Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise anzutretten/ und wider den geschwornen Erb-Feind der ganzen Christenheit/ so getreuen Beystand zu leiften/ geruhen wollen: Wie dann nächst GOtt/ die glückliche Entsetzung der Stadt Wienn/ niemand anders/ als Ihro Liebden zugeschrieben werden könne. Vor welche nicht allein Er/ der Käiser selber / sondern auch die allgemeine Christenheit Ihro Liebden höchlich sich verbunden wüsten / Ihro Liebden aber bey der künftigen Nachwelt einen unsterblichen Ruhm erworben/ und Dero Gedächtnus unvergleichlich verewiget hätten.

Welches der König höchstbedächtlich also beantwortete: Es gebühre die Ehre dieses wider des grausamen Erbfeind der Christenheit erhaltenen Siegs/ niemand anders/ als einig und allein dem Drey-Einigen GOTT. Er hätte nichts anders verrichtet/ weder was die Pflicht eines Christlichen Fürstens zu Dienst der allgemeinen Christlichen Kirchen/ und Wolfarth dero von unrechtmässigen Waffen bedrangten Oberhaupts/ erforderte. Was seines Orts geschehenseye/ habe man mit willigstem Herzen gethan/ und wolle in das künftige höchsten Fleisses dahin trachten/ wie se wol Er selber/ als auch die Seinige/ der Christenheit zum bästen/ dergleichen Verrichtungen mehr zu Werk setzen möchten. Wiewol Ihm leid wäre / daß er den flüchtigen Feind nicht auf den Hufschlag alsobald verfolgen können; sintemal seine Armee/ durch einen dreytägigen unwegsamen/ über Berg und Thal gehenden March (mit Zurucklassung aller Baggage/ Fourage/ und benöthigter Lebens-Mittel) Tag und Nacht sich dergestalten abgemattet/ daß die unumgängliche Nothdurft erheischte/ Deroselben diese drey Tag auszuruhen zu verstatten/ worauf Sie aber dem Feind alsobald wiederum nachzusetzen entschlossen wären/ sc. Nach geendeter dieser vertraulichen Unterredung / welche sich auf eine gute Viertel-Stund erstrecket hatte/ wurden beederseits die Häupter wiederum entblösset/ und einander frolockend Glück gewünschet; der Königliche Polnische Erb-Prinz aber/ nachdem derselbe/ auf Besehl seines Herrn Vatters/ vor Ihro Käiserl. Majestät sehr tieffe Reverenz gemacht hatte/ in Teutschem Habit/ von Ihro Käiserl. Majestät zum Hand-Kuß gelassen. Worauf ihre Käiserl. Majestät wiederum zuruck in die Stadt gekehret/ Ihre Majestät der König aber noch selben Tag/ mit dero unterhabenden völligen Armee/ abwärts marchirten. Auf der Ruck-Reise besichtigten Ihre Käiserl. Majestät alle verstörte und verwüstete Dörffer/ vornemlich den zwischen Schwöchat und Simmeringen ligenden Lust-Garten/ Neugebäu genannt/ woselbsten weiland Anno Christi 1529. als die Türken Wienn auch belagerten/ dero Käiser Solymann/ seine Gezelt geschlagen hatte/ nach deren Modell hernach der Römische Käiser Rudolphus/ allerglorwürdigster Gedächtnis / einen Garten angerichtet/ die Thürne mit Kupfer decken/ und als weit weiland die Gezelt von einander gestanden/ so weit auch die Thürne von einander setzen lassen.

Reise anzutretten/ und wider den geschwornen Erb-Feind der ganzen Christenheit/ so getreuen Beystand zu leiften/ geruhen wollen: Wie dann nächst GOtt/ die glückliche Entsetzung der Stadt Wienn/ niemand anders/ als Ihro Liebden zugeschrieben werden könne. Vor welche nicht allein Er/ der Käiser selber / sondern auch die allgemeine Christenheit Ihro Liebden höchlich sich verbunden wüsten / Ihro Liebden aber bey der künftigen Nachwelt einen unsterblichen Ruhm erworben/ und Dero Gedächtnus unvergleichlich verewiget hätten.

