Stand gebracht hätte. Wiewolen sie samtlich weder poussirt noch blessirt worden wären/ wann sie wegen des grossen Raubs sich nicht selber getrennet/ und die weichende Trouppen die andern über den Hauffen geworffen hätten; wodurch die samtliche Cavalleria gezwungen worden / unerachtet daß etliche Regimenter sich recht tapfer gehalten/ und wol gethan hätten / noch selbige Nacht bis Vischa am End zu rücken.

Unterdessen aber hatte die geflügelte Fama, durch unterschiedliche flüchtige Personen / in der Käiserlichen Residenz-Stadt Wienn einen unglaublichen Schrecken/ Bestürzung und Wehklagen erreget/ in dem dieselbe/ den mit der Cavallerie vorüber gegangenen Scharmützel/ nicht allein über alle massen vergrösserten/ sondern auch die gänzliche Ruin der Infanterie und Artiglerie, fälschlich aus sprengeten/ bis gegen Abend / ermeldten Tags/ Herr General Graf Caprara/ Ihro Käiserl. Majestät den zimlich-gefährlichen Zustand Dero Armee gründlich eröffnete/ und sich bey Zeit in Sicherheit zu begeben erinnerte. Zu welchem Ende dann

Dörffer/ Schlösser/ und Mauren-lose Städtlein in Brand gesteckt/ und jämmerlich verwüstet/ auch viel tausend Christen theils niedergesäbelt/ theils aber in elende Dienstbarkeit fortgeschleppet. Dessen dann Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. der Herr Herzog von Lothringen/ eilfertigst benachrichtiget/ sich/ in nicht geringer Gefahr/ vom Erbfeind umringet und eingeschlossen zu werden/ befande; derohalben am rathsamsten zu seyn erachtet/ durch den Morast daselbsten durchzudringen/ und sich mit der Cavalleria gegen Altenburg zuruck zu ziehen/ die Infanterie aber/ samt der Artigleria, in die kleine Schütt/ an ermeldter Vestung Raab zu übersetzen/ von dannen solche/ einer sichern Nachfolg/ jenseit der Donau/ über Preßburg/ durch das Markfeld/ auf Wienn zu/ sich würde bedienen können / welches auch also geschehen. Weilen aber der Groß-Vezier/ solche Retirada der Käiserlichen/ vor eine zaghaftige Flucht auslegte/ wurde in gehaltenem Türkischen Kriegs-Rath geschlossen/ die Plocquade der Vestung Raab einzustellen/ hingegen der Käiserlichen Armee/ auf dem Huefschlag nachzusetzen; wie er dann/ solches zu bewerkstelligen/ ein starkes Detachement Tartarn und Türken commandirt, welche denen Käiserlichen den 7. Juli st. n. unweit Petronell und Regelsbronn/ ganz unversehens/ mit schröcklichem Geschrey/ in die Arriereguarde einfallen müssen/ welche auch/ weil einige nicht Stand gehalten/ dieselbe mehr in Confusion/ als Schaden gebracht/ also zwar/ daß auf Käiserlicher Seiten/ neben dem Verlust der Bagage/ und Nidermachung des Trosses / nicht über funfzig Mann geblieben/ unter welchen der tapfere Prinz Julius Ludwig von Savoyen/ Obrister über ein Regiment Dragoner/ und Herzog von Areschott/ in blühendem Alter drauf gegangen; und wäre ausser Zweiffel die Niderlag grösser gewesen/ wofern nicht bey dieser Action/ Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Ludwig Wilhelm/ Marggraf von Baden sc. als General Feld-Marschall Leutenant sich so trefflich gehalten/ und etliche allbereits getrennte und zerstreuete Regimenter/ wiederum in Ordnung und zu dem Stand gebracht hätte. Wiewolen sie samtlich weder poussirt noch blessirt worden wären/ wann sie wegen des grossen Raubs sich nicht selber getrennet/ und die weichende Trouppen die andern über den Hauffen geworffen hätten; wodurch die samtliche Cavalleria gezwungen worden / unerachtet daß etliche Regimenter sich recht tapfer gehalten/ und wol gethan hätten / noch selbige Nacht bis Vischa am End zu rücken.

