Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


gegen andere Stoffe zu äußern, und Veränderungen in der Mischung und Zersetzung der Körper hervorzubringen scheint, die man schwerlich einem bloßen Zittern des Aethers zuschreiben kan. Das Sonnenlicht entwickelt eine sehr reine Luft aus den Pflanzen, welche in der Nacht und im Schatten eine schädliche Luft hervorbringen, s. Gas, dephlogistisirtes. Eben dieses Licht giebt den Gewächsen die grüne Farbe. Blumenzwiebeln, die man im Dunkeln auf einem Glase mit Wasser einem Lampenfeuer aussetzt, treiben weiße Blätter, die erst am Sonnenlichte grün werden. Noch mehr, diese grüne Farbe ist resinös, und löset sich im Weingeiste auf. Mehrere Beyspiele von Veränderungen der Farbe durch das Sonnenlicht führt Priestley (Gesch. der Optik, S. 276. u. f.) aus Dü Hamel, Beccari u. a. an. Wie leicht Bänder und seidne Stoffe gewisse Farben an der Sonne verlieren, ist bekannt; gleichwohl verlieren sie dieselben im Dunkeln nicht, wenn sie gleich eben dem Grade der Wärme, und eben der freyen Luft ausgesetzt sind. Marat (Decouvertes sur la lumiere, übers. von Weigel, Leipz. 1783. 8.) hat Verwandschaften des Lichts mit andern Materien sichtbar darzustellen gesucht. Auch die Verbindung zwischen Licht und Wärme, der Umstand, daß schwarze Körper stärker erhitzt werden, als weiße, die Erscheinungen der Phosphoren, der Stoß des Lichts, den einige im Brennpunkte der Hohlspiegel wahrzunehmen geglaubt haben u. dgl. mögen viel dazu beygetragen haben, das Daseyn einer Lichtmaterie den Chymikern wahrscheinlich zu machen. Ihre Meynungen über die Natur derselben sind dennoch höchst verschieden. Nach Einigen soll sie zusammengesetzt, nach Andern einfach, nach de Lüc sogar das einzige einfache und elementarische Fluidum seyn. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich hierüber auf die Artikel: Feuer und Phlogiston verweisen.

Der P. Boscowich (Philos. naturalis theoria redacta ad unicam legem, Vindob. 1759. 4. p. 167. ingl. Diss. de lumine, Vind. 1766. 4 maj.) hebt die Schwierigkeit, die sich gegen das Emanationssystem aus dem Bau


gegen andere Stoffe zu aͤußern, und Veraͤnderungen in der Miſchung und Zerſetzung der Koͤrper hervorzubringen ſcheint, die man ſchwerlich einem bloßen Zittern des Aethers zuſchreiben kan. Das Sonnenlicht entwickelt eine ſehr reine Luft aus den Pflanzen, welche in der Nacht und im Schatten eine ſchaͤdliche Luft hervorbringen, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes. Eben dieſes Licht giebt den Gewaͤchſen die gruͤne Farbe. Blumenzwiebeln, die man im Dunkeln auf einem Glaſe mit Waſſer einem Lampenfeuer ausſetzt, treiben weiße Blaͤtter, die erſt am Sonnenlichte gruͤn werden. Noch mehr, dieſe gruͤne Farbe iſt reſinoͤs, und loͤſet ſich im Weingeiſte auf. Mehrere Beyſpiele von Veraͤnderungen der Farbe durch das Sonnenlicht fuͤhrt Prieſtley (Geſch. der Optik, S. 276. u. f.) aus Duͤ Hamel, Beccari u. a. an. Wie leicht Baͤnder und ſeidne Stoffe gewiſſe Farben an der Sonne verlieren, iſt bekannt; gleichwohl verlieren ſie dieſelben im Dunkeln nicht, wenn ſie gleich eben dem Grade der Waͤrme, und eben der freyen Luft ausgeſetzt ſind. Marat (Decouvertes ſur la lumiere, uͤberſ. von Weigel, Leipz. 1783. 8.) hat Verwandſchaften des Lichts mit andern Materien ſichtbar darzuſtellen geſucht. Auch die Verbindung zwiſchen Licht und Waͤrme, der Umſtand, daß ſchwarze Koͤrper ſtaͤrker erhitzt werden, als weiße, die Erſcheinungen der Phoſphoren, der Stoß des Lichts, den einige im Brennpunkte der Hohlſpiegel wahrzunehmen geglaubt haben u. dgl. moͤgen viel dazu beygetragen haben, das Daſeyn einer Lichtmaterie den Chymikern wahrſcheinlich zu machen. Ihre Meynungen uͤber die Natur derſelben ſind dennoch hoͤchſt verſchieden. Nach Einigen ſoll ſie zuſammengeſetzt, nach Andern einfach, nach de Luͤc ſogar das einzige einfache und elementariſche Fluidum ſeyn. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich hieruͤber auf die Artikel: Feuer und Phlogiſton verweiſen.