Welches der König höchstbedächtlich also beantwortete: Es gebühre die Ehre dieses wider des grausamen Erbfeind der Christenheit erhaltenen Siegs/ niemand anders/ als einig und allein dem Drey-Einigen GOTT. Er hätte nichts anders verrichtet/ weder was die Pflicht eines Christlichen Fürstens zu Dienst der allgemeinen Christlichen Kirchen/ und Wolfarth dero von unrechtmässigen Waffen bedrangten Oberhaupts/ erforderte. Was seines Orts geschehenseye/ habe man mit willigstem Herzen gethan/ und wolle in das künftige höchsten Fleisses dahin trachten/ wie se wol Er selber/ als auch die Seinige/ der Christenheit zum bästen/ dergleichen Verrichtungen mehr zu Werk setzen möchten. Wiewol Ihm leid wäre / daß er den flüchtigen Feind nicht auf den Hufschlag alsobald verfolgen können; sintemal seine Armee/ durch einen dreytägigen unwegsamen/ über Berg und Thal gehenden March (mit Zurucklassung aller Baggage/ Fourage/ und benöthigter Lebens-Mittel) Tag und Nacht sich dergestalten abgemattet/ daß die unumgängliche Nothdurft erheischte/ Deroselben diese drey Tag auszuruhen zu verstatten/ worauf Sie aber dem Feind alsobald wiederum nachzusetzen entschlossen wären/ sc. Nach geendeter dieser vertraulichen Unterredung / welche sich auf eine gute Viertel-Stund erstrecket hatte/ wurden beederseits die Häupter wiederum entblösset/ und einander frolockend Glück gewünschet; der Königliche Polnische Erb-Prinz aber/ nachdem derselbe/ auf Besehl seines Herrn Vatters/ vor Ihro Käiserl. Majestät sehr tieffe Reverenz gemacht hatte/ in Teutschem Habit/ von Ihro Käiserl. Majestät zum Hand-Kuß gelassen. Worauf ihre Käiserl. Majestät wiederum zuruck in die Stadt gekehret/ Ihre Majestät der König aber noch selben Tag/ mit dero unterhabenden völligen Armee/ abwärts marchirten. Auf der Ruck-Reise besichtigten Ihre Käiserl. Majestät alle verstörte und verwüstete Dörffer/ vornemlich den zwischen Schwöchat und Simmeringen ligenden Lust-Garten/ Neugebäu genannt/ woselbsten weiland Anno Christi 1529. als die Türken Wienn auch belagerten/ dero Käiser Solymann/ seine Gezelt geschlagen hatte/ nach deren Modell hernach der Römische Käiser Rudolphus/ allerglorwürdigster Gedächtnis / einen Garten angerichtet/ die Thürne mit Kupfer decken/ und als weit weiland die Gezelt von einander gestanden/ so weit auch die Thürne von einander setzen lassen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0284" n="72"/>
Reise anzutretten/ und wider den geschwornen            Erb-Feind der ganzen Christenheit/ so getreuen Beystand zu leiften/ geruhen wollen: Wie            dann nächst GOtt/ die glückliche Entsetzung der Stadt Wienn/ niemand anders/ als Ihro            Liebden zugeschrieben werden könne. Vor welche nicht allein Er/ der Käiser selber /            sondern auch die allgemeine Christenheit Ihro Liebden höchlich sich verbunden wüsten /            Ihro Liebden aber bey der künftigen Nachwelt einen unsterblichen Ruhm erworben/ und Dero            Gedächtnus unvergleichlich verewiget hätten.</p>
        <p>Welches der König höchstbedächtlich also beantwortete: Es gebühre die Ehre dieses wider            des grausamen Erbfeind der Christenheit erhaltenen Siegs/ niemand anders/ als einig und            allein dem Drey-Einigen GOTT. Er hätte nichts anders verrichtet/ weder was die Pflicht            eines Christlichen Fürstens zu Dienst der allgemeinen Christlichen Kirchen/ und Wolfarth            dero von unrechtmässigen Waffen bedrangten Oberhaupts/ erforderte. Was seines Orts            geschehenseye/ habe man mit willigstem Herzen gethan/ und wolle in das künftige höchsten            Fleisses dahin trachten/ wie se wol Er selber/ als auch die Seinige/ der Christenheit            zum bästen/ dergleichen Verrichtungen mehr zu Werk setzen möchten. Wiewol Ihm leid wäre /            daß er den flüchtigen Feind nicht auf den Hufschlag alsobald verfolgen können; sintemal            seine Armee/ durch einen dreytägigen unwegsamen/ über Berg und Thal gehenden March (mit            Zurucklassung aller Baggage/ Fourage/ und benöthigter Lebens-Mittel) Tag und Nacht sich            dergestalten abgemattet/ daß die unumgängliche Nothdurft erheischte/ Deroselben diese            drey Tag auszuruhen zu verstatten/ worauf Sie aber dem Feind alsobald wiederum            nachzusetzen entschlossen wären/ sc. Nach geendeter dieser vertraulichen Unterredung /            welche sich auf eine gute Viertel-Stund erstrecket hatte/ wurden beederseits die Häupter            wiederum entblösset/ und einander frolockend Glück gewünschet; der Königliche Polnische            Erb-Prinz aber/ nachdem derselbe/ auf Besehl seines Herrn Vatters/ vor Ihro Käiserl.            