Unterdessen aber hatte die geflügelte Fama, durch unterschiedliche flüchtige Personen / in der Käiserlichen Residenz-Stadt Wienn einen unglaublichen Schrecken/ Bestürzung und Wehklagen erreget/ in dem dieselbe/ den mit der Cavallerie vorüber gegangenen Scharmützel/ nicht allein über alle massen vergrösserten/ sondern auch die gänzliche Ruin der Infanterie und Artiglerie, fälschlich aus sprengeten/ bis gegen Abend / ermeldten Tags/ Herr General Graf Caprara/ Ihro Käiserl. Majestät den zimlich-gefährlichen Zustand Dero Armee gründlich eröffnete/ und sich bey Zeit in Sicherheit zu begeben erinnerte. Zu welchem Ende dann

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Dörffer/ Schlösser/ und            Mauren-lose Städtlein in Brand gesteckt/ und jämmerlich verwüstet/ auch viel tausend            Christen theils niedergesäbelt/ theils aber in elende Dienstbarkeit fortgeschleppet.            Dessen dann Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. der Herr Herzog von Lothringen/ eilfertigst            benachrichtiget/ sich/ in nicht geringer Gefahr/ vom Erbfeind umringet und            eingeschlossen zu werden/ befande; derohalben am rathsamsten zu seyn erachtet/ durch den            Morast daselbsten durchzudringen/ und sich mit der Cavalleria gegen Altenburg zuruck zu            ziehen/ die Infanterie aber/ samt der Artigleria, in die kleine Schütt/ an ermeldter            Vestung Raab zu übersetzen/ von dannen solche/ einer sichern Nachfolg/ jenseit der            Donau/ über Preßburg/ durch das Markfeld/ auf Wienn zu/ sich würde bedienen können /            welches auch also geschehen. Weilen aber der Groß-Vezier/ solche Retirada der            Käiserlichen/ vor eine zaghaftige Flucht auslegte/ wurde in gehaltenem Türkischen            Kriegs-Rath geschlossen/ die Plocquade der Vestung Raab einzustellen/ hingegen der            Käiserlichen Armee/ auf dem Huefschlag nachzusetzen; wie er dann/ solches zu            bewerkstelligen/ ein starkes Detachement Tartarn und Türken commandirt, welche denen            Käiserlichen den 7. Juli st. n. unweit Petronell und Regelsbronn/ ganz unversehens/ mit            schröcklichem Geschrey/ in die Arriereguarde einfallen müssen/ welche auch/ weil einige            nicht Stand gehalten/ dieselbe mehr in Confusion/ als Schaden gebracht/ also zwar/ daß            auf Käiserlicher Seiten/ neben dem Verlust der Bagage/ und Nidermachung des Trosses /            nicht über funfzig Mann geblieben/ unter welchen der tapfere Prinz Julius Ludwig von            Savoyen/ Obrister über ein Regiment Dragoner/ und Herzog von Areschott/ in blühendem            Alter drauf gegangen; und wäre ausser Zweiffel die Niderlag grösser gewesen/ wofern nicht            bey dieser Action/ Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Ludwig Wilhelm/ Marggraf von Baden sc. als            General Feld-Marschall Leutenant sich so trefflich gehalten/ und etliche allbereits            getrennte und zerstreuete Regimenter/ wiederum in Ordnung und zu dem Stand gebracht            hätte. Wiewolen sie samtlich weder poussirt noch blessirt worden wären/ wann sie wegen            des grossen Raubs sich nicht selber getrennet/ und die weichende Trouppen die andern über            den Hauffen geworffen hätten; wodurch die samtliche Cavalleria gezwungen worden /            unerachtet daß etliche Regimenter sich recht tapfer gehalten/ und wol gethan hätten /            noch selbige Nacht bis Vischa am End zu rücken.</p>