Der P. Boſcowich (Philoſ. naturalis theoria redacta ad unicam legem, Vindob. 1759. 4. p. 167. ingl. Diſſ. de lumine, Vind. 1766. 4 maj.) hebt die Schwierigkeit, die ſich gegen das Emanationsſyſtem aus dem Bau

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0909" xml:id="P.2.903" n="903"/><lb/>
gegen andere Stoffe zu a&#x0364;ußern, und Vera&#x0364;nderungen in der Mi&#x017F;chung und Zer&#x017F;etzung der Ko&#x0364;rper hervorzubringen &#x017F;cheint, die man &#x017F;chwerlich einem bloßen Zittern des Aethers zu&#x017F;chreiben kan. Das Sonnenlicht entwickelt eine &#x017F;ehr reine Luft aus den Pflanzen, welche in der Nacht und im Schatten eine &#x017F;cha&#x0364;dliche Luft hervorbringen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Gas, dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irtes.</hi> Eben die&#x017F;es Licht giebt den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en die gru&#x0364;ne Farbe. Blumenzwiebeln, die man im Dunkeln auf einem Gla&#x017F;e mit Wa&#x017F;&#x017F;er einem Lampenfeuer aus&#x017F;etzt, treiben weiße Bla&#x0364;tter, die er&#x017F;t am Sonnenlichte gru&#x0364;n werden. Noch mehr, die&#x017F;e gru&#x0364;ne Farbe i&#x017F;t re&#x017F;ino&#x0364;s, und lo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ich im Weingei&#x017F;te auf. Mehrere Bey&#x017F;piele von Vera&#x0364;nderungen der Farbe durch das Sonnenlicht fu&#x0364;hrt <hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> (Ge&#x017F;ch. der Optik, S. 276. u. f.) aus <hi rendition="#b">Du&#x0364; Hamel, Beccari</hi> u. a. an. Wie leicht Ba&#x0364;nder und &#x017F;eidne Stoffe gewi&#x017F;&#x017F;e Farben an der Sonne verlieren, i&#x017F;t bekannt; gleichwohl verlieren &#x017F;ie die&#x017F;elben im Dunkeln nicht, wenn &#x017F;ie gleich eben dem Grade der Wa&#x0364;rme, und eben der freyen Luft ausge&#x017F;etzt &#x017F;ind. <hi rendition="#b">Marat</hi> <hi rendition="#aq">(Decouvertes &#x017F;ur la lumiere,</hi> u&#x0364;ber&#x017F;. von <hi rendition="#b">Weigel,</hi> Leipz. 1783. 8.) hat Verwand&#x017F;chaften des Lichts mit andern Materien &#x017F;ichtbar darzu&#x017F;tellen ge&#x017F;ucht. Auch die Verbindung zwi&#x017F;chen Licht und Wa&#x0364;rme, der Um&#x017F;tand, daß &#x017F;chwarze Ko&#x0364;rper &#x017F;ta&#x0364;rker erhitzt werden, als weiße, die Er&#x017F;cheinungen der Pho&#x017F;phoren, der Stoß des Lichts, den einige im Brennpunkte der Hohl&#x017F;piegel wahrzunehmen geglaubt haben u. dgl. mo&#x0364;gen viel dazu beygetragen haben, das Da&#x017F;eyn einer Lichtmaterie den Chymikern wahr&#x017F;cheinlich zu machen. Ihre Meynungen u&#x0364;ber die Natur der&#x017F;elben &#x017F;ind dennoch ho&#x0364;ch&#x017F;t ver&#x017F;chieden. Nach Einigen &#x017F;oll &#x017F;ie zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt, nach Andern einfach, nach <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> &#x017F;ogar das einzige einfache und elementari&#x017F;che Fluidum &#x017F;eyn. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich hieru&#x0364;ber auf die Artikel: <hi rendition="#b">Feuer</hi> und <hi rendition="#b">Phlogi&#x017F;ton</hi> verwei&#x017F;en.</p>