Majestät sehr tieffe Reverenz gemacht hatte/ in Teutschem Habit/ von Ihro Käiserl.            Majestät zum Hand-Kuß gelassen. Worauf ihre Käiserl. Majestät wiederum zuruck in die Stadt            gekehret/ Ihre Majestät der König aber noch selben Tag/ mit dero unterhabenden völligen            Armee/ abwärts marchirten. Auf der Ruck-Reise besichtigten Ihre Käiserl. Majestät alle            verstörte und verwüstete Dörffer/ vornemlich den zwischen Schwöchat und Simmeringen            ligenden Lust-Garten/ Neugebäu genannt/ woselbsten weiland Anno Christi 1529. als die            Türken Wienn auch belagerten/ dero Käiser Solymann/ seine Gezelt geschlagen hatte/ nach            deren Modell hernach der Römische Käiser Rudolphus/ allerglorwürdigster Gedächtnis /            einen Garten angerichtet/ die Thürne mit Kupfer decken/ und als weit weiland die Gezelt            von einander gestanden/ so weit auch die Thürne von einander setzen lassen.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0284] Reise anzutretten/ und wider den geschwornen Erb-Feind der ganzen Christenheit/ so getreuen Beystand zu leiften/ geruhen wollen: Wie dann nächst GOtt/ die glückliche Entsetzung der Stadt Wienn/ niemand anders/ als Ihro Liebden zugeschrieben werden könne. Vor welche nicht allein Er/ der Käiser selber / sondern auch die allgemeine Christenheit Ihro Liebden höchlich sich verbunden wüsten / Ihro Liebden aber bey der künftigen Nachwelt einen unsterblichen Ruhm erworben/ und Dero Gedächtnus unvergleichlich verewiget hätten. Welches der König höchstbedächtlich also beantwortete: Es gebühre die Ehre dieses wider des grausamen Erbfeind der Christenheit erhaltenen Siegs/ niemand anders/ als einig und allein dem Drey-Einigen GOTT. Er hätte nichts anders verrichtet/ weder was die Pflicht eines Christlichen Fürstens zu Dienst der allgemeinen Christlichen Kirchen/ und Wolfarth dero von unrechtmässigen Waffen bedrangten Oberhaupts/ erforderte. Was seines Orts geschehenseye/ habe man mit willigstem Herzen gethan/ und wolle in das künftige höchsten Fleisses dahin trachten/ wie se wol Er selber/ als auch die Seinige/ der Christenheit zum bästen/ dergleichen Verrichtungen mehr zu Werk setzen möchten. Wiewol Ihm leid wäre / daß er den flüchtigen Feind nicht auf den Hufschlag alsobald verfolgen können; sintemal seine Armee/ durch einen dreytägigen unwegsamen/ über Berg und Thal gehenden March (mit Zurucklassung aller Baggage/ Fourage/ und benöthigter Lebens-Mittel) Tag und Nacht sich dergestalten abgemattet/ daß die unumgängliche Nothdurft erheischte/ Deroselben diese drey Tag auszuruhen zu verstatten/ worauf Sie aber dem Feind alsobald wiederum nachzusetzen entschlossen wären/ sc. Nach geendeter dieser vertraulichen Unterredung / welche sich auf eine gute Viertel-Stund erstrecket hatte/ wurden beederseits die Häupter wiederum entblösset/ und einander frolockend Glück gewünschet; der Königliche Polnische Erb-Prinz aber/ nachdem derselbe/ auf Besehl seines Herrn Vatters/ vor Ihro Käiserl. Majestät sehr tieffe Reverenz gemacht hatte/ in Teutschem Habit/ von Ihro Käiserl. Majestät zum Hand-Kuß gelassen. Worauf ihre Käiserl. Majestät wiederum zuruck in die Stadt gekehret/ Ihre Majestät der König aber noch selben Tag/ mit dero unterhabenden völligen Armee/ abwärts marchirten. Auf der Ruck-Reise besichtigten Ihre Käiserl. Majestät alle verstörte und verwüstete Dörffer/ vornemlich den zwischen Schwöchat und Simmeringen ligenden Lust-Garten/ Neugebäu genannt/ woselbsten weiland Anno Christi 1529. als die Türken Wienn auch belagerten/ dero Käiser Solymann/ seine Gezelt geschlagen hatte/ nach deren Modell hernach der Römische Käiser Rudolphus/ allerglorwürdigster Gedächtnis / einen Garten angerichtet/ die Thürne mit Kupfer decken/ und als weit weiland die Gezelt von einander gestanden/ so weit auch die Thürne von einander setzen lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/284
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/284>, abgerufen am 01.05.2024.