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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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wissenschaftliche Material der wichtigen Frage in meinem
Vortrage zu erschöpfen; ich habe mir daher nur angelegen
sein lassen, die wesentlicheren Seiten, gewissermaßen die
Brennpunkte derselben hervorzuheben und Jhrer Beachtung
zu empfehlen. Daß ich das Problem nicht für gelöst und
den wissenschaftlichen Proceß darüber noch keineswegs für
spruchreif erachte, brauche ich schließlich kaum noch einmal
zu versichern. Welche neuen Funde, wie tief unter den
Schwemmgebilden der Neuzeit und in welcher älteren For-
mation uns vielleicht in der nächsten Zukunft schon bevor-
stehen mögen, kann heute Niemand vorhersagen. Fassen wir
aber zusammen, was uns die neuesten Untersuchungen in's
Besondere über die Beschaffenheit des Mississippideltas an
die Hand geben, so sind wir unzweifelhaft zu dem Schlusse
berechtigt, daß die Formation der Neuzeit mindestens 100,000
Jahre umfaßt. Da nun menschliche Reste in der älteren
Formation des Diluviums aufgefunden sind, die jedenfalls
einen ebenso langen Zeitraum umfaßt, so reicht die Existenz
des Menschen in eine Vorzeit hinauf, die möglicher Weise
2-300,000 Jahre hinter der Gegenwart zurückliegt.



wiſſenſchaftliche Material der wichtigen Frage in meinem
Vortrage zu erſchöpfen; ich habe mir daher nur angelegen
ſein laſſen, die weſentlicheren Seiten, gewiſſermaßen die
Brennpunkte derſelben hervorzuheben und Jhrer Beachtung
zu empfehlen. Daß ich das Problem nicht für gelöſt und
den wiſſenſchaftlichen Proceß darüber noch keineswegs für
ſpruchreif erachte, brauche ich ſchließlich kaum noch einmal
zu verſichern. Welche neuen Funde, wie tief unter den
Schwemmgebilden der Neuzeit und in welcher älteren For-
mation uns vielleicht in der nächſten Zukunft ſchon bevor-
ſtehen mögen, kann heute Niemand vorherſagen. Faſſen wir
aber zuſammen, was uns die neueſten Unterſuchungen in's
Beſondere über die Beſchaffenheit des Miſſiſſippideltas an
die Hand geben, ſo ſind wir unzweifelhaft zu dem Schluſſe
berechtigt, daß die Formation der Neuzeit mindeſtens 100,000
Jahre umfaßt. Da nun menſchliche Reſte in der älteren
Formation des Diluviums aufgefunden ſind, die jedenfalls
einen ebenſo langen Zeitraum umfaßt, ſo reicht die Exiſtenz
des Menſchen in eine Vorzeit hinauf, die möglicher Weiſe
2‒300,000 Jahre hinter der Gegenwart zurückliegt.



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[40/0044] wiſſenſchaftliche Material der wichtigen Frage in meinem Vortrage zu erſchöpfen; ich habe mir daher nur angelegen ſein laſſen, die weſentlicheren Seiten, gewiſſermaßen die Brennpunkte derſelben hervorzuheben und Jhrer Beachtung zu empfehlen. Daß ich das Problem nicht für gelöſt und den wiſſenſchaftlichen Proceß darüber noch keineswegs für ſpruchreif erachte, brauche ich ſchließlich kaum noch einmal zu verſichern. Welche neuen Funde, wie tief unter den Schwemmgebilden der Neuzeit und in welcher älteren For- mation uns vielleicht in der nächſten Zukunft ſchon bevor- ſtehen mögen, kann heute Niemand vorherſagen. Faſſen wir aber zuſammen, was uns die neueſten Unterſuchungen in's Beſondere über die Beſchaffenheit des Miſſiſſippideltas an die Hand geben, ſo ſind wir unzweifelhaft zu dem Schluſſe berechtigt, daß die Formation der Neuzeit mindeſtens 100,000 Jahre umfaßt. Da nun menſchliche Reſte in der älteren Formation des Diluviums aufgefunden ſind, die jedenfalls einen ebenſo langen Zeitraum umfaßt, ſo reicht die Exiſtenz des Menſchen in eine Vorzeit hinauf, die möglicher Weiſe 2‒300,000 Jahre hinter der Gegenwart zurückliegt.

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/44>, abgerufen am 05.05.2024.