            <p>Der P. <hi rendition="#b">Bo&#x017F;cowich</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. naturalis theoria redacta ad unicam legem, Vindob. 1759. 4. p. 167.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;. de lumine, Vind. 1766. 4 maj.)</hi> hebt die Schwierigkeit, die &#x017F;ich gegen das Emanations&#x017F;y&#x017F;tem aus dem Bau<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[903/0909] gegen andere Stoffe zu aͤußern, und Veraͤnderungen in der Miſchung und Zerſetzung der Koͤrper hervorzubringen ſcheint, die man ſchwerlich einem bloßen Zittern des Aethers zuſchreiben kan. Das Sonnenlicht entwickelt eine ſehr reine Luft aus den Pflanzen, welche in der Nacht und im Schatten eine ſchaͤdliche Luft hervorbringen, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes. Eben dieſes Licht giebt den Gewaͤchſen die gruͤne Farbe. Blumenzwiebeln, die man im Dunkeln auf einem Glaſe mit Waſſer einem Lampenfeuer ausſetzt, treiben weiße Blaͤtter, die erſt am Sonnenlichte gruͤn werden. Noch mehr, dieſe gruͤne Farbe iſt reſinoͤs, und loͤſet ſich im Weingeiſte auf. Mehrere Beyſpiele von Veraͤnderungen der Farbe durch das Sonnenlicht fuͤhrt Prieſtley (Geſch. der Optik, S. 276. u. f.) aus Duͤ Hamel, Beccari u. a. an. Wie leicht Baͤnder und ſeidne Stoffe gewiſſe Farben an der Sonne verlieren, iſt bekannt; gleichwohl verlieren ſie dieſelben im Dunkeln nicht, wenn ſie gleich eben dem Grade der Waͤrme, und eben der freyen Luft ausgeſetzt ſind. Marat (Decouvertes ſur la lumiere, uͤberſ. von Weigel, Leipz. 1783. 8.) hat Verwandſchaften des Lichts mit andern Materien ſichtbar darzuſtellen geſucht. Auch die Verbindung zwiſchen Licht und Waͤrme, der Umſtand, daß ſchwarze Koͤrper ſtaͤrker erhitzt werden, als weiße, die Erſcheinungen der Phoſphoren, der Stoß des Lichts, den einige im Brennpunkte der Hohlſpiegel wahrzunehmen geglaubt haben u. dgl. moͤgen viel dazu beygetragen haben, das Daſeyn einer Lichtmaterie den Chymikern wahrſcheinlich zu machen. Ihre Meynungen uͤber die Natur derſelben ſind dennoch hoͤchſt verſchieden. Nach Einigen ſoll ſie zuſammengeſetzt, nach Andern einfach, nach de Luͤc ſogar das einzige einfache und elementariſche Fluidum ſeyn. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich hieruͤber auf die Artikel: Feuer und Phlogiſton verweiſen. Der P. Boſcowich (Philoſ. naturalis theoria redacta ad unicam legem, Vindob. 1759. 4. p. 167. ingl. Diſſ. de lumine, Vind. 1766. 4 maj.) hebt die Schwierigkeit, die ſich gegen das Emanationsſyſtem aus dem Bau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/909
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/909>, abgerufen am 30.04.2024.