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[2/0214] Dörffer/ Schlösser/ und Mauren-lose Städtlein in Brand gesteckt/ und jämmerlich verwüstet/ auch viel tausend Christen theils niedergesäbelt/ theils aber in elende Dienstbarkeit fortgeschleppet. Dessen dann Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. der Herr Herzog von Lothringen/ eilfertigst benachrichtiget/ sich/ in nicht geringer Gefahr/ vom Erbfeind umringet und eingeschlossen zu werden/ befande; derohalben am rathsamsten zu seyn erachtet/ durch den Morast daselbsten durchzudringen/ und sich mit der Cavalleria gegen Altenburg zuruck zu ziehen/ die Infanterie aber/ samt der Artigleria, in die kleine Schütt/ an ermeldter Vestung Raab zu übersetzen/ von dannen solche/ einer sichern Nachfolg/ jenseit der Donau/ über Preßburg/ durch das Markfeld/ auf Wienn zu/ sich würde bedienen können / welches auch also geschehen. Weilen aber der Groß-Vezier/ solche Retirada der Käiserlichen/ vor eine zaghaftige Flucht auslegte/ wurde in gehaltenem Türkischen Kriegs-Rath geschlossen/ die Plocquade der Vestung Raab einzustellen/ hingegen der Käiserlichen Armee/ auf dem Huefschlag nachzusetzen; wie er dann/ solches zu bewerkstelligen/ ein starkes Detachement Tartarn und Türken commandirt, welche denen Käiserlichen den 7. Juli st. n. unweit Petronell und Regelsbronn/ ganz unversehens/ mit schröcklichem Geschrey/ in die Arriereguarde einfallen müssen/ welche auch/ weil einige nicht Stand gehalten/ dieselbe mehr in Confusion/ als Schaden gebracht/ also zwar/ daß auf Käiserlicher Seiten/ neben dem Verlust der Bagage/ und Nidermachung des Trosses / nicht über funfzig Mann geblieben/ unter welchen der tapfere Prinz Julius Ludwig von Savoyen/ Obrister über ein Regiment Dragoner/ und Herzog von Areschott/ in blühendem Alter drauf gegangen; und wäre ausser Zweiffel die Niderlag grösser gewesen/ wofern nicht bey dieser Action/ Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Ludwig Wilhelm/ Marggraf von Baden sc. als General Feld-Marschall Leutenant sich so trefflich gehalten/ und etliche allbereits getrennte und zerstreuete Regimenter/ wiederum in Ordnung und zu dem Stand gebracht hätte. Wiewolen sie samtlich weder poussirt noch blessirt worden wären/ wann sie wegen des grossen Raubs sich nicht selber getrennet/ und die weichende Trouppen die andern über den Hauffen geworffen hätten; wodurch die samtliche Cavalleria gezwungen worden / unerachtet daß etliche Regimenter sich recht tapfer gehalten/ und wol gethan hätten / noch selbige Nacht bis Vischa am End zu rücken. Unterdessen aber hatte die geflügelte Fama, durch unterschiedliche flüchtige Personen / in der Käiserlichen Residenz-Stadt Wienn einen unglaublichen Schrecken/ Bestürzung und Wehklagen erreget/ in dem dieselbe/ den mit der Cavallerie vorüber gegangenen Scharmützel/ nicht allein über alle massen vergrösserten/ sondern auch die gänzliche Ruin der Infanterie und Artiglerie, fälschlich aus sprengeten/ bis gegen Abend / ermeldten Tags/ Herr General Graf Caprara/ Ihro Käiserl. Majestät den zimlich-gefährlichen Zustand Dero Armee gründlich eröffnete/ und sich bey Zeit in Sicherheit zu begeben erinnerte. Zu welchem Ende dann

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/214>, abgerufen am 30.04.2024.