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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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der durchsichtigen Körper herleiten läßt, dadurch, daß er sich die Materie überhaupt als eine Menge von physischen Punkten vorstellt, welche mit Wirkungskreisen des Anziehens und Zurückstoßens umgeben sind, s. Materie. Wenn nun, sagt er, ein bewegter Körper genug Moment hat, um die zurückstoßenden Kräfte, in deren Wirkungskreis er kömmt, zu überwinden, so wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Körper dringen können; denn auf diese Art kreuzen sich blos Kräfte, deren, wie wir sonst schon wissen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden seyn können. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug sey, so treibe der durchgehende Körper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geschwindigkeit setze er sie in eine beträchtliche Bewegung, ohne in seinem Laufe sehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geschwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Priestley hat ein Engländer Michell eben diesen Gedanken schon früher gehabt; so wie er überhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu scheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geschwindigkeit desselben, 19 Trillionenmal größer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Körper auf dasselbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll setzt. Ein Widerstand, der diese Kraft zu überwinden vermag, kan freylich leicht für absolute Undurchdringlichkeit angesehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich ist. Ich lasse es übrigens mit Herrn Klügel unentschieden, ob diese Berechnung auf das Licht passe, und ob es nicht noch weit besser gethan sey, seine Unwissenheit über das Wesen des Lichts demüthig zu gestehen.

Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.

Ren. Descartes Princip. philos. P. III. §. 55. sqq.

Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opusc. var. arg.

Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307--313.

Lichtstral, s. Licht.


der durchſichtigen Koͤrper herleiten laͤßt, dadurch, daß er ſich die Materie uͤberhaupt als eine Menge von phyſiſchen Punkten vorſtellt, welche mit Wirkungskreiſen des Anziehens und Zuruͤckſtoßens umgeben ſind, ſ. Materie. Wenn nun, ſagt er, ein bewegter Koͤrper genug Moment hat, um die zuruͤckſtoßenden Kraͤfte, in deren Wirkungskreis er koͤmmt, zu uͤberwinden, ſo wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Koͤrper dringen koͤnnen; denn auf dieſe Art kreuzen ſich blos Kraͤfte, deren, wie wir ſonſt ſchon wiſſen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden ſeyn koͤnnen. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug ſey, ſo treibe der durchgehende Koͤrper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geſchwindigkeit ſetze er ſie in eine betraͤchtliche Bewegung, ohne in ſeinem Laufe ſehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geſchwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Prieſtley hat ein Englaͤnder Michell eben dieſen Gedanken ſchon fruͤher gehabt; ſo wie er uͤberhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu ſcheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geſchwindigkeit deſſelben, 19 Trillionenmal groͤßer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Koͤrper auf daſſelbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll ſetzt. Ein Widerſtand, der dieſe Kraft zu uͤberwinden vermag, kan freylich leicht fuͤr abſolute Undurchdringlichkeit angeſehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich iſt. Ich laſſe es uͤbrigens mit Herrn Kluͤgel unentſchieden, ob dieſe Berechnung auf das Licht paſſe, und ob es nicht noch weit beſſer gethan ſey, ſeine Unwiſſenheit uͤber das Weſen des Lichts demuͤthig zu geſtehen.

Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f.

Ren. Deſcartes Princip. philoſ. P. III. §. 55. ſqq.

Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opuſc. var. arg.

Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307—313.

Lichtſtral, ſ. Licht.

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[904/0910] der durchſichtigen Koͤrper herleiten laͤßt, dadurch, daß er ſich die Materie uͤberhaupt als eine Menge von phyſiſchen Punkten vorſtellt, welche mit Wirkungskreiſen des Anziehens und Zuruͤckſtoßens umgeben ſind, ſ. Materie. Wenn nun, ſagt er, ein bewegter Koͤrper genug Moment hat, um die zuruͤckſtoßenden Kraͤfte, in deren Wirkungskreis er koͤmmt, zu uͤberwinden, ſo wird er ohne Schwierigkeit durch jeden Koͤrper dringen koͤnnen; denn auf dieſe Art kreuzen ſich blos Kraͤfte, deren, wie wir ſonſt ſchon wiſſen, mehrere an einem Orte zugleich vorhanden ſeyn koͤnnen. Boscowich zeigt, wenn das Moment groß genug ſey, ſo treibe der durchgehende Koͤrper die Theile des andern gar nicht aus der Stelle; bey einer geringern Geſchwindigkeit ſetze er ſie in eine betraͤchtliche Bewegung, ohne in ſeinem Laufe ſehr unterbrochen zu werden; und bey noch geringerer Geſchwindigkeit gehe er gar nicht durch. Nach Prieſtley hat ein Englaͤnder Michell eben dieſen Gedanken ſchon fruͤher gehabt; ſo wie er uͤberhaupt den Kennern der Monadologie nicht neu ſcheinen wird. Die Kraft, womit das Licht fortgeht, wird aus der Geſchwindigkeit deſſelben, 19 Trillionenmal groͤßer als die Schwere, gefunden, wenn man den Raum, in welchem die Koͤrper auf daſſelbe zu wirken anfangen, (1/100) Zoll ſetzt. Ein Widerſtand, der dieſe Kraft zu uͤberwinden vermag, kan freylich leicht fuͤr abſolute Undurchdringlichkeit angeſehen werden, wenn er auch dies nicht wirklich iſt. Ich laſſe es uͤbrigens mit Herrn Kluͤgel unentſchieden, ob dieſe Berechnung auf das Licht paſſe, und ob es nicht noch weit beſſer gethan ſey, ſeine Unwiſſenheit uͤber das Weſen des Lichts demuͤthig zu geſtehen. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 21. 104. 259. 276. 279. u. f. 304. u. f. Ren. Deſcartes Princip. philoſ. P. III. §. 55. ſqq. Leonh. Euler Nova theoria lucis et locorum in Opuſc. var. arg. Erxleben Anfangsgr. der Naturl. 4te Aufl. § 307—313. Lichtſtral, ſ. Licht.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/910>, abgerufen am 30.04.